Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

5300 Euro brutto für die Sachbearbeiterin

Foto: Fabian Nawrath / Bearbeitung: SZ Jetzt

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Miriam berät die Münchner Stadtverwaltung bei Bauprojekten in Umweltfragen. Der Bausektor verbraucht viel Wasser und hat großen Einfluss auf den Klimawandel. Weil Nachhaltigkeit auch privat ein großes Anliegen für Miriam ist, entschied sich die studierte Umweltmanagerin nach einiger Zeit in der Forschung für den Wechsel in die Praxis. Im Umweltreferat, glaubt sie, kann sie mehr erreichen, auch wenn manche Entscheidung in der Verwaltung länger dauert.

Was man als Sachbearbeiterin macht

„Ich prüfe zum Beispiel, was mit dem Regenwasser passiert, wenn, sagen wir mal, eine Schule gebaut oder umgebaut wird. Wir möchten es nachhaltiger nutzen. Es soll nicht wie früher einfach in den Kanal fließen, sondern Pflanzen bewässern und versickern können, damit wir mehr Grundwasser haben. Zudem achte ich darauf, dass – wenn es stark regnet – nichts ungeplant überschwemmt wird. Um das alles zu ermöglichen, berate ich mehrere bevorstehenden Bauprojekte der Stadt. Zurzeit sind es rund zehn.

Unser Ziel ist es, München zu einer nachhaltigeren Stadt zu entwickeln, wie es zum Beispiel Kopenhagen ist. Dort hat man schon viel früher angefangen, anders zu bauen. Dänemarks Hauptstadt liegt auch näher am Wasser und ist aus diesem Grund regelmäßig mit Hochwasser konfrontiert. In München ist man durch die Renaturierungen der Isar und des Sylvensteinspeichersees vor Überschwemmungen zwar ganz gut geschützt. Allerdings hindern uns die vielen versiegelten Flächen wie Straßen und Parkplätze daran, voranzukommen. Wir brechen sie schrittweise auf, schaffen mehr Platz für Pflanzen. Dadurch machen wir München grüner.“

Wie mein Arbeitsalltag aussieht

„Die meiste Zeit sitze ich im Büro oder im Homeoffice vor dem Rechner und analysiere Projekte. Dafür tausche ich mich mit anderen Abteilungen, Planern, Gutachtern und mit Ingenieurbüros aus. Ich bespreche, was umsetzbar ist, und sehe mir oft Praxisbeispiele weiterer Städte an. Außerdem beantworte ich schriftliche Fragen der Bürger:innen. Zuletzt erkundigte sich zum Beispiel jemand über das Schwammstadt-Prinzip, ein Konzept aus der Stadtplanung, um möglichst viel anfallendes Regenwasser am Ort aufzunehmen. Es ist schön, so interessierte Bürger:innen zu haben. Da helfe ich gerne weiter.“

Wie ich zu dem Job gekommen bin

„Ich habe Umweltingenieurwissenschaften mit Schwerpunkt Wassermanagement in Aachen studiert. Nach meinem Abschluss habe ich erstmal Zeit gebraucht, um herauszufinden, wo und wie ich mein Wissen am besten einsetzen kann. Zuerst habe ich an zwei verschiedenen Instituten von Unis an Forschungsprojekten mitgearbeitet. Währenddessen sehnte ich mich immer mehr danach, mein theoretisches Wissen praktisch umzusetzen. 

Zufällig bin ich dann auf die Stellenausschreibung der Stadt München gestoßen. Und ich bin noch immer sehr froh darüber, den Job bekommen zu haben. Als Sachbearbeiterin für die Themen Stadtklima, Grundwasser und Klimaanpassung kann ich zu einer nachhaltigeren Gesellschaft wirklich etwas beitragen – und forsche nicht nur zu den Themen. Ich bekomme mit, was in der Politik passiert, und werde in Entscheidungen einbezogen. Aktiv mitgestalten zu können bedeutet mir sehr viel.“

Welche Eigenschaften man für den Job braucht

„Neben dem fachlichen Wissen sollte man gut kommunizieren können. Ich tausche mich regelmäßig mit anderen Abteilungen oder Einrichtungen aus. Man muss sich auch durchsetzen können. Vor allem, wenn bei einer Baumaßnahme Investoren mitwirken, die sich noch nicht so intensiv mit Themen wie Regenwassermanagement oder unserem Grundwasser beschäftigt haben. Dann muss man überzeugend erklären, warum manche Maßnahmen sinnvoller und nachhaltiger sind – auch wenn es aus kurzer Sicht nicht die günstigste Variante sein mag. 

