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2300 Euro brutto für die Sexualpädagogin und Sexologin

Foto: Mara Wallinger | wamara.at

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Was man als Sexualpädagogin und Sexologin macht

Als Sexualpädagogin unterstütze ich Menschen in ihrer individuellen sexuellen Entwicklung und Körperwahrnehmung. Außerdem bin ich klinische Sexologin, oder anders ausgedrückt Sexualtherapeutin: Dazu gehören neben der Gesprächstherapie auch Körperübungen – natürlich angezogen. Das mache ich in Einzelsitzungen, mit Paaren oder in Gruppenkonstellationen. 

Ich berate alle, von Jugendlichen bis hin zu Omis. Zu mir kommen Menschen, die Schmerzen beim Sex oder Erektionsprobleme haben, genauso wie Leute, die ihre Orgasmusfähigkeit erweitern wollen. Außerdem kläre ich in meinem Podcast und auf Instagram Menschen niederschwellig über Sex und alles, was damit zu tun hat, auf. Mittlerweile steht mit sieben Mitarbeitenden ein ganzes Team hinter „Sexologisch“. 

Wie mein Arbeitsalltag aussieht

Jeder Tag sieht anders aus, das liebe ich an meinem Job. Heute habe ich zum Beispiel Videos für Instagram und Tiktok gedreht und Podcastfolgen aufgenommen. Ich spreche mit den Menschen, die ich in den Podcast einlade, über ganz verschiedene Themen:  Pornos, Sexarbeit, BDSM, Menstruation oder Datenschutz bei Dating-Apps und Zyklustrackern. 

Morgen Vormittag zum Beispiel habe ich ein Austauschtreffen mit einem Kollegen und bearbeite meine Mails, am Nachmittag stehen ein Elterninformationsabend und ein Schulworkshop an. Thematisch orientiere ich mich dabei immer an den Schüler:innen, da  ist  von „Woran merkt man, dass man verliebt ist?“ über „Wie geht Analsex?“ bis zu „Gangbang Pornos“ alles möglich. 

Das ganze Wochenende über unterrichte ich dann 20 Menschen, die sich zu Sexualpädagog:innen ausbilden lassen.  Manchmal verreise ich auch für Vorträge oder Fachweiterbildungen oder unterstütze Teams bei der Erstellung von sexualpädagogischen Konzepten. Ganz häufig werde ich eingeladen, um pädagogische Fachkräfte zu schulen.

Dabei liegt der Fokus darauf, ein Verständnis für sexuelle Bildung zu vermitteln: Ich teile meinen Methodenkoffer und mache hoffentlich Lust darauf, dass die Pädagog:innen das Thema Sex mit den Kindern und Jugendlichen angehen. Außerdem führe ich Beratungsgespräche im Rahmen einer Einzelbegleitung oder Paartherapie.

Wie ich Sexualpädagogin und Sexologin geworden bin

Ich bin katholisch geprägt aufgewachsen, aber hatte eine sehr coole Mama, die offen mit dem Thema Sex umgegangen ist. Beim Studium der Sozialen Arbeit habe ich gemerkt, dass viele unprofessionell und unsicher werden, sobald das Thema Sexualität auftaucht. Und dachte mir: Das können wir besser.

Dann habe ich eine Ausbildung zur Sexualpädagogin absolviert, Workshops an Schulen gegeben und in einem Kinderschutzzentrum mit Kindern und Jugendlichen zusammengearbeitet, die sexuelle oder sexualisierte Gewalt erlebt haben.

Da habe ich gemerkt, dass ich nicht bei Gerichtsverhandlungen dabei sein, sondern schon vorher ansetzen will: Sexuelle Bildung ist die beste Präventionsarbeit, deshalb habe ich mich entschieden, meinen Fokus voll und ganz darauf zu legen. Um mich tiefer ins Thema reinzufuchsen, habe ich noch eine Ausbildung zur klinischen Sexologin gemacht. 

