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Gehalt: Was verdient ein Bartender?
Als Bartender beginnt Sandro Piros Arbeitstag erst um 16 Uhr und geht bis spät in die Nacht. Dafür wird es selten langweilig. Vor allem, wenn ein Promi an der Hotelbar des 21-Jährigen Platz nimmt – oder ein Gast etwas zu tief ins Glas schaut.
Was ich als Bartender mache
„Ich serviere Drinks in der Bar eines Fünf-Sterne-Hotels. Meine Aufgabe ist es, für jeden Gast den perfekten Drink zu finden. Wir kreieren als Team monatlich einen neuen Signature Drink. Aber ich mixe als Bartender nicht nur Drinks, sondern bin auch Verkäufer, Berater und Entertainer. Das heißt, ich rede viel mit den Gästen, empfehle ihnen Spirituosen, die ihren Geschmack treffen könnten und mache Tricks mit den Shakern oder Flaschen. Für viele Gäste bin ich auch eine Art Vertrauensperson. Sie erzählen mir von ihren Problemen und finden in mir einfach jemanden zum Reden. Mit den Informationen aus dem Privatleben, die vielleicht nicht so schön sind, muss man natürlich verantwortungsvoll umgehen. Manchmal ist es schön, Teil am Leben der Gäste zu haben.“
Wie mein typischer Arbeitstag aussieht
„Mein Arbeitstag beginnt in der Regel um 16 Uhr mit der Übergabe durch die Frühschicht. Dabei tauschen wir uns über den Tag, die anstehenden Aufgaben und über die Gäste aus: Wie viele Leute sind da? Gibt es Gäste, die keinen Alkohol trinken? Sind Prominente dabei? Bei Prominenten achten wir noch genauer darauf, keine Fehler zu machen. Das ist schon ein besonderes Erlebnis, wenn man jemanden bedient, den man nur aus dem Fernsehen kennt und der auf einmal vor einem steht. Aber am Ende behandeln wir sie wie alle Gäste, denn sie sind schließlich zum Urlaub hier. Wir fragen sie daher auch nie nach Bildern oder Autogrammen.
Nach der Übergabe bereite ich meinen Arbeitsplatz und Arbeitsgeräte vor. Ich hole Eis, mein Arbeitswerkzeug und prüfe, ob alles aufgefüllt ist. Um 18 Uhr geht es richtig los, aber die meisten Gäste kommen nach dem Abendessen ab 22 Uhr. Die Bar ist bis ungefähr 1 Uhr in der Nacht offen. Oft geht meine Schicht bis zwei oder drei Uhr nachts, da ich Zeit brauche, um zu spülen, zu putzen und alles für die Frühschicht vorzubereiten.“
Wie viel ich verdiene
„Ich verdiene 2500 Euro brutto Gehalt, aber bei uns kommt noch Trinkgeld dazu. Deswegen würde ich schätzen, ich verdiene normalerweise 2500 bis 3000 Euro. Ich glaube, ohne Trinkgeld würden viele nicht als Bartender arbeiten. Aber das ist auch immer wieder abhängig von dem Arbeitsplatz wie zum Beispiel in der Hotellerie, Restaurant oder puren Bar. In einer puren Bar, vermute ich, kriegt man weniger Trinkgeld, weil die Rechnung meist nicht so hoch ist, als wenn man noch Essen mitbezahlt. Bei uns gibt es auch Essen und wenn man darauf zehn Prozent Trinkgeld rechnet, ist die Rechnung höher als in einer Bar. Mein Trinkgeld würde ich auf so rund 150 bis 500 Euro in der Woche schätzen.“
Wie ich zum Job gekommen bin
„Eigentlich hat es in der Bar meines Vaters begonnen, die er seit 20 Jahren besitzt. Da habe ich das Barleben kennengelernt. Später habe ich eine Ausbildung zum Hotelfachmann angefangen, im Betrieb hat es mir hinter der Bar total gefallen. Im zweiten Lehrjahr hat die Industrie – und Handelskammer (IHK) einen Barmixer-Kurs angeboten, für den ich mich auch angemeldet habe. Die deutsche Barkeeper Union e.V. hat uns auch unterstützt und ich konnte viel von der ersten Vorsitzenden lernen. Das ist ein Verein, der sich um die Vernetzung und Weiterbildung von Barkeepern und Gastronomen kümmert.“
