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3600 Euro brutto für die Übersetzerin

Foto: privat; Bearbeitung: jetzt

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Der Alltag

Als Übersetzerin beim Bundessprachenamt übersetze ich alles, was mit der Bundeswehr zu tun hat. Das sind beispielsweise Programmhefte über Veranstaltungen der Bundeswehr oder Vorschriften für Soldaten. Ab und zu bin ich auch als Dolmetscherin tätig, wie letztens, als ich im Kosovo war und den Soldaten geholfen habe, sich auf Englisch mit ihren Kollegen aus anderen Ländern zu verständigen. Hauptsächlich übersetze ich aber englischsprachige Texte. In meinem täglichen Berufsleben spielt Recherche eine große Rolle. Bei jedem neuen Text muss ich mich neu in das Thema einlesen und Hintergrundinformationen recherchieren. Nur wer die Zusammenhänge versteht und weiß, was der Verfasser mit seinem Text sagen möchte, kann einen Text fachlich gut übersetzen. Zwei bis drei Mal im Jahr werden daher auch Weiterbildungen angeboten, an denen ich teilnehmen kann. Letztens habe ich beispielsweise ein Seminar im Bereich Umweltschutz und Schutz- und Abwehrmaßnahmen gegen die Wirkung von atomaren, biologischen und chemischen Stoffen besucht.

Die Ausbildung

Nach meiner ersten Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin an einer Sprachschule in München habe ich mich an der Fachakademie am Sprachen- und Dolmetscherinstitut München eingeschrieben. Dort wurde ich zur staatlich geprüften Dolmetscherin und Übersetzerin ausgebildet. Neben klassischen Übersetzungsvorlesungen sollten wir auch zwei der vier Schwerpunkte wählen, um uns branchenspezifisches Wissen anzueignen. Ich habe mich damals für die Fachbereiche Technik und Naturwissenschaften entschieden. Für die Prüfungen musste man dann nicht nur die fachbezogenen Vokabeln beherrschen. Wir sollten beispielsweise auch wissen, wie ein Motor funktioniert oder wie die DNS aufgebaut ist. Nachdem ich die Prüfung als staatlich geprüfte Übersetzerin bestanden hatte, habe ich mich noch für ein Bachelorstudium im Bereich Übersetzungswissenschaften am selben Sprachinstitut entschieden. Das hat dann ein Jahr lang gedauert, weil ich bereits Vorkenntnisse hatte. 

Die Herausforderungen

In meinem Berufsleben werde ich immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Einmal sollte ich einen historischen Text aus dem Zweiten Weltkrieg vom Englischen ins Deutsche übersetzen. Allerdings gab es darin viele Begriffe, die ich in keinem Wörterbuch finden konnte. Im Internet habe ich dann ein eingescanntes Wörterbuch der US Army aus den 40er Jahren gefunden. Dieses wurde damals extra für die in Deutschland stationierten Soldaten angefertigt. Damit konnte ich dann gut arbeiten, die Recherche hat aber sehr lange gedauert.

Die sprachlichen und kulturellen Unterschiede

Im Laufe meines Studiums habe ich auch viel über kulturelle Unterschiede gelernt und darüber, wie sehr die Bedeutung mancher Begriffe von Land zu Land abweichen kann. So assoziieren Deutsche mit dem Begriff „Brot“ ein Bauernbrot, die Franzosen ein Baguette und die Amerikaner einen weichen Toast. Und auch die Gepflogenheiten können je nach Kultur abweichen: Während wir Deutschen es zum Beispiel mit der Pünktlichkeit meist sehr genau nehmen, kommen die Menschen in Brasilien grundsätzlich zu spät. Gerade weil es diese Unterschiede gibt, ist es umso wichtiger, verschiedene Kulturen zu verstehen und Kommunikationsschwierigkeiten aus dem Weg zu räumen.

Das Gehalt

Als angestellte Übersetzerin beim Bundessprachenamt verdiene ich 3600 Euro brutto im Monat. Für die Übersetzungsbranche, insbesondere als Berufseinsteigerin, ist das ein guter Verdienst. Die Sicherheit einer unbefristeten Festanstellung in einer Branche, in der ein großer Teil freiberuflich tätig ist, kommt da für mich als Vorteil noch hinzu.

 

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird

Wenn ich erzähle, dass ich Übersetzerin und Dolmetscherin bin, werde ich immer zuerst nach den Sprachen gefragt, die ich spreche. Allerdings reagieren viele meist enttäuscht, wenn sie hören, dass ich hauptsächlich von Deutsch ins Englische oder vom Englischen ins Deutsche übersetze. Viele denken: Heutzutage kann ja jeder Englisch sprechen. Komischerweise reagieren so aber eher die Leute, die in ihrem Berufsleben kaum mit der englischen Sprache in Berührung kommen. Diejenigen, die hingegen in ihrem Beruf auf diese Sprache angewiesen sind, sind häufig froh, dass es Menschen wie mich gibt.

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