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2700 Euro brutto für den Tierpfleger im Zoo

Als Tierpfleger hat man weit mehr Aufgaben als der Füttern der Tiere im Zoo.
Foto: Privat / Grafik: jetzt

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Wie man Tierpfleger:in wird

Ich war privat eigentlich schon immer mit Tieren verbunden, weil wir daheim Nutztiere wie Schafe und Geflügel gehalten haben. Nach der Schule habe ich mich in diversen Branchen ausprobiert, auch in Handwerksbranchen, und bin dann zufällig, weil ich auch im Bereich Gärtnerei gesucht habe, auf den Tierpark gestoßen. Ich hatte zwar einen Bezug dazu, weil ich als kleines Kind öfter im Tierpark war, aber so wirklich auf dem Schirm hatte ich den Beruf bis dahin nicht. Nachdem ich eine Bewerbung als Tierpfleger und auch als Gärtner an den Tierpark gesendet hatte, wurde ich zum Praktikum eingeladen. Ich konnte wohl überzeugen und wurde dann als Auszubildender in der Tierpflege angestellt. 

Da man in der Ausbildung alle Bereiche durchläuft, erhält man einen sehr guten Überblick über den gesamten Tierbestand. Letztendlich ist es dann auch Zufall, in welchem Bereich man angestellt wird. Ich bin seit Ende meiner Ausbildung bei den Raubtieren tätig. Ich wollte dort auch hin, weil es seit meiner Kindheit mein Wunsch ist, mit großen Raubkatzen zu arbeiten. Vom Wesen her haben mich Katzen einfach schon immer fasziniert. Ich hatte schon früh ein Bewusstsein dafür, dass das sehr gefährliche Tiere sind, denen ich physisch weit unterlegen bin. So muss man den Tieren auch entgegentreten. 

Warum man Tierpfleger:in wird

Das Schöne an dem Beruf ist natürlich in erster Linie die Arbeit mit den Tieren: wenn man von ihnen eine Bestätigung erhält, dass man seine Arbeit gut macht und sie einen mögen. Das merkt man zum Beispiel daran, dass der Tiger kommt, wenn ich ihn rufe – ich kann ihn ja nicht dazu zwingen. So ist es auch im Tiertraining, wenn die Kommandos richtig ausgeführt werden und man merkt, das Tier hat Spaß daran und verlässt sich auch auf den Tierpfleger. Dass man immer an der frischen Luft und draußen aktiv ist, gefällt mir an dem Job auch gut. 

Wie der Arbeitsalltag aussieht

Morgens schauen wir, ob alle Tiere da und gesund sind. Danach machen wir die Gehege und Wege sauber und bereiten das Futter vor. Bei uns im Bereich kann man sich relativ flexibel einteilen, wen man zuerst versorgt und betreut. Es gibt natürlich auch Tiere, die mehrmals am Tag Nahrung brauchen. Dass alle Tiere gut versorgt sind, macht den Hauptteil des Tages aus.

Vorstellung vs. Realität

Ich wusste schon, dass man als Tierpfleger sehr viel körperliche Arbeit verrichtet. Saubermachen und die Instandhaltung der Gehege zum Beispiel. Meist wird man von Außenstehenden ja nur dabei gesehen, wie man die Tiere füttert oder mit ihnen spielt.

Welche Eigenschaften man für den Job braucht

Wirklich essentiell ist körperliche Fitness, da man anpacken muss. Theoretisch müssen wir  auch mal vor einem Tier in Angriffsstellung flüchten können. Man muss flexibel sein, was die Arbeitszeit betrifft. Wenn ein Tier in Behandlung ist, muss man auch mal länger dableiben. Außerdem arbeiten wir mit den Tieren sehr eng zusammen. Dadurch bekommt man oft eine gewisse Bindung zu dem Tier und leidet dann auch mit, wenn das Tier Schmerzen hat. Da muss man schon seine Nerven bewahren, damit man mithelfen kann, wenn zum Beispiel eine OP unausweichlich ist. 

Wie viel man als Tierpfleger:in verdient

Ich werde nach dem TVöD (Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst) bezahlt und verdiene 2700 Euro brutto. Das variiert natürlich, je nachdem wie man an Wochenenden oder Feiertagen arbeitet. Da ich die Entgeltgruppen aus anderen Zoos und Einrichtungen, in denen man als Tierpfleger arbeiten kann, ungefähr kenne, bin ich schon zufrieden mit meinem jetzigen Gehalt. Es wäre sicher anders, wenn ich direkt in München wohnen würde und dort Miete bezahlen müsste. Aber da ich von außerhalb komme, reicht es mir. Ich bin nicht in erster Linie Tierpfleger geworden, um das große Geld zu verdienen. Es hat sehr viel mit Leidenschaft zu tun.

Welche Fragen man auf Partys gestellt bekommt

Es kommt natürlich darauf an, in welchem Bereich man arbeitet. Ich bin ja bei den Raubtieren tätig. Deswegen ist immer so eine klassische Frage, ob ich zu den Tieren auch reingehe. Ich mache den Leuten dann bewusst, dass wir immer auf Abstand mit den Tieren sind, weil das sonst zu gefährlich ist. Oft werden wir auch gefragt, ob jemand mal in den Tierpark kommen und zu den Tieren reingehen darf. Im Streichelgehege bei den Ziegen ist das natürlich möglich.

Wie andere auf den Job reagieren

Die Menschen aus meinem näheren Umfeld wissen, dass es in meinen Augen nicht verwerflich ist, in einem Zoo zu arbeiten. Wir machen alles, damit die Tiere gut versorgt und immer beschäftigt sind. Auf der anderen Seite gibt es aber auch kritischere Stimmen. Im Endeffekt wäre es natürlich schön, wenn die Tiere alle in der Natur ihren Platz hätten, aber den haben sie ja nicht mehr wirklich. Es gibt zahllose Beispiele für Tiere, die eigentlich einem gewissen Schutzstatus unterliegen und trotzdem akut vom Aussterben bedroht sind, wenn alles weiter seinen Lauf nimmt. Bei mir im Bereich wäre da in erster Linie der Sibirische Tiger zu nennen. Meine Hoffnung ist immer, dass die Leute verstehen, dass wissenschaftlich geführte Zoos wie Hellabrunn sehr viel für die Erhaltung und den Fortbestand bedrohter Tierarten machen. 

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