Was der Unterschied zwischen Bartender:in und Barkeeper:in ist
„Eigentlich gibt es da keinen großen Unterschied. Schließlich gibt es keine offizielle Ausbildung. Die Absolventen des IHK-Barmixerkurses nennen sich meistens Bartender oder Barmixer. Warum, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Weil ich in der Hotellerie arbeite, sind meine direkten Kollegen meistens ausgebildete Hotel- oder Restaurantfachleute. Aber ich kenne auch Leute, die einfach im Nebenjob in einer Bar gearbeitet haben und dort hängen geblieben sind.“
Welche Eigenschaften ich für den Job brauche
„Man muss sehr schnell sein. In der Regel sollen wir von der Aufnahme der Bestellung bis zur Ausgabe der Drinks nur sechs Minuten brauchen. In der Rush-Hour muss man einfach funktionieren, also einen guten Service bieten und gleichzeitig freundlich bleiben. Humor ist auch ziemlich wichtig. Wer geht schon gerne in eine Bar mit einem Bartender, der nicht lustig ist? Außerdem sollte man Durchhaltevermögen haben, weil manche Gäste ungeduldig sind und nicht berücksichtigen, dass wir auch noch andere Tische bedienen. Mit Gästen trinken wir grundsätzlich keinen Alkohol, auch nicht, wenn es die eigenen Freunde sind. Arbeit ist immer noch Arbeit.“
Vorstellung vs. Realität
„Ich habe mir das Bartending einfacher vorgestellt, denn in der Realität ist der Job viel stressiger als man denken würde. Man muss sich nicht nur die Bestellungen, sondern auch die Rezepte mitsamt Gläsern und Garnituren merken. Wenn wir mal etwas vergessen sollten, gibt es wir aber einen Karteikasten mit den Rezepten. Bei meinem Job ist mit vor allem der Gästekontakt positiv aufgefallen. Man lernt sehr viele, liebe Gäste kennen, an die man sich erinnert, wenn sie wiederkommen. Das gefällt mir.“
Welche Fragen ich auf Partys gestellt bekomme
„Wenn ich erwähne, dass ich Bartender bin, kommt meistens die Frage, ob ich Leuten einen Drink machen kann. Das ist einerseits cool. Aber wenn jeder nach einem Drink fragt, kann das irgendwann auch anstrengend werden. Ich wurde auch schon gefragt, was für Gäste ich schon bedient habe. Ich erwähne natürlich gern den einen oder anderen Prominenten, den ich kennengelernt habe. Mehr aber auch nicht, denn Diskretion ist wichtig in meinem Beruf.“
Was der Job mit meinem Privatleben macht
„Auf der Arbeit probiert man den einen oder anderen Drink, den man kreiert. Dadurch hat man im Privatleben keine Lust mehr, zu trinken. Dadurch, dass ich erst spät mit der Arbeit anfange, habe ich vormittags viel Zeit, um einzukaufen und andere Dinge zu erledigen. Aber man hat dabei immer im Hinterkopf, dass man noch arbeiten muss. Und es ist dadurch schwieriger, sich mit Freunden zu treffen. Deshalb sind viele meiner Freunde Kollegen.“
Wie ich mit Betrunkenen umgehe
„Man hat eine Verantwortung gegenüber den Gästen, besonders den betrunkenen. Manche werden lustig, wenn sie zu viel trinken, aber manche eben auch aggressiv. Da muss man schnell reagieren und ihnen den Ausschank von mehr Alkohol verweigern. Falls sie mit Gewalt drohen, informieren wir zuerst unsere Security und wenn es nicht anders geht, wird auch die Polizei dazu gerufen.“