- • Startseite
- • Job-Kolumne
-
•
Gehalt: Wie viel verdient ein Metallbauer?
In einem Großbetrieb könnte er nicht angestellt sein, sagt Benjamin. Der 20-Jährige will nicht nur ein kleines Rad im Getriebe sein, sondern Verantwortung übernehmen. Deshalb arbeitet er in einem Familienbetrieb in Oberkirch – beziehungsweise geht dort „schaffe“, wie er im feinsten Badisch erzählt.
Was ich als Metallbauer mache
„Wir fertigen eigentlich alles, was man im Alltag draußen so sieht und aus Metall besteht: Tore, Geländer, Treppen, Überdachungen, Fahrradunterständer. Meistens sind das Einzelanfertigungen nach Auftrag. Jemand kommt zu uns und bestellt zum Beispiel ein Geländer für einen Balkon. Wir besprechen dann die Vorstellungen des Kunden und fahren zur Baustelle, um zu schauen, wo das Geländer stehen soll, und um alles auszumessen. Anschließend erstellen wir am Computer ein 3D-Modell. Ist der Kunde zufrieden, geht die eigentliche Fertigung los.
Das Modellierungsprogramm spuckt direkt eine sogenannte Stückliste mit allen Teilen aus, die man für die jeweilige Konstruktion braucht. Die Teile bestellen wir von Zulieferern. Wir haben zwar selbst noch eine Esse, das ist eine Feuerstelle, in der man Metall erhitzt, um es dann in Form zu klopfen. Aber die kommt nur noch sehr selten zum Einsatz. Früher, damals nannte man den Beruf meistens noch Schlosser, war das anders. Metallarbeiten waren kleinteiliger und filigraner, man kennt das heute zum Beispiel noch von Altbautoren. Wenn überhaupt, nutzen wir die Esse heutzutage, um Teile für die Reparatur von solchen älteren, mit Dekorationen verzierten Konstruktionen zu fertigen. Zum Beispiel, wenn jemand beim Ausparken dagegen gefahren ist. In meiner Zeit im Betrieb ist das aber noch nicht passiert.
Heute arbeiten wir meistens mit vorgefertigten Rohren, zum Beispiel aus Aluminium oder unbehandeltem Schwarzstahl. Ich arbeite vor allem mit Edelstahl. In unserer Werkstatt säge ich die Teile zurecht, verschweiße und schleife sie. Auf Montage fahre ich dann auch. Das mag ich an meinem Job besonders: Ich bin von Anfang bis Ende dabei, vom ersten digitalen Entwurf bis zur fertigen Konstruktion.“
Wie ich zu dem Job gekommen bin
„Ich habe die Realschule gemacht und gegen Ende lange überlegt, ob ich noch die weiterführende Schule machen will oder eine Ausbildung. Fast zu lange, beinahe hätte ich die Frist verpasst, um mich irgendwo als Azubi zu bewerben. Aber meine Tante lief eines Tages durch Oberkirch und sah, dass in dem Betrieb, in dem ich heute arbeite, noch Auszubildende gesucht wurden. Ich hatte während der Schulzeit schon ein paar handwerkliche Praktika gemacht und wusste, dass mir das liegt. Also habe ich drei Tage lang zur Probe gearbeitet. Danach war klar: Das mache ich.
Die Ausbildung zum Metallbauer der Fachrichtung Konstruktionstechnik, so heißt sie offiziell, dauert in der Regel dreieinhalb Jahre. Es gibt abwechselnd einen Theorie- und einen Praxisteil. Im ersten Lehrjahr geht man für die Praxis in den Ausbildungsbetrieb. Ab dem zweiten gibt es überbetriebliche Kurse, zum Beispiel im Schweißen oder Schleifen. Da habe ich große Unterschiede im Wissensstand gemerkt zwischen Leuten wie mir, die in kleineren Betrieben alles schon mal machen durften, und Leuten, die in großen Betrieben ein Jahr lang nur Gummiteile in Fensterrahmen gesteckt haben. Nach der Ausbildung bin ich direkt übernommen worden.“
Was Metall als Baustoff so besonders macht
„Ich weiß noch, wie fasziniert ich von den Funken war, die durch die Luft flogen, als ich zum ersten Mal in der Werkstatt stand. Das hat mich beeindruckt. Metall ist ein robustes Material, so stark und schwer. Und trotzdem ist es ein so vielfältiger Baustoff. Man kann aus einem Stück Rohr fast alles machen.“
Wie mein typischer Arbeitstag aussieht
„Mein Arbeitstag beginnt meistens um sieben Uhr. Wenn es im Sommer früher hell wird und wir zu einer Baustelle fahren, kann es auch mal um sechs Uhr losgehen. Um neun Uhr machen wir kurz Pause, um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken, bei uns in Baden nennen wir das ‚Vesper‘. Um zwölf Uhr ist Mittag und gegen 16 Uhr meistens Feierabend. Über den Tag arbeite ich einfach ab, was ansteht. Mein Chef legt das jeden Montagmorgen für die Woche fest.“
Was der Job mit meinem Privatleben macht
„Ich bin quasi auch privat zum Handwerker geworden. Nur eben für meine Freunde und Familie. Oder im Fußballverein, wo ich mich viel engagiere. Mich stört das überhaupt nicht. Ich baue gerne irgendwo etwas für jemanden auf. Ehrlich gesagt würde ich am liebsten auch zuhause werken können. Irgendwann hole ich mir eine entsprechende Ausstattung. Mir geht es dabei nicht nur um Metallarbeit, ich brenne für alles Handwerkliche. In meiner Freizeit schaue ich mir oft Videos an mit Tutorials zu Dingen, die ich in meinem Job gar nicht brauche.“
Welche Fragen ich auf Partys gestellt bekomme
„‚Was glaubst du, wie viel würde das kosten?‘ oder ‚Kannst du mir dieses aufbauen oder das?‘ Einmal hat mich jemand gefragt, ob ich Homeoffice machen kann, was ich sehr lustig fand.“
Welche Eigenschaften ich für den Job brauche
„Ich würde nicht sagen, dass man eine handwerkliche Begabung braucht. Aber schon eine gewisse Fingerfertigkeit. Außerdem mathematisches Grundverständnis und räumliches Vorstellungsvermögen. Von den praktischen Dingen abgesehen, ist es wichtig, teamfähig zu sein und gut kommunizieren zu können. Man sollte immer Lust haben, dazuzulernen. Höhenangst ist schlecht. Man steht öfter auf einem Gerüst oder montiert ein Geländer auf einem Balkon, wo eben noch keins ist.“
Vorstellung vs. Realität
„Eine Riesenüberraschung war nicht dabei, als ich den Job begonnen habe, würde ich sagen. Aber ich war schon erstaunt, wie viele Sicherheitsvorgaben es gibt. Schweißen oder Bohren sieht immer spektakulär aus. Aber wenn man weiß, was man tut, ist das relativ entspannt. Beziehungsweise, wenn man weiß, was man nicht tut, zum Beispiel mit langen offenen Haaren oder irgendwelchen Bändchen an den Klamotten bohren. Wenn die in den Bohrer geraten, kann man hineingezogen werden. Sicherheit ist richtigerweise ein großer Teil der Ausbildung.“
Wie viel ich verdiene
„Als Geselle verdiene ich 3550 Euro brutto im Monat. Das liegt im Durchschnitt, würde ich sagen. Damit bin ich zufrieden.“