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Horror-Schwiegereltern: Das Königspaar

Illustration: Julia Schubert

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Alter zum Zeitpunkt der Beziehung: Er 26, sie 25

Beziehungssituation: Halbes Jahr zusammen

Horror-Stufe: 3 von 10

Die Idee: ein gemeinsames Abendessen als Team-Building-Maßnahme. Musste sein, fanden meine Freundin Kaja und ich. Wir waren nun schon ein halbes Jahr zusammen, und ihre Eltern unternahmen immer noch alles, um Kaja* mich auszureden. Dass sie das taten, wenn sie mit „Prinzessin“, wie sie Kaja nannten, alleine waren, erzählte mir Kaja immer wieder. „Ist bestimmt nicht für lange, Prinzessin, oder?“, fragten sie. Denn: „Kann der in seinem Job überhaupt verbeamtet werden? Nein, oder?“ Also: „Prinzessin, wir wollen nur das Beste für dich, das Allerbeste, und wir glauben nicht, dass er das für dich ist.“

Soweit, so arschig von ihnen, denn mal abgesehen von der tatsächlichen Null-Chance, verbeamtet zu werden, kannten sie mich überhaupt nicht.

Wenn wir zu viert in einem Raum waren, redeten sie oft nicht mit mir, sondern nur über mich: „Hat er eigentlich ein Auto, so dass ihr mal irgendwo hin fahren könnt, Prinzessin?“ Hatte ich nicht. „Hat er schon mal Golf gespielt? Dann könnte er ja mal mit am Wochenende, wenn wir die Familienrunde haben.“ Leider auch: nein. Höhepunkte des Gegen-mich-Angehens waren die wenigen Momente, in denen das Königspaar, denn dafür müssen Eltern, die ihrer Tochter eine royale Rolle zuschreiben, sich ja halten, mit mir allein war. Dann sagte oder fragte ich höflich etwas, um keine Stille aufkommen zu lassen, und was kam zurück: nichts. Gar nichts. Ich wurde einfach ignoriert.

Wenn ich Kaja davon erzählte, meinte sie immer nur: „Kann ich mir nicht vorstellen.“ Ich glaube: Sie wusste genau, wovon ich da sprach. Deshalb schlug sie vermutlich auch das gemeinsame Abendessen vor. Vielleicht würde ich so doch noch Teil der Royal-Family werden. Ich war jedenfalls zu allem bereit, ich wollte ja mit Kaja zusammen sein.

Es gab Raclette. Ich hatte angeboten, Gemüse und Fleisch zu besorgen. Feedback des Königs: „Das holen alles wir, das soll ja gut sein.“ Auch beim Schnippeln hatte ich helfen wollen, aber die Königin meinte: „Prinzessin, dass machen wir beide!“ Mein Part war also nur der, am fertig gedeckten Tisch zu sitzen, Pfännchen zu füllen und gute Miene zum für mich unnötig schweren Spiel zu machen. Beispiel: „Wir haben diesen Wein besorgt“, sagte der König zu mir. „Prinzessin mag den so gerne, es ist ...“, er pausierte kurz, „... ach, kennst du bestimmt eh nicht, da muss man schon Fachmann sein.“ Und: „Trinkst du überhaupt Wein? Du trinkst doch bestimmt nur Bier“, und mit einem Grinsen in Richtung Königin, „wahrscheinlich aus der Dose.“ Was ich zu all dem Quatsch sagte? Nichts. Ich grinste mit. Keinen Bock auf Stress mit Kaja.

Denn auch, wenn sie die Machenschaften sicherlich durchschaute, waren König und Königin nun mal ihr Vater und ihre Mutter, und die hatte sie ebenso lieb wie umgekehrt. Ich blieb also ruhig. Nur einmal, als die Königin fragte, wie viel man in meinem Job eigentlich so verdiene, schoss ich zurück: „Wieso, wollen Sie den Beruf wechseln?“ Da grinsten dann einmal alle.

Dass Kaja sich einige Wochen später von mir trennte, hatte laut ihr nichts mit ihren Eltern zu tun: „So krassen Einfluss haben die nicht auf mich.“ Sie wäre einfach der Meinung, wir würden doch nicht so gut zusammen passen, wie sie dachte. Wie es mir damit ging? Ich war überraschenderweise ein bisschen erleichtert. Vielleicht aufgrund des Endes der Monarchie.

Der Autor ist der Redaktion bekannt, möchte aber lieber anonym bleiben.

*Namen geändert

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