Wenn man zum Beispiel eine neue Wohnsiedlung bauen möchte, will man auf der einen Seite natürlich so viele Wohnungen wie möglich anbieten können. Gleichzeitig soll auch genügend Platz für Pflanzen geschaffen werden – und möglichst wenig lästiger Straßenlärm zu den Bewohner:innen durchdringen. Da kommt es schon mal vor, dass wir einen ursprünglichen Plan stark ändern müssen, um alle Interessen zu berücksichtigen. Davon darf man sich dann nicht demotivieren lassen.“ 

Was der Job mit dem Privatleben macht

„Ich beschäftige mich den ganzen Tag mit Klimaanpassung, Klimawandel und Nachhaltigkeit. Für mich ist das nicht einfach nur ein Job, sondern Passion. Ich  setze mich deswegen auch im Privatleben intensiver mit diesen Themen auseinander. Besonders fällt mir auf, wie präsent Klimapolitik in meinem Leben ist, wenn mir Leute erzählen, dass sie jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit fahren. Da möchte ich nachfragen. Generell denke ich privat sehr oft darüber nach, wie man den Arbeitsalltag nachhaltiger gestalten kann.“

Die Frage, die ich auf Partys immer gestellt wird

„Viele können mit Niederschlagsmanagement und Klimaanpassung schon etwas anfangen. Die Themen sind präsent und kommen immer wieder in den Zeitungen vor. Ich werde gerne mal gefragt, was im Ahrtal schiefgelaufen ist oder wo noch weitere Überschwemmungen waren. Oder ob man in München besonders in heißen Sommern Wasser sparen sollte. Ich erkläre dann, wieso Wassersparen immer sinnvoll ist und wieso München Glück hat, sein Wasser aus dem Voralpenland zu beziehen.“ 

Wie der Job wirklich ist

„Der Job ist so, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Wenn ich erzähle, ich arbeite bei der Stadt, glauben allerdings viele, dort geht’s nur schleppend voran oder mit mir arbeiten nur ältere Generationen. Das stimmt nicht. Wir sind ein junges Team und wollen wirklich etwas verändern. Und ich kann inzwischen gut nachvollziehen, weshalb bestimmte Prozesse länger dauern. Ich setze mich mit unterschiedlichen Positionen auseinander, das braucht Zeit. Man muss direkt auf Kolleg:innen, die an den Projekten beteiligt sind, zugehen und mit ihnen über mögliche Lösungen sprechen. Das  erfordert viel Energie. Schlussendlich finden wir Kompromisse, auch wenn damit nicht immer alle zu hundert Prozent zufrieden sind.“ 

Wie der Wandel zur Nachhaltigkeit meinen Job beeinflusst

„Ohne den Wandel würde es meine Stelle so gar nicht geben. Das Referat Klima- und Umweltschutz wächst, weil Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt. Vor ein bis zwei Jahren waren in meinem Bereich vier Personen beschäftigt, jetzt sind wir schon elf, also mehr als doppelt so viele. In unserem Team haben wir auch Landschaftsplaner:innen, Geograph:innen und Geolog:innen. Es gibt viele Menschen, die in einer Großstadt wie München leben möchten. Dafür braucht es in einem bereits eng bebauten Gebiet Wohnungen und die passende Infrastruktur. Das alles nachhaltiger zu gestalten, wird für uns eine der größten Herausforderungen sein.“

Wie viel man verdient

„Ich verdiene rund 5300 Euro brutto im Monat. Wir werden nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bezahlt. Natürlich könnte ich in der Privatwirtschaft schneller mehr verdienen, aber ich bin doch lieber bei der Stadt. Sie bietet mir nicht nur Sicherheit, sondern auch die Möglichkeit, Beruf sowie Privatleben zu vereinbaren. Ich könnte zum Beispiel nach Absprache mehr im Homeoffice arbeiten oder Stunden reduzieren. Das weiß ich zu schätzen.“

  • teilen
  • schließen