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3413 Euro brutto für den Mechatroniker für Kältetechnik

Foto: Hermann Metzger/Bearbeitung. SZ Jetzt

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Als Konrad Geipel die Ausbildung zum Mechatroniker für Klima- und Kältetechnik anfing, wusste er nicht einmal, was ein Kältekreislauf ist. Ein handwerkliches Naturtalent sei er auch nicht gewesen. „Inzwischen kann ich mir keinen anderen Beruf mehr vorstellen“, sagt er jetzt, kurz nach seiner Gesellenprüfung. Im Interview spricht er darüber, wie er zufällig zu seinem Traumjob kam, wie er mit unfreundlichen Kund:innen klarkommt und warum er als Handwerker nie ein Bier auf der Baustelle trinken würde.

Welche Fragen mir auf Partys gestellt werden

„Von meinem Job haben die meisten höchstens eine vage Vorstellung. Am öftesten höre ich also: ‚Was machst du da genau?‘ Wenn ich auf einer Party die richtige Person treffe, habe ich auch mal ein stundenlanges Gespräch über Elektrotechnik. Ob ich Wärmepumpen einbaue, interessiert auch viele. Meine Aufgabe ist nur, einen Teil der Pumpen zu warten oder zu montieren. Den Rest überlasse ich Heizungsbauern. Wenn es bei der eigenen Klimaanlage zuhause hakt, fragen mich auch manche, woran das liegen könnte. Ferndiagnosen sind aber schwierig.“ 

Was ich als Mechatroniker für Kältetechnik mache

„Morgens um sieben verteilt mein Chef die Aufträge, ich bereite mein Werkzeug vor und fahre mit einem Kollegen zu Privatkunden oder Firmen. Wir warten und montieren Kälte- und Klimageräte. Um eine klassische Klimaanlage zu montieren, befestigen wir die Innen- und Außeneinheit des Geräts mit Schienen, durchbohren Beton oder Ziegel dazwischen und verlegen und isolieren Kupferrohre. Vereinfacht gesagt, strömt das Kältemittel dann zwischen den Einheiten und erhitzt bzw. kühlt je eine Seite. Bei einer Wartung reinigen wir unter anderem die Filter der Anlage, kontrollieren die Dichtigkeit und überprüfen die Drücke des Kältemittels. All das stellt sicher, dass die Filter sauber sind und das schädliche Kältemittel nicht in die Umwelt gelangt. Die Arbeitsschritte protokollieren wir. Manchmal schafft man es zu mehreren, meist nur zu einem Kunden pro Tag. Regulärer Arbeitsschluss ist um halb vier. Oft fahre ich aber erst, wenn die Arbeit erledigt ist, das kann auch mal 18 Uhr werden.“

Welche Eigenschaften für den Job wichtig sind

„Ich war vor der Ausbildung handwerklich nicht besonders talentiert. Dafür ist die Ausbildung da. Mitbringen sollte man ein technisches Grundverständnis und die Lust, sich in technische Probleme hineinzufuchsen. Außerdem ist mein Beruf nichts für Büromenschen, den Großteil des Tages bin ich auf den Beinen oder im Auto. Wie viel ich mich bewege, merke ich oft erst, wenn mein Handy 15 000 Schritte anzeigt. Wichtig ist auch, gerne im Team zu arbeiten und generell Freude am Kontakt mit Menschen zu haben. Selbst wenn die Kund:innen unfreundlich sind oder vielleicht auf Handwerker:innen herabschauen, sollte man höflich bleiben. Dafür braucht es eine gewisse Stressresistenz.“

Vorstellung vs. Realität

„Lustig finde ich, wenn Leute denken, ich stünde ständig frierend in Kühlzellen. Die Kund:innen rufen uns an, wenn Geräte eben nicht richtig kühlen. Im besten Fall fahre ich also wieder, wenn es kalt wird. Ansonsten begegnet mir auch das Vorurteil vom Handwerker, der den ganzen Tag auf der Baustelle Bier trinkt, immer wieder. Meine Arbeit braucht volle Konzentration und körperliche Kraft. Da wäre schon ein Bierchen in der Mittagspause eines zu viel.“

Wie ich Kälte- und Klimatechniker geworden bin

„Nachdem ich im Abitur durchgefallen war, war ich unsicher, welche Ausbildung die richtige für mich ist. Ein Freund schlug mir vor, in seinem Betrieb reinzuschnuppern. Nach zwei Wochen Probearbeit fing ich die dreieinhalbjährige Ausbildung an. Der Blockunterricht an der Berufsschule fokussiert sich auf die Fächer Kälte-, Klima-, Elektro- und Anlagentechnik. In meinem Betrieb durfte ich meinen Kollegen ab dem ersten Tag nicht nur auf die Finger schauen, sondern unter Anweisung eines Gesellen direkt mit anpacken. Zusätzlich hat man in der Innung, dem Landesverband der Klima- und Kälteindustrie, noch mehrwöchige Kurse. Bei mir war das leider während der Pandemie, also teilweise online. Ziel des eigentlich praktischen Unterrichts ist, die Konstruktion der Geräte zu durchdringen, um später mögliche Fehler finden zu können. Vor kurzem habe ich meine Abschlussprüfung abgelegt, bin jetzt Geselle und habe bei meinem Betrieb schon den Vertrag unterschrieben.“

So beeinflusst der Beruf mein Privatleben 

„Seit ich als Klima- und Kältetechniker arbeite, traue ich mir auch zuhause handwerkliche Aufgaben zu. Einen Lichtschalter einzubauen ist kein Hexenwerk. Trotzdem scheuen sich die meisten davor. Weil mein Beruf viel mit Elektrotechnik zu tun hat, versuche ich jetzt alles erst einmal selbst. Was ich nach Feierabend auch merke, ist, dass komplizierte Montagen Körper und Kopf anstrengen. An manchen Tagen bin ich so ausgelaugt, dass ich nach der Arbeit nur noch ins Bett falle.“ 

Was mich antreibt und nervt

„Mich in Probleme hineinzudenken, erfüllt mich, den Fehler in einer Anlage zu finden und ihn zu beheben. Genauso wichtig wie die Arbeit selbst ist mir das Betriebsklima. Mein Job ist ständige Teamarbeit. Deswegen schätze ich es sehr, wie viel Spaß ich mit meinen Kollegen habe. Verzichten könnte ich darauf, ständig das schwere Werkzeug oder Geräteteile zu schleppen. Außerdem stört mich, dass Handwerker oft von den Herstellern der Geräte abhängig sind. Gibt es Mängel bei der Anlage, können Hersteller am Telefon oft nur bedingt weiterhelfen. Ich bin es, der in so einem Fall die schlechte Laune des Kunden abbekommt.“

So viel verdiene ich

„Im ersten Ausbildungsjahr habe ich 800 Euro brutto verdient. Das Gehalt ist in 50-Euro-Schritten gestaffelt, bis 950 im vierten Jahr. Seit meiner Gesellenprüfung bekomme ich 3413 Euro brutto im Monat. Davon bleiben mir 2250 Euro netto, damit bin ich zufrieden. Ich habe mich in der Branche etwas umgehört, mein Lohn liegt im Durchschnitt. Aufstiegsmöglichkeiten hat man zum Beispiel, wenn man nach der Gesellenprüfung noch den Meisterbrief erwirbt.“

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