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Die Oscar-Nominierten sind männlich und weiß

Foto: AFP / VALERIE MACON

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Die Schauspielerin Cynthia Erivo ist die einzige schwarze Frau, die in diesem Jahr für die Oscars nominiert ist, und zwar in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“. Um sie herum: vor allem weiße Männer.

Deswegen protestieren die Menschen in den sozialen Netzwerken – mal wieder, muss man sagen. Bereits 2015 und 2016 trendete das Hashtag #OscarsSoWhite nach der Bekanntgabe der Nominierungen, um auf die fehlende Diversität aufmerksam zu machen. Dieses Jahr gesellt sich dazu noch #OscarsSoMale. Denn nicht nur People of Color (PoC) sind kaum vertreten, auch Frauen sind deutlich unterrepräsentiert. Zum Beispiel in der Kategorie „Beste Regie“, in der dieses Jahr nur Männer nominiert sind. Als Schauspielerin Issa Rae die Nominierungen verkündete, sagte sie bewusst, dass sie „all diesen Männern“ gratuliere. In der 92-jährigen Geschichte der Oscars wurde nur fünf Mal überhaupt eine Frau in der Kategorie „Beste Regie“ nominiert.

Dass auch dieses Jahr wieder keine Regisseurin dabei ist, überrascht auch insofern, als dass bei einem der vielversprechendsten Oscar-Kandidaten dieses Jahr, dem Film „Little Women“ über vier Schwestern in der Zeit nach dem amerikanischen Bürgerkrieg, Greta Gerwig Regie geführt hat. Der Film ist in allen möglichen Kategorien nominiert, unter anderem „Bester Film“, „Bestes Kostümdesign“ und „Beste Musik“ – nicht aber für „Beste Regie“. 

Daran, dass es 2019 keine Filme von und mit Frauen und PoC gab, kann es also schon mal nicht liegen. Das Gangster-Drama „Hustlers“ wurde von einer Frau gedreht und mit einem weiblichen Schauspielerinnen-Ensemble besetzt, unter anderem mit Jennifer Lopez. Der Film „The Farewell“ erzählt, wie eine Familie sich von einer krebskranken Großmutter verabschiedet – ohne, dass diese davon weiß. Regie führte Lulu Wang, in der Hauptrolle ist die Rapperin und Schauspielerin Awkwafina, die dafür mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde. Der Film wurde von der Kritik bejubelt – genauso wie „Queen&Slim“, ein Roadmovie, bei dem ein schwarzes Paar vor der Polizei flieht. Auch er wurde von einer Frau gedreht, in den Hauptrollen: Jodie Turner-Smith und Daniel Kaluuya. Dass all diese Filme von der Academy ignoriert werden, stößt bei vielen Menschen auf Unverständnis.

Einige vermuten sogar: Die einzige schwarze Frau wurde nur nominiert, weil sie in einem Sklavendrama mitspielt. Cynthia Erivo spielte die Hauptrolle in „Harriet“, einer Filmbiografie, die vom Leben der afroamerikanischen Fluchthelferin Harriet Tubmann erzählt, die selbst der Sklaverei entkommen konnte.

Andere sind einfach nur wütend und sagen: Die Academy interessiert sich offensichtlich nicht für Women of Color.

Diese Userin fordert, dass die Wut der Weißen länger hält als die paar Tage im Januar – und dass sie Minderheiten das ganze Jahr lang unterstützen.

Und viele wünschen sich, dass die „alten weißen Männer“ ihre „Lektion endlich lernen“.

Schauspielerin Cynthia Erivo zeigte sich enttäuscht darüber, die einzige schwarze Nominierte zu sein: „Das reicht einfach nicht“, sagte sie in einem Interview kurz nach der Bekanntgabe. Die Arbeit der vielen PoC müsse endlich gewürdigt werden.

Im vergangenen Jahr waren im Vergleich zu den Vorjahren verhältnismäßig viele PoC nominiert worden. 2019 bekam Rami Said Malek den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in „Bohemian Rapsody“, den Oscar für den besten Film gewann „Green Book“, ein Film über eine Freundschaft zwischen einem Italoamerikaner und einem afroamerikanischen Pianisten. Umso enttäuschter sind viele darüber, dass in diesem Jahr vor allem weiße Männer nominiert sind.

Tatsache ist wohl: Die Filmindustrie ist noch immer weiß und männlich. Strukturen ändern sich langsam. Vielleicht hilft die Wut vieler Menschen da ja zumindest ein bisschen nach.

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