Während der Corona-Pandemie habe ich zudem angefangen, niederschwellige sexuelle Bildung über Social Media zu vermitteln. Ich hatte keine anderen Einkünfte, viel Zeit und die Hoffnung, es könnten sich nach der Pandemie zwei bis drei Schulen mehr bei mir melden. Dass ich damit so erfolgreich werde, hätte ich nicht gedacht. Mittlerweile habe ich sogar mein erstes Buch zum Thema veröffentlicht.

Welche Eigenschaften man als Sexologin braucht

Man braucht Offenheit, ganz viel Reflexionsfähigkeit und Lernwillen, weil man sich immer weiterbilden muss, um up to date zu bleiben. Man muss gewillt sein, sich seine eigene Sexualbiografie anzuschauen. Denn um professionell arbeiten zu können, muss man wissen, wie man in der eigenen Sexualität, Geschlechterrolle und sexuellen Identität geprägt wurde. 

Der Rest ist Übungssache: Zu Beginn ist es mir nicht leicht gefallen, bei Elternabenden offen über Sexualität  zu reden, aber mittlerweile mache ich den ganzen Tag nichts Anderes.

Was der Job mit meinem Privatleben macht

Sich hinzustellen als junge Frau und offen über Sexualität  zu sprechen, das ist für viele an sich schon ein Tabuthema – und ich mache das auch noch beruflich. Ich versuche immer möglichst wertneutral zu sein, aber sexuelle Bildung ist eben auch politisch: Ich spreche über Abtreibung, Kinderwunsch, Libido, Sex während der Menstruation oder über Themen wie „Darf man in einer paar Beziehung masturbieren oder nicht?“. Das löst viele Emotionen bei anderen Menschen aus. 

Für meine Partner:innen ist es auch nicht immer einfach: Ich werde beim Dating häufig mit Vorurteilen konfrontiert. Die Leute sind oft eingeschüchtert und denken, ich sei super offen, hätte schon alles ausprobiert und 1000 Kinks und Fetische.

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird

Auf den meisten Partys, zu denen ich eingeladen werde, sind die Leute sehr entspannt und finden meinen Job interessant und cool. Häufig kommt irgendjemand zu mir und sagt: „Du, ich hab mal ne Frage und du kennst dich doch aus.“ Dann kann es sehr schnell sehr intim werden, weil die Leute keine allgemeinen Fragen stellen, sondern ihr persönliches Sexleben besprechen wollen. Meistens stört mich das nicht, weil ich es gut finde, wenn Menschen nachfragen, aber es gibt auch Momente, in denen ich nicht darüber reden will. Ich begegne dem mit Humor und sage den Leuten, sie können sich gerne einen Termin in meiner Praxis buchen und ich mir dann eine Stunde für ihr Anliegen Zeit nehme. Die meisten checken es dann auch.

Vorstellung vs. Realität

Meine eigenen Vorstellungen vom Job waren sehr offen, weil es wenig hauptberufliche Sexualpädagog:innen gibt. Die meisten lassen das eher in ihren Berufsalltag einfließen und arbeiten als Sozialpädagog:innen, Berater:innen oder Lehrkräfte. 

Andere Leute haben ganz komische Vorstellungen von meinem Job. Ich wohne auf dem Land. Hier im Ort erzählen sie sich zum Beispiel, ich würde einen Puff betreiben und sexpositive Partys veranstalten. Oder dass die Klient:innen bei der Paartherapie vor mir Sex haben müssten und ich würde daneben sitzen und ihnen erklären, was sie angeblich falsch machen.

Das verdient man als selbstständige Sexologin und Sexualpädagogin

Ich zahle mir monatlich 2300 Euro brutto aus. Natürlich kommt viel mehr rein, aber ich habe schon 11 000 Euro Fixkosten im Monat, von denen ich die Miete für meine Wohnung und die Praxis, meine Mitarbeitenden, externe Referent:innen die Lehrgänge und Versicherungen bezahlen muss.

Das Gehalt passt gut für mich und ich würde mir momentan auch nicht mehr auszahlen wollen. Wenn man sich immer wieder was auszahlt, kann man schnell den Überblick verlieren. Ich habe mir deshalb ein Limit gesetzt, gemessen an dem, was ich im Monat brauche. So bleibt die Firma liquide und ich kann mit dem restlichen Gewinn wieder in das Unternehmen investieren.

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