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5000 Euro brutto für den Buchhaltungsexperten

In Carstens Job ist es wichtig, diskret zu sein.
Foto: Haufe-Lexware; Bearbeitung: jetzt

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Was man als Buchhaltungsexperte macht

Ich arbeite bei einem Anbieter für Buchhaltungs-Software. Dort kümmere ich mich um das Programm, das unsere Kund:innen für ihre Buchhaltung im Einsatz haben. Das sind Selbständige. Sie können damit alles selbst machen, brauchen also keine Steuerberatung, bei der man mit seinem Berater oder seiner Beraterin am Tisch sitzt und Dokumente durchgeht. Im Endeffekt mache ich dasselbe wie klassische Buchhalter:innen, nur kümmere ich mich nicht auf direktem Weg um die Kund:innen, sondern betreue sie über die Software. Für die User:innen bedeutet das, zeitlich flexibler zu sein und mehr in der eigenen Hand zu haben. Trotzdem sind sie durch uns immer auf dem neuesten Stand. Zum Beispiel passen wir Änderungen, die vom Gesetzgeber kommen, regelmäßig im System an.

Wie ich Buchhaltungsexperte geworden bin

Nach dem Wirtschaftsgymnasium habe ich mich für ein duales BWL-Studium entschieden. Dabei arbeitet man parallel in einem Unternehmen und kann in alle Abteilungen reinschnuppern wie beispielsweise Marketing, Personal sowie Controlling. Vor allem Letzteres hat mich besonders interessiert, also bin ich danach zu einer Unternehmensberatung gegangen. Das war mir aber schnell zu stressig, deshalb bin ich wieder zurück in die Industrie. Dort hat mich der Arbeitsalltag sehr schnell eingeholt. In der Buchhaltung geht es immer nur um Perioden. Es wiederholt sich jeder Arbeitsschritt ständig. Das wurde mir zu eintönig. Anschließend habe ich es mit Steuerberatung versucht, denn in diesem Bereich hat man deutlich mehr Mandant:innen sowie Fälle und bekommt auch regelmäßig Fortbildungen finanziert. So wirklich zufrieden war ich dort aber auch nicht. 

Ich habe also einige Jobs in der Branche ausprobiert, bevor ich meine Rettung gefunden habe: eine Stellenausschreibung namens „Buchhaltungs-Rebell“. Ich dachte mir: Wahnsinn, das habe ich noch nie gehört. Was soll denn das sein? Und das ist genau der Job, den ich im Moment habe. Jetzt kann ich alles vereinen. Ich kümmere mich konkret um die Buchhaltung für einzelne Personen über das Produkt, habe die Beratungstätigkeit sowie die Fortbildung. 

Wie mein Arbeitsalltag aussieht

Morgens checke ich als Erstes meine Mails. Um neun Uhr haben wir jeden Tag ein Team-Treffen, unser „Daily“. Darin besprechen wir, was so ansteht. Ich bin vor allem dafür zuständig, der Abteilung zu helfen, die unsere Software inhaltlich weiterentwickelt. Ich übersetze quasi für sie. Dafür muss ich natürlich wissen, was der Gesetzgeber Neues gemacht hat und wie wir das umsetzen können. Mein Job ist es, diese Informationen zu sammeln, zu melden und dann so auszuarbeiten, dass alle sie verstehen, die nicht vom Fach sind. Das ist mein Alltag.

Diese Skills sollte man mitbringen

Eine logische Art zu denken und ein guter Umgang mit Zahlen. Außerdem: Neugierde. Unser Geschäftsführer sagte immer, wir sollen „hungrig“ sein. Man sollte aber auch diskret sein, denn so manche Zahlen muss man auch für sich behalten können. Das wird dann auch von den alten Hasen in der Kantine getestet, ob die Jungen etwas ausplappern.

Es ist außerdem wichtig, Gesetzestexte verstehen und auch erklären zu können. Viele Informationen sind in Paragrafen umständlich formuliert. Da darf man nicht gleich in Ohnmacht fallen. Man sollte auch genau sein. Denn manchmal sind Fehler nur schwer zu finden. Je nachdem, wie man arbeitet, kostet das viel Zeit.

Was der Job mit dem Privatleben macht

Ich habe beruflich so viel mit Finanzen und Geld zu tun, dass ich das privat nicht mache, sondern meine Frau. Das finde ich interessant, weil man ja denken könnte: „Da ist ja der Erbsenzähler daheim, der macht das schon.“ So ist es aber nicht. Allerdings bekomme ich durch die Zahlen einen anderen Blick auf die Dinge, was mir nach der Arbeit manchmal schwerfällt, abzulegen. Auch die analytische Denkweise nimmt man mit. Sie wirkt sich in Gesprächen auch mal negativ aufs Privatleben aus. Meine Frau sagt dann: „Du musst immer diskutieren.“

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird

Mir hört niemand zwanzig Minuten lang zu, wenn ich gefragt werde, was ich beruflich mache. Generell merke ich, dass Leute sich denken: „Du hast keinen spannenden Beruf, aber auch nichts Furchtbares. Das ist okay.“ Manche interessiert sogar mehr, ob ich im Job Hemden tragen muss als das, was ich eigentlich genau mache. Die Kurzfassung meiner Tätigkeit wird zudem oftmals nicht verstanden. Ich gebe mich inzwischen damit zufrieden und lasse es einfach so stehen. Sonst kommt gern mal als nächste Frage: „Kennst du dich mit Steuern aus?“ Und dann wird man zum nebenberuflichen Steuerberater. Das ist für mich in Ordnung, wenn es sich um eine Person handelt, mit der ich öfter zu tun habe und die mir wichtig ist.

Vorstellung vs. Realität

Wie automatisiert die Buchhaltung mittlerweile ist, hätte ich mir nicht erträumt. Es weicht stark von dem ab, was ich erwartet habe. Man stellt sich doch oft einen Menschen vor, der zwischen Akten am Tisch sitzt und in Blättern wühlt. So ein stumpfes Einbuchen von Belegen wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Natürlich bleibt der Beruf, aber Buchhalter:innen bedienen dann nur noch die Programme. Greifen da ein, wo die Automatisierung an die Grenzen stößt. Dabei kommt es auch nicht darauf an, wie man aussieht oder wie man sich kleidet. Ich habe mir vor meinem ersten Arbeitstag fünf Pullunder gekauft, weil ich mir gedacht habe: übers Hemd ein Pullunder, das ist typisch Buchhalter: Dabei brauche ich die jetzt gar nicht. T-Shirt oder Pulli reicht komplett. Das Ergebnis zählt.

Das verdient man als Buchhaltungsexperte

Derzeit bekomme ich etwa 5.000 Euro brutto im Monat. Mit diesem Gehalt bin ich sehr glücklich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich den Sprung vom klassischen Buchhalterberuf zum Buchhaltungsexperten, auch genannt Business Analyst, geschafft habe. Da bin ich schon stolz.

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