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Job-Kolumne: Wie viel verdient ein Bodyguard?
Der Weg zum Beruf
Als Bodyguard zu arbeiten, war schon mein Kindheitstraum. In meiner Jugend hat mich der Film „Bodyguard“ so fasziniert, dass ich mir nur noch diesen Beruf für mich vorstellen konnte. Als ich mit der Schule fertig war, habe ich dann eine Ausbildung zur „Fachkraft für Personenschutz“ gemacht. Ich wurde zweieinhalb Jahre lang in insgesamt acht Modulen ausgebildet, dazu gehörten auch eine Nahkampfausbildung und regelmäßiges Schießtraining. Die Firma, bei der ich meine Ausbildung gemacht habe und für die ich inzwischen arbeite, hat in Österreich einen Partner, bei dem wir die Personenschutzausbildung bis hin zur TÜV-Prüfung machen. Das Prüfungskonzept sieht so aus, dass eine Schutzperson eine Woche lang begleitet wird. Von einer Sicherheitsanalyse über eine Untersuchung des Schutzkonzeptes bis zu den Fähigkeiten in Nahkampf und Schießen wird da alles genau unter die Lupe genommen.
Der Arbeitsalltag eines Bodyguards
In der Regel trainiere ich morgens erst mal. Wie der Rest des Tages verläuft, hängt von der Schutzperson ab, die meine Firma mir zuteilt. Vorab befasse ich mich immer mit der Schutzperson und mache mir deutlich, warum diese Schutz benötigt und wie die Gefahrenlage aussieht. Manchmal sind wir mit den Schutzpersonen mehrere Tage oder sogar Wochen lang auf Reisen. Häufig begleiten wir sie tagsüber im Alltag. Dazu gehören dann auch Aufgaben wie Auto fahren, Reisen organisieren und sich mit den Kollegen über Sicherheitskonzepte austauschen. Über die Personen, die ich schütze, darf und möchte ich nicht viel sagen. Was ich aber sagen kann, um das Klischee vielleicht etwas zu entkräften: Wir beschützen nicht nur Prominente und Politiker. Häufig sind es auch Personen, die Mord- oder Gewaltandrohungen erhalten oder gestalkt werden.
Das Schöne am Beruf
Ich lebe meinen Kindheitstraum. Ich möchte einfach andere Menschen beschützen. Von klein auf habe ich immer darauf geachtet, dass es meiner Familie gut geht und dass alle unversehrt nach Hause kommen. Ein Vorteil ist natürlich auch, dass mich der Job sehr fit hält. Zudem ist er durch die wechselnden Schutzpersonen sehr abwechslungsreich. Jeder einzelne Arbeitstag bedeutet für mich Nervenkitzel und Adrenalin.
Welche Gefahren und Herausforderungen der Job mit sich bringt
An die ständige Anspannung muss man sich erst gewöhnen. Man darf sich körperlich sowie geistig in wichtigen Situationen, wenn beispielsweise viele Menschen um die Schutzperson herum sind, nie ausruhen. Im Ernstfall, wie einem bewaffneten Angriff auf die Schutzperson, muss man als Bodyguard bereit sein, sich vor diese zu werfen und den Angriff abzuwehren. Auch dafür trainieren wir regelmäßig Nahkampf und Schießen. Zum Glück ist es noch nie zu einer so brenzligen Situation gekommen, dass ich kämpfen oder eine Waffe ziehen musste. Sorgen, dass etwas schief geht, mache ich mir nicht, ich kenne meine Fähigkeiten. Wenn man aufmerksam arbeitet und gut vorbereitet ist, können Gefahrenlagen früh erkannt und aufgehoben werden. Wenn ich mehrere Tage oder sogar Wochen mit der Schutzperson auf Reisen war, bin ich aber erst mal erschöpft und brauche ich eine Auszeit.
Welche Eigenschaften man als Personenschützer braucht
Das Wichtigste ist, dass man aufmerksam ist und reaktionsschnell handeln kann. Wenn ich beispielsweise mit der Schutzperson im Auto sitze und uns ein Auto seit einer gewissen Zeit hinterher fährt, muss ich schnell schalten und das als potenzielle Gefahr erkennen. Körperliche Fitness ist natürlich auch essentiell.
Vorstellung vs. Realität
Zu ganz so vielen Explosionen, Schießereien und Verfolgungsjagden wie in den Hollywood-Filmen kommt es dann doch nicht. Wenn man den Job richtig macht, dann kommt es gar nicht dazu. Insgesamt ist mein Arbeitstag wohl geregelter, als viele vermuten würden. Häufig stehe ich auf, frühstücke und fahre zur Arbeit wie viele andere auch. Nur dass ich mich eben dabei nach der zu schützenden Person richte. Viel Zeit verbringe ich mit Obversation und Sicherung der Umgebung. Langweilig wird das nie, da wir immer von einer akuten Bedrohungslage ausgehen müssen.
Wie viel man als Bodyguard verdient
Das monatliche Gehalt hängt davon ab, wie viele Aufträge die Firma bekommt. Durchschnittlich waren das in den vergangenen Jahren zwischen 5400 und 6000 Euro brutto im Monat.
Welche Frage auf Partys immer gestellt wird
Ich erzähle auf Partys oder Fremden gegenüber nicht gerne von meinem Job, weil ich schlicht durch meine berufliche Schweigepflicht nichts zu meinen Kunden oder aktuellen Aufträgen sagen darf. Nur einige ausgewählte Freunde wissen von meinem Beruf, die haben mich am Anfang noch versucht auszufragen. Meistens wollten sie wissen, wen ich beschütze, und spekulierten über bekannte Fußballer oder Politiker. Seit sie gemerkt haben, dass sie da nichts in Erfahrung bringen können, lassen sie mich mit solchen Fragen in Ruhe. Insgesamt muss ich das Privatleben sehr stark vom Beruflichen trennen. Freunden kann ich nicht sagen, wo und vor allem mit wem ich gerade unterwegs bin.
Die berufliche Zukunft
Ich möchte den Job noch mindestens 20 Jahre machen, am liebsten mein Leben lang. Spätestens mit Mitte 50 wird es allerdings schwer, einem 20-Jährigen hinterherzulaufen und den Körper auf einem so hohen Level zu halten. Ich könnte mir vorstellen, dann eine beratende Funktion zu übernehmen und in der Firma etwas in den Hintergrund zu rücken. Ganz wird mich der Personenschutz aber nie loslassen.