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Job-Kolumne: Wie viel verdient eine Selfpublisherin?
Was man als Selfpublisherin macht
Als Selfpublisherin schreibe und verlege ich meine Bücher selbst. Die meiste Zeit schreibe ich oder bewerbe mein Buch, zum Beispiel auf Instagram. Bisher habe ich einen Fantasy-Roman veröffentlicht und plane gerade die nächsten zwei Bände. Mir hilft es, vorab ein Exposé zu formulieren, in dem ich den kompletten Handlungsstrang zusammenfasse. Als ich das erste Manuskript fertig hatte, habe ich es einige Wochen liegen lassen und danach nochmal mit einem frischen Blick überarbeitet. Dann wurde es von einigen meiner Bekannten gelesen. In dieser Zeit habe ich mich mit einer Designerin um das Cover, den Merch und die Werbung in den sozialen Medien gekümmert. Mit einer Lektorin habe ich das Buch dann fertiggestellt, anschließend kommt es ins Korrektorat. Zum Schluss erfolgt der Buchsatz, so nennt man das Formatieren des Buchs. Den Ablauf für mein nächstes Buch stelle ich mir genauso vor – für mich hat das gut geklappt.
Wie man zur Selfpublisherin wird
Hauptberuflich arbeite ich als Sozialpädagogin. Aber schon als Kind habe ich viel gelesen und Tagebuch geschrieben. Die Idee zu meinem Buch verfolgt mich schon seit Jahren. Ich habe irgendwann einfach angefangen, sie aufzuschreiben. Zu Beginn war ich mit einem Verlag im Gespräch. Mein eigenes Buch wollte ich aber ungern aus der Hand geben. Erst durch Instagram bin ich darauf aufmerksam geworden, wie viele Selfpublisher es gibt.
Ohne Verlag muss man sich alles selbst erarbeiten. Deshalb habe ich zuerst nachgefragt, wie andere Autoren vorgehen. Danach bin ich durch Social Media auf verschiedene Grafikdesigner, meine Lektorin und meine Korrektorin aufmerksam geworden.
Um das Buch nach seiner Fertigstellung zu veröffentlichen, kann man sich bei einer Selfpublishing-Plattform anmelden. Dort kann man unter anderem entscheiden, ob man ein Print-Exemplar oder E-Book veröffentlichen möchte. Einige Plattformen bieten an, das Buch bei jeder Bestellung neu zu drucken. Weil mich die Qualität dort nicht überzeugt hat, habe ich selbst eine Auflage von 200 Stück drucken zu lassen. Jedes Buch selbst zu verschicken, macht jedoch so viel Arbeit, dass ich nun mit einem anderen Vertrieb zusammenarbeite. Der kooperiert mit verschiedenen Läden und Onlineshops, in denen die Bücher verfügbar sind. Dadurch bin ich im Verzeichnis lieferbarer Bücher gelistet, das heißt, das Buch hat eine ISBN-Nummer und kann in jedem Buchhandel bestellt werden. Als mein Buch das erste Mal in ein paar Buchläden auslag, habe ich mich riesig gefreut.
Eigenschaften, die man für den Job braucht
Natürlich braucht man Fantasie, um sich Geschichten auszudenken. Es hilft außerdem, selbst viel zu lesen und zu schreiben. Dadurch lernt man verschiedene Perspektiven, Worte und Schreibstile kennen. Ansonsten braucht man definitiv Disziplin, Durchhaltevermögen und Ehrgeiz, sodass man das Projekt zu Ende bringt. Für mich gehört auch Mut dazu. Ich hatte erst etwas Angst, mich auf Social Media zu präsentieren. Man gibt mit einem Buch immer einen Teil von sich selbst preis. Mit negativen Kommentaren und Rezensionen muss man auch umgehen können. Empathie ist ebenfalls wichtig. Beim Schreiben muss man sich in die Figuren hineinversetzen können, in der Zusammenarbeit mit der Designerin oder der Lektorin aber natürlich auch in andere Menschen.
Vorstellung vs. Realität
Ich habe nicht erwartet, dass der Job so viel Social Media und Onlinemarketing beinhaltet. Um Werbung kümmere ich mich jeden Tag. Ich schreibe mit Bloggern, die das Buch eventuell rezensieren, bin im Austausch mit anderen Selfpublishern, und plane, veröffentliche und kommentiere Beiträge. Ich könnte mir aber nicht vorstellen, nur noch als Selfpublisherin zu arbeiten. Außerdem verdiene ich mit meinem Buch derzeit noch kein Geld. Ein Vorteil sind aber die Freiheiten. Man hat als Autorin alles selbst in der Hand, muss sich an keine Deadlines halten und kann selbst entscheiden, mit wem man zusammenarbeitet. Der Nachteil ist, dass man erst einmal alles selbst finanzieren muss.
Das macht der Job mit dem Privatleben
In den Hochphasen arbeite ich mindestens drei Stunden am Tag an meinem Manuskript. Das mache ich entweder vor oder nach meinem Hauptberuf. Dort arbeite ich etwa 35 Stunden in der Woche. Um die 20 Stunden pro Woche kommen also durch das Schreiben noch hinzu. Wenn ich nach Hause komme, bin ich eigentlich nur am Laptop. Ich muss wirklich aufpassen, dass ich mich noch mit Freunden treffe. Manchmal verzichte ich auch auf Freizeit, um das Projekt voranzubringen. Natürlich macht mir das Schreiben aber auch Spaß. In den Phasen, in denen ich darauf warte, dass mein Manuskript korrigiert wird, ist es entspannter, und ich achte bewusst darauf, dann mal nicht zu schreiben und meine Freunde zu sehen.
Wie viel man als Selfpublisherin verdient
Aktuell investiere ich in meine Projekte mehr als ich zurückbekomme. Verrechnet mit den Druckkosten erhalte ich am Ende weniger als zwei Euro pro Buch. Es gibt noch die Möglichkeit, einen eigenen Onlineshop zu führen. Dadurch verdient man mehr, muss aber ein Gewerbe anmelden und hat mehr Aufwand. Ein E-Book lohnt sich finanziell mehr als ein gedrucktes Buch, aber das Taschenbuch war ein kleiner Traum von mir. Insgesamt habe ich ungefähr 3000 Euro investiert. Zu Anfang habe ich meine Bücher noch über eine andere Selfpublishing-Plattform verkauft. Dort habe ich pro Buch um die zehn Euro verdient. Da ich dort aber den Versand allein organisieren musste, wurde der Arbeitsaufwand zu groß. Alles in allem habe ich jetzt ein Drittel des Geldes wieder verdient, mache also aktuell noch kein Plus. Die Verluste am Anfang sind aber üblich. Das Geld wird dann bald in das neue Buch gesteckt.
Diese Frage bekommt man immer auf Partys gestellt
Die meisten Menschen fragen mich, welches Buch ich geschrieben habe und ob man es auch im Buchhandel kaufen kann. Wenn ich mit Menschen über meinen Job spreche, sage ich immer, dass ein selbstverlegtes Buch die gleiche Qualität haben kann wie ein Verlagsbuch – wenn man mit externen Dienstleistern zusammenarbeitet, wo es nötig ist.