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Etwa 3200 Euro brutto für den Höhenretter

Nach der Ausbildung zum Feuerwehrmann hat Benni eine Zusatzausbildung zum Höhenretter gemacht.
Foto: Privat

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Was ich als Höhenretter mache 

Als Höhenretter haben wir die Aufgabe, Personen aus Höhen oder Tiefen zu retten und sie bei schweren Verletzungen medizinisch zu versorgen. Konkret kommen wir dann zum Einsatz, wenn Personen nicht über Treppenhäuser, Aufzüge oder die Drehleitern der Feuerwehr abtransportiert werden können. Zum Beispiel werden wir gerufen, wenn ein Arbeiter auf seinem Baukran kollabiert, ein Mensch in einen Schacht fällt oder jemand auf ein hohes Gebäude geklettert ist. 2017 wurde unsere Einheit unter anderem eingesetzt, weil die Kölner Seilbahn über dem Rhein plötzlich stehen blieb und wir 65 Fahrgäste aus den Gondeln evakuieren mussten. Bei der Rettungsaktion wurden die Fahrgäste aus etwa 50 Metern Höhe auf ein Löschboot abgeseilt, ein Teil konnte über Drehleitern vom Ufer aus evakuiert werden. Ein Teil unserer Aufgabe ist auch, schwergewichtige Personen zu retten. Man alarmiert uns dann, wenn Menschen mehr als 150 Kilogramm wiegen und zum Beispiel in ihrer Wohnung im Obergeschoss bewusstlos geworden sind und Hilfe brauchen. Hier helfen wir mit einer Rettungsgondel, die an einem Kran hängt, um die jeweilige Person über das Fenster nach unten zu befördern.  

Wie man Höhenretter:in wird 

Wer Höhenretter:in werden will, muss zunächst die Grundausbildung zum Feuerwehrmann oder zur Feuerwehrfrau absolviert haben. Um sich für die Grundausbildung zu qualifizieren, braucht man entweder bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung, am besten im technischen Bereich. Alternativ kann man aber auch als Notfallsanitäter:in bei uns eine verkürzte Ausbildung zum Feuerwehrmann oder zur Feuerwehrfrau durchlaufen. Die dritte Möglichkeit ist eine dreijährige Ausbildung direkt nach der Schule. Sie besteht aus zwei Teilen: einem handwerklichen und einem feuerwehrtechnischen.  

Wenn man dann Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau ist, kann man sich weiter spezialisieren, zum Beispiel als Höhenretter:in. Das ist quasi eine Fortbildung, die man nach der Feuerwehr-Grundausbildung machen kann. Die Spezialausbildung im Bereich Höhenrettung dauert insgesamt zwei Wochen und verläuft sehr praxisnah. Das heißt, man klettert auf unterschiedlich hohe Gebäude und wird darin geschult, sich und seine Kolleg:innen mit speziellen Knoten zu sichern. Außerdem lernt man verschiedene Geräte in der Höhenrettung kennen.  

Wie mein Arbeitsalltag aussieht 

In erster Linie bin ich Feuerwehrmann. Im Berufsalltag lösche ich also vorwiegend Brände, helfe bei Hochwasser oder rette und berge Tiere und Menschen, zum Beispiel bei Verkehrsunfällen. Manchmal kommt es auch vor, dass bei einem Unfall gefährliche Substanzen verschüttet werden – auch dann wird die Feuerwehr gerufen, um die Gefahr zu beseitigen. Außerdem fahre ich auch im Rettungsdienst mit. Wenn es einen Einsatz für die Höhenrettung gibt, werden meine Kolleg:innen und ich von unseren anderen Einsatzgebieten abgezogen. In Köln haben wir mehr als hundert Einsätze im Jahr. Es gibt immer bestimmte Einsatzstichworte, bei denen die Höhenrettung direkt angefordert wird. Zum Beispiel „P Brücke“ – das heißt, dass sich eine Person auf einer Brücke befindet und in Sicherheit gebracht werden muss. Mit einem speziellen Fahrzeug fahren wir Höhenretter:innen dann von der Feuerwehrwache in Köln-Ehrenfeld los zum Einsatzort. Da nicht alle Kommunen über eine Höhenrettungseinheit verfügen, werden wir auch außerhalb der Stadt zu Einsätzen gerufen. Einmal sind wir sogar mit einem Helikopter geflogen worden, um in einem Wald, etwa eine Autostunde entfernt, einen verunglückten Gleitschirmspringer aus einer Baumkrone zu befreien. Einer von uns ist hochgeklettert, um über der Person ein Seil zu fixieren. Wir haben den Verunglückten mit Hilfe eines sogenannten Rettungsgurts abgeseilt. 

