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Etwa 5760 Euro brutto für den Assistenzarzt in der Unfallchirurgie

Foto: Privat / Bearbeitung: jetzt

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Die Verantwortung und das Risiko

Ob lebensbedrohlicher Autounfall oder kleine Schnittverletzungen im Haushalt: Wir müssen jeden Unfall bestmöglich versorgen. Eine schnelle und konzentrierte Arbeitsweise ist dabei sehr wichtig. Je nach Schweregrad der Verletzung kann es manchmal ziemlich herausfordernd sein, unter großem Druck zu arbeiten und so viel Verantwortung zu tragen. Doch mit jeder weiteren Operation lernt man, wie man es schafft, in stressigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Umso schöner ist dann das Gefühl, wenn die Operation gut verlaufen ist und man dem Patienten am Ende geholfen hat. Außerdem wird man im Operationsaal nie allein gelassen und hat immer einen erfahrenen Oberarzt an seiner Seite. In der Akutversorgung von Schwerverletzten arbeiten wir außerdem mit den Kollegen der Anästhesie oder anderen Fachabteilungen zusammen. Teamarbeit ist also auch in unserem Beruf besonders gefragt.

Wenn man operiert, ist es aber vor allem wichtig, dass man die Risiken niemals ausblendet, sondern sich bewusst macht, welche negativen Folgen ein Eingriff im Zweifel haben kann. Um besser zu werden und Fehler zu vermeiden, gehört es dazu, seine Arbeit immer wieder zu hinterfragen und zu reflektieren, was man beim nächsten Mal besser machen könnte. Mir selbst sind zum Glück noch keine großen Fehler passiert. Sollte es trotzdem einmal zu einer Situation kommen, in der man rückwirkend hätte besser entscheiden können, gibt es eine sogenannte Morbiditäts- und Mortalitätskonferenz. Hier werden besondere Behandlungsverläufe, zum Beispiel unerwünschte Ereignisse oder Todesfälle systematisch aufgearbeitet. Das Ziel ist, Fehlerquellen zu identifizieren und dadurch zu gewährleisten, dass ähnliche Fälle in Zukunft besser gelöst werden.

Der Weg

Nach meinem abgebrochenen Sportstudium habe ich ein Praktikum in der Kardiologie absolviert und bin dadurch das erste Mal mit dem medizinischen Beruf in Berührung gekommen. Besonders gefallen hat mir die Vielseitigkeit, da man nicht nur Kontakt mit verschiedenen Patienten hat, sondern auch handwerkliches Geschick und technisches Verständnis gefragt sind. Bevor mein Medizinstudium begonnen hat, habe ich noch ein weiteres Praktikum in der Unfallchirurgie absolviert. Dort habe ich die Chirurgen begleitet, bin mit auf Visite gegangen, und habe letztendlich den Fachbereich gefunden, der mich bis heute am meisten interessiert.

Das Studium selbst hat dann sechs Jahre gedauert. In dieser Zeit wurde ich in den medizinischen Grundlagen und sämtlichen Fachbereichen, wie Chirurgie, Gynäkologie oder innere Medizin ausgebildet. Nach dem letzten, praktischen Studienjahr schließt man sein Studium mit dem dritten Staatsexamen ab und wählt einen Schwerpunkt, je nachdem, in welchem Bereich man seine anschließende Facharztausbildung machen möchte. Je nach Fachrichtung ist die Ausbildung zum Facharzt unterschiedlich lang. In der Unfallchirurgie muss ich dafür nochmal sechs Jahre einplanen. In dieser Zeit habe ich aber keinen Frontalunterricht mehr, sondern arbeite als Assistenzarzt in einer Klinik. Hier werde ich im Stationsdienst, im Operationssaal, in den Ambulanzen oder in der Notaufnahme eingeteilt.

Das Gehalt

Aktuell bin ich im fünften Jahr meiner Facharztausbildung zum Unfallchirurgen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und verdiene monatlich etwa 5760 Euro brutto. Je nachdem, wie viele Überstunden oder Nachtarbeit ich leiste, gibt es dafür aber noch etwa 1000 Euro obendrauf. Wenn ich dann Facharzt bin, verdiene ich im ersten Jahr 6075 Euro. Mit mehr Berufserfahrung und der entsprechenden Qualifikation kann man sogar zum Oberarzt aufsteigen und verdient in dieser Position bis zu 7610 Euro im Monat.

Die Arbeit und das Privatleben

Wenn man Chirurg werden möchte, braucht man ein dickes Fell, Ausdauer und Durchhaltevermögen. Vom ersten Arbeitstag an wird man mit hohen Erwartungen konfrontiert. Ich arbeite 48 Stunden pro Woche, doch aufgrund einer hohen Arbeitsbelastung und krankheitsbedingter Ausfälle können auch mal Überstunden hinzukommen. Auch regelmäßige Schichtdienste, zum Beispiel Nacht- oder Wochenendschichten sind im Dienstplan vorgesehen. Private Verabredungen muss ich also gut planen und kann diese nicht immer einhalten, zum Glück habe ich aber eine verständnisvolle Familie und verständnisvolle Freunde.

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird

Viele Leute haben Bilder aus Actionfilmen im Kopf, wenn sie an die Arbeit eines Unfallchirurgen denken. Oft taucht dann die Frage auf, ob der Job nicht total krass sei. Tatsächlich ist es in der Realität zum Glück nicht ganz so schlimm. Den Großteil machen kleinere Unfälle, wie ausgekugelte Schultern, Knochenbrüche oder Schnittverletzungen, die im Haushalt passieren, aus. Richtig schwerverletzte Fälle, zum Beispiel Patienten, die bei Verkehrsunfällen verletzt wurden, haben wir circa nur ein oder zwei Mal pro Woche. Bei solchen Situationen werden wir meistens von der Rettungsstelle vorab informiert, um uns auf den Patienten vorzubereiten. Bei diesen Schwerverletzten kann es auch manchmal zu Todesfällen kommen, das ist zum Glück aber nur sehr selten der Fall. Wie nah mir die Schicksale gehen, kommt immer auf den Fall an, beispielsweise bewegt es mich sehr, wenn die verstorbenen Patienten aus einem gesunden und aktiven Leben gerissen werden. Trotzdem lernt man mit der Zeit, damit umzugehen und die Schicksale der Patienten nicht zu sehr an sich heranzulassen.

Der Einfluss auf das eigene Leben

Da ich täglich mit Unfällen und Verletzungen konfrontiert werde und weiß, wie schnell ein Leben vorbei sein kann, versuche ich, gefährliche Situationen weitestgehend zu vermeiden. Zum Beispiel trage ich, seit ich in der Unfallchirurgie arbeite, immer einen Helm beim Fahrradfahren und habe auch einige meiner Freunde und meine Familie überzeugen können, den Kopf immer gut zu schützen, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs sind. Denn im Gegensatz zu einem gebrochenen Arm ist eine Kopfverletzung lebensgefährlich oder kann zu bleibenden Schäden führen. Ansonsten lernt man aber auch, dankbar für seine eigene Gesundheit zu sein und dankbar dafür, dass man anderen helfen kann.  

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