Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Horror-Party: Ein Tindermatch und drei Weirdos

Eine Unterhose, eine Schnapsflasche und Tinder – keine gute Kombination.
Illustration: Daniela Rudolf-Lübke

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Man vergisst leicht, dass Feiern nicht immer nur spaßig ist. In dieser Serie erzählen wir deshalb von den schlimmsten Partys, auf denen wir in unserem Leben waren. Viel zu viel Alkohol, grässlich langweilige Verwandte, emotionale Tiefpunkte – es gibt ja viel, das eine Feier vermiesen kann. Falls du selbst von einer schlimmen Party erzählen willst: Schreib uns eine Mail an info@jetzt.de! 

Horrorstufe: 6 von 10

Center of Attention: Tills Hintern

Trinkverhalten: Um gute Stimmung bemüht

Die Quarantäne und der Winter waren lang – deshalb wollten meine Mädels und ich einfach nur Spaß im Urlaub am See haben. Wir hatten uns ein Ferienhaus gemietet und richtig Lust, mal wieder zu feiern und neue Leute kennenzulernen. Aber neue Leute können auch manchmal sehr komische Leute sein – das hat uns dieser Abend am Ende gezeigt.

Der Abend fing mit einem Tinder-Match an. Meine Freundin Julia wollte sich unbedingt ausprobieren und hatte sich vorgenommen, jetzt endlich ihre wilde Jugend zu genießen. Der Typ sollte also ein paar Freunde mitbringen, idealerweise würden wir uns alle super verstehen und die Party unvergesslich werden. Unvergesslich, das war sie am Ende auch. Aber eben nicht ganz so, wie wir dachten. Wir packten also eine Schüssel Guacamole, ein paar Flaschen Wein und noch etwas Schnaps ein und trafen uns mit den Typen an einem neutralen Ort am See – als Vorsichtsmaßnahme, damit wir sie notfalls auch loswerden könnten, sollten sie sich als Creeps rausstellen. Die drei Jungs schienen eigentlich ganz nett zu sein, aber irgendwie kam die Party nicht so richtig in Schwung, die Gespräche stockten und die Stimmung war eher mittelmäßig. Vielleicht war das der Grund, warum sich Till, einer der Jungs und eigentlich der designierte Fahrer, kurzerhand nach dem Alkohol griff. Auch das Tindermatch meiner Freundin schien nicht gerade ein Traumtyp zu sein – er zeigte uns stolz seine lange Tinder-Eroberungsliste. 

„Ey, guck mal!“

Dann hatte jemand die Idee, schwimmen zu gehen. Ganz spontan, wie abenteuerlich! Ich weiß nicht, was bei uns überwog: Die tatsächliche Begeisterung, oder die Not, der unangenehmen Situation zu entfliehen. Wir zogen uns alle bis auf die Unterwäsche aus, da wir natürlich keine Badesachen dabei hatten. „Ey, guck mal!“, raunte mir Julia plötzlich kichernd zu. Ich folgte ihrem Blick und musste mir ein lautes Lachen verkneifen: Till hatte einfach komplett blank gezogen. Klassische Autounfall-Situation: Man will nicht hinschauen, aber es geht irgendwie nicht anders. Die anderen Jungs schien Tills Freizügigkeit hingegen nicht besonders zu überraschen.

Nach dem nächtlichen Bad, das die Stimmung leider auch nicht retten konnte, war uns allen kalt, also gingen wir zu unserem Ferienhaus und spielten Trinkspiele. So langsam wurden die Leute betrunkener und die Party kam ins Rollen. Ausgerechnet dann stellte sich aber raus: Der Schnaps war leer! Der „Fahrer“ Till hatte sich daran bedient – und die ganze Flasche getrunken! Ich ahnte Böses. Währenddessen verabschiedeten sich Julia und ihr Tinderdate von uns – nach oben ins Schlafzimmer. Aber schon kurze Zeit später kam Julia wieder zurück.  Der Typ hatte wohl einen Dreier vorgeschlagen, mit unserer anderen Freundin Anna. Wir anderen seien ihm zu verklemmt. Naja, verklemmt war ich ganz bestimmt nicht, aber ich fühlte mich auch nicht besonders wohl auf dieser Party. Julia hatte jedenfalls genug von ihrem Tinderdate, aber Anna war nicht ganz abgeneigt von der Idee und verabschiedete sich tatsächlich hoch zu Simon.

Wir müssen diese Typen irgendwie loswerden

Währenddessen waren die anderen Jungs auch verschwunden. Wir machten uns auf die Suche. Der dritte Kumpel lag schlafend auf dem Sofa – wer konnte es ihm verübeln? Till fand ich in der Küche, hackedicht Kartoffeln schälend. „Ich hatte Hunger“, verteidigte er sich. Offensichtlich hatte er sich nicht nur ungefragt an unserem Schnaps, sondern auch an unseren Vorräten bedient. Doch dann folgte die viel schlimmere Entdeckung: Er hatte einen unserer Weed-Brownies gegessen. Man muss kein Experte sein, um zu wissen, dass Alkohol und Weed keine gute Mischung sind – und Tills richtig großer Absturz uns erst bevorstand. Da wurde mir klar: Wir mussten die Jungs sofort loswerden.

Während wir auf Till einredeten, der stur wie ein Kind war und mit dem Messer in der Hand herum fuchtelte, versuchten wir gleichzeitig den schlafenden Freund wachzukriegen. Irgendwann schafften wir es, Till aus der Küche zu scheuchen und den Schlafenden zu wecken. Es gab nur noch einen Gast, den wir loswerden mussten: Tinder-Simon. Keiner von uns wollte auch nur in die Nähe des Schlafzimmers gehen – also entschieden wir uns für lautes, störendes Rufen. Und es funktionierte! 

Als wir endlich alle drei Jungs versammelt hatten, blieb aber immer noch die Frage: Wie kamen sie nach Hause? Till bestand vehement darauf, zu fahren, trotz der explosiven Mischung von einer Flasche Schnaps und einem Weed-Brownie. Die anderen versuchten, ihn davon abzubringen. Uns war es zu dem Zeitpunkt egal – wir wollten die Jungs einfach nur loswerden. Endlich gelang es uns, sie rauszuwerfen. Keine Ahnung, wie sie letztendlich heimkamen. Man kann nur hoffen, dass Till nicht gefahren ist. „Und wie war’s?“ fragte ich Anna, nachdem die Jungs abgehauen waren. „Brutal schlecht“, meinte sie. Ja, so konnte man den Abend ganz gut zusammenfassen. 

  • teilen
  • schließen