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird 

Auf Partys und im Privatleben werde ich oft nach unseren Einsätzen gefragt und wie es ist, in der Höhe zu arbeiten. Ich erzähle dann, dass kein Einsatz wie der andere ist, denn je nach Ort und Situation herrschen immer wieder neue Bedingungen, auf die man sich einstellen muss. Zuletzt hatten wir zum Beispiel einen Einsatz in der Kölner Innenstadt, bei dem betrunkene Jugendliche nachts auf einen Baukran geklettert sind. Zeugen haben uns daraufhin alarmiert und wir sind hinterher geklettert. Einer der Jugendlichen hatte in 60 Metern Höhe einen medizinischen Notfall. Der Einsatz war mit einem sehr großen organisatorischen Aufwand verbunden. So mussten wir zunächst unser Material nach oben bringen, die Seile festmachen und den Jugendlichen oben medizinisch versorgen, weil er plötzlich angefangen hatte, zu krampfen. Oben auf dem Kran hatten wir nur sehr wenig Platz, außerdem war es sehr windig, die Sichtverhältnisse waren schlecht und es hat angefangen zu regnen.  

Welche Eigenschaften man für den Job braucht 

Besonders wichtig ist es, schwindelfrei zu sein. Ob man diese Fähigkeit besitzt, wird schon vor dem Beginn der Ausbildung beim „Sichtungsklettern“ getestet. Das ist eine Art Auswahlverfahren, bei dem Anwärter:innen mehrere Übungen meistern müssen, um zur Ausbildung zugelassen zu werden. Zum Beispiel muss man auf eine 30 Meter hohe Drehleiter klettern – man ist allerdings an der Unterseite gesichert. Geübt wird später mit mehr Erfahrung auch auf Windrädern, in 160 Metern Höhe auf dem Kölner Dom oder auf den Kranhäusern. 

Die Ausbilder schauen genau, wer sich in der Höhe sicher verhält. Einmal musste ein Auszubildender abbrechen, weil er sich oben nicht sicher gefühlt hat. Natürlich habe ich als Höhenretter Respekt vor der Höhe und manchmal auch ein flaues Gefühl im Magen. Doch entscheidend ist, dass man weit oben sicher und routiniert arbeiten kann. Außerdem kommt hinzu, dass man großes Vertrauen in das Arbeitsmaterial und seine Kolleg:innen haben muss. Denn bei der Höhenrettung arbeitet man als Teamplayer, man sichert seine Kolleg:innen mit Seilen ab und hilft sich gegenseitig, um sicher wieder nach unten zu kommen. 

Wie viel man als Höhenretter:in verdient 

Bei der Feuerwehr Köln ist man verbeamtet und die Besoldung richtet sich unter anderem nach Dienstgrad und Erfahrungsstufe. Das System ist sehr hierarchisch aufgebaut. Man ist zuerst Brandmeister:in in der Besoldungsgruppe A7, danach kann man Oberbrandmeister:in und Hauptbrandmeister:in werden. Ich bin aktuell Oberbrandmeister und verdiene, je nachdem wie viele Dienste ich leiste, etwa 3200 Euro brutto pro Monat.  

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