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3000 Euro brutto im Monat für den Kinderkrankenpfleger

Fabian wusste schon früh, dass er mal mit Kindern arbeiten möchte.

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Wie ich Kinderkrankenpfleger geworden bin 

Mit 18 Jahren bin ich in den Haushalt meiner Tante eingezogen, die Tagesmutter ist. Dort habe ich viel mitgeholfen und auch oft Kontakt mit den Kindern gehabt, die sie betreute. Dabei habe ich gemerkt, dass ich künftig mit Kindern arbeiten möchte – allerdings lieber im medizinischen Bereich. Also habe ich nach der Schule eine dreijährige Ausbildung im Kinderkrankenhaus gemacht. Dort habe ich viel über Hygiene gelernt und wurde auf meine praktischen Einsätze in der Klinik vorbereitet, bei denen ich auf sämtlichen Stationen des Krankenhauses mitgearbeitet habe. Mittlerweile bin ich seit knapp einem Jahr fertig mit der Ausbildung und arbeite im gleichen Krankenhaus auf einer orthopädischen Station für Kinder. Meine Patienten sind zwischen zwei und 17 Jahre alt.

Welche Aufgaben ein Kinderkrankenpfleger hat 

Die Kinder, die zu uns kommen, haben häufig Skoliose, also eine Verkrümmung der Wirbelsäule, die oft operiert werden muss. Meine Aufgabe ist es, die Patienten davor und danach bestmöglich zu versorgen. Ich bereite die Kinder auf die Operation vor – auch emotional. Ich spreche mit ihnen und ihren Eltern über Sorgen und Ängste. Nach der OP schaue ich, wie es ihnen geht, wechsle Verbände und helfe bei der Physiotherapie. Manchmal werden die Kinder an der Hüfte operiert und können danach monatelang nicht aufstehen. Für solche Fälle gibt es einen sogenannten Lagerungsblock. Das ist ein großer Schaumstoffblock, der den Kindern unter die Hüfte gelegt wird. Ich zeige den Eltern dann, wie sie die Kinder rein- und rausheben und wie das mit dem Wickeln am besten funktioniert. Ich leite also auch viel an.  

Ich betreue die Kinder auch in Nachtschichten, also in der Zeit zwischen 21.15 und 6.30 Uhr. Das mache ich vier bis fünf Nächte im Monat. Dabei kann ich für bis zu zwölf Patienten zuständig sein und bin Ansprechpartner, wenn diese etwas brauchen oder es einen Notfall gibt. Durch die großen Wirbelsäulenoperationen gibt es auch nachts einiges zu tun. Ich gebe den Patienten Medikamente, überprüfe ihre Vitalzeichen wie Puls, Blutdruck und Atmung und lagere manche Kinder, die sich nicht selbst bewegen sollen, auch um, damit keine Druckstellen entstehen. Zusätzlich fülle ich den Pflegewagen auf, bestelle Medikamente, überprüfe Operationsunterlagen und vieles mehr.  

Vorstellung vs. Realität 

Ich hatte mir immer gewünscht, mit Kindern zu arbeiten und Kollegen zu haben, die man immer alles fragen kann. Genau das habe ich in meinem jetzigen Job gefunden. Da ich Babys schon früher süß fand, dachte ich während meiner Ausbildung immer, dass es mich beruflich mehr auf eine Säuglingsstation ziehen würde, aber ich bin sehr froh, dass es am Ende die Orthopädie geworden ist. Ich war während meiner Ausbildung auf vielen Stationen im Krankenhaus, darunter auch in der Herzchirurgie. Dort waren die Patienten älter und ich habe gemerkt, dass der Umgang mit den Patienten ein anderer ist. Mir liegt der Umgang mit Kindern einfach mehr. Zu den Kleinen hat man eine ganze andere Beziehung. Die orthopädische Station hat mir während der Ausbildung am besten gefallen. Das Team ist jung, dort wird viel operiert und wir übernehmen häufig auch Patienten von der Intensivstation, was aufwendig ist. Dadurch, dass es auf der Station so viele verschiedene Krankheitsbilder gibt, ist auch für mich immer noch etwas Neues dabei. Diese Abwechslung mag ich.  

Insgesamt macht mir die Arbeit großen Spaß, vor allem, weil ich sehe, wie es den Kindern langsam wieder besser geht. Leider ist es als Pflegekraft aber oft sehr stressig. Wenn zusätzlich zu den vorhandenen Patienten noch viele neue dazukommen, wird man oft hektisch und vergisst Dinge, oder hat weniger Zeit für die Kinder als ursprünglich geplant. 

Wie ich mit schweren Fällen umgehe 

Bei uns sollen die Kinder wieder auf die Beine kommen. Doch das ist oft ein schwerer Weg, der mit Schmerzen verbunden ist. Auch ich nehme Fälle, die mich sehr berühren, manchmal gedanklich mit nach Hause. Einmal hatten wir einen Patienten, der eine neurochirurgische Operation am Kopf hatte. Ein paar Tage danach hat er aufgehört zu atmen, musste reanimiert werden und ist später leider verstorben. Er war erst 13 oder 14 Jahre alt. Das war für uns alle ein Schock. Ich bin froh, dass ich mit meinen Kollegen so etwas gut besprechen kann. Wir treffen uns auch privat zum Kochen und reden auch über Fälle, die uns beschäftigen. Das tut gut. 

Welche Eigenschaften es für den Job braucht 

Man sollte mit Kindern umgehen können, freundlich und zuverlässig sein, und vor allem auch Eigeninitiative zeigen. Wenn die Patienten ein Problem äußern, muss man sofort eine Lösung finden. Empathie ist ebenfalls wichtig, denn im Gegensatz zu Erwachsenen verstehen Kinder nicht immer, was genau mit ihnen passiert und warum Behandlungen notwendig sind. Sie wissen nur, dass es gleich wehtun wird, oder haben Angst. Also muss man ihnen alles kindgerecht erklären oder sie ablenken und beruhigen. Wenn ich zum Beispiel Blut abnehme, erkläre ich ganz genau, wofür man das braucht und wie es funktioniert. Zur Motivation haben wir auch eine Schatzkiste mit ganz viel Spielzeug. Da dürfen sich die Kinder etwas aussuchen. 

Wie die Pandemie meinen Job beeinflusst  

Für viele Kinder ist es seit Beginn der Pandemie ein Problem, dass sie in einem Einzelzimmer untergebracht sind und sich deshalb nicht so viel mit anderen Kindern austauschen können. Gerade für die Kleineren ist das oft schwierig, deshalb versuche ich, für sie da zu sein, mit ihnen zu sprechen und herauszufinden, was ihnen guttut. Manchmal dürfen aber auch die Eltern über Nacht bleiben. Übrigens: Nicht nur mit den Kindern, sondern auch mit Eltern muss man viel reden. So kann man auch ihnen die Sorgen nehmen. Meist ist es dann ganz entspannt, es gibt aber immer auch mal Eltern, die alles besser wissen und auch nicht hören wollen, was man zu sagen hat. Das kann auch mal anstrengend werden und da ist Geduld gefragt.   

Wie viel man als Kinderkrankenpfleger verdient 

Ich arbeite 40 Stunden pro Woche und verdiene nach Tarifvertrag, das sind 3000 Euro brutto im Monat. Dass ich pünktlich Schluss machen kann, ist aber selten. Dennoch bin ich zufrieden mit dem Gehalt und kann davon gut leben. 

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird 

Wenn ich von meinem Job erzähle, sagen viele Leute, dass sie das nie machen könnten, weil ihnen die Kinder so leidtun würden. Sie fragen mich, wie ich das schaffe. Ich sage dann, dass ich die Kinder beim Gesundwerden unterstütze. Zu sehen, wie es ihnen besser geht und sie das Krankenhaus auch wieder fröhlich verlassen, gibt mir unglaublich viel. 

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