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Horror-Date: Der Kotz-Flop

Illustration: Katharina Bitzl

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Dating-Situation: Erstes Date mit Partybekanntschaft Geschlecht und Alter des Dates: weiblich, Ende zwanzig

Horror-Stufe: 7 von 10

Ich war zum Geburtstag einer Bekannten eingeladen. Sie hatte dafür extra einen kleinen Club gemietet. Außer der Gastgeberin kannte ich noch eine andere Person, aber beide kannten alle anderen Anwesenden. Bereits nach meiner Ankunft schwante mir daher: Das würde ein sehr langer und zäher Abend werden.

Normalerweise hätte ich so eine Festivität wie diese mit lauter Unbekannten gemieden wie ein Veganer den Rundgang durch eine Schlachterei. Aber ich war bereits seit einiger Zeit solo, hatte keinen Bock (mehr) auf komische Internet-Dates und musste mich der traurigen Tatsache stellen, dass meine Traumfrau wohl kaum plötzlich vor meiner Tür stehen und mir ihre Liebe gestehen würde. Also stand ich die meiste Zeit verstohlen in diversen Ecken herum, klammerte mich an meinen Getränken fest und versuchte verkrampft, nicht so zu wirken wie jemand, der auf dieser Party niemanden kennt und eigentlich nur deshalb da ist, weil er hofft, hier die Frau seines Lebens zu treffen, ohne sie deshalb auch noch ansprechen zu müssen.

Leider war mir schnell klar: Jeder in diesem Club hatte mich bereits nach den ersten Minuten durchschaut. In Gedanken malte ich mir aus, was für tolle Sachen ich alleine zu Hause hätte machen können, und selbst die Säuberung des Flusensiebs im Wäschetrockner kam mir plötzlich wie eine erfüllende Angelegenheit vor – als SIE plötzlich den Raum betrat: Kelani (Name geändert), eine raumerhellende Schönheit, deren bloße Anwesenheit die Zeit anzuhalten schien, sodass man beim Blick über die Tanzfläche sehen konnte, wie sich alle Leute in Zeitlupe nach ihr umdrehten. Sie durchschritt den Raum mit einer unglaublichen Eleganz und jedes Mal, wenn sie lächelte, wurden ihre kleinen Grübchen sichtbar. Ich wollte sie unbedingt kennenlernen, nein: Ich musste sie unbedingt kennenlernen!

In den folgenden Minuten umschlich ich sie mit schattenhafter Perfektion, zumindest kam es mir so vor – in meinem damaligen Zustand muss diese Einschätzung nicht unbedingt richtig gewesen sein. Doch als sie bei der Gastgeberin stand, ergriff ich die Gelegenheit, stellte mich dazu und lieferte im Adrenalinrausch eine charmant-humorvolle Performance ab, die ich mir selbst nicht (mehr) zugetraut hätte. Und als die Gastgeberin nach zwei Minuten ihren Gastgeberpflichten nachkommen und sich um die anderen Anwesenden kümmern musste, standen wir alleine da – und zwar für die nächsten Stunden.

Wir taten, was man so tut, und wollten, was man so will – doch dann...

Kelani war extra aus einer anderen Stadt angereist, kannte außer der Gastgeberin niemanden und war ebenso froh wie ich, einen Gesprächspartner gefunden zu haben. Zumal sich herausstellte: Wir waren in vielen Punkten auf einer Wellenlänge. Wir hatten die gleichen Lieblingsplatten und waren zuletzt im selben Kinofilm gewesen. Wir tranken Bierchen nach Bierchen, erzählten uns die spannendsten Anekdoten aus unserer Jugend, lachten über dieselben Dinge, und jedes Mal, wenn ihre süßen Grübchen zum Vorschein kamen, verliebte ich mich ein kleines Bisschen mehr in sie. Als sie mich irgendwann, längst nicht mehr ganz nüchtern, fragte, ob wir ein Taxi nehmen wollten, konnte ich mein Glück kaum fassen.

Bereits im Wagen begannen wir eine wilde Rumknutscherei, Kelani schmeckte nach Abenteuer und Bier. In meiner Wohnung angekommen griff Kelani meine Hand, zog mich instinktiv ins Schlafzimmer, ließ sich aufs Bett fallen und zog mich auf sich.

Ich machte den Witz, dass das allen passiert, wenn sie mich zum ersten Mal nackt sehen

Wir taten, was man so tut, und wollten, was man so will – doch als wir uns gerade all unserer Kleidungsstücke entledigt hatten und ich nackt und erregt auf ihr lag, stieß sie mich plötzlich weg, robbte nach rechts und kotzte mit lautem Röcheln auf den Laminatfußboden. Auf die anschließenden Sekunden der Stockstarre folgte ein weiterer Schwall Erbrochenes.

Ich holte die Tücher aus der Schublade, die dafür gedacht waren, Körperflüssigkeiten wegzuwischen, doch stellte schnell fest, dass deren Saugkraft nicht stark genug war. Nackt und unerregt stand ich auf, holte eine Küchenrolle und wischte die klumpige Lache vom Schlafzimmerboden.

Kelani verschwand währenddessen im Badezimmer und als sie nach einer gefühlten Ewigkeit wieder herauskam, sagte sie, sie müsse jetzt gehen. Ich versicherte ihr, dass ihr der Vorfall nicht peinlich sein müsse, dass sie ruhig bleiben könne und versuchte, die Situation mit dem Witz zu retten, dass das allen passiert, wenn sie mich zum ersten Mal nackt sehen. Doch Kelani lachte nicht. Stattdessen zog sie sich schweigend an.

Als ich sie zur Tür brachte, flüsterte sie mir ein leises „Tut mir leid“ entgegen und küsste mich ein letztes Mal. Kelani schmeckte nach Kotze und Bier. An Schlaf war nun natürlich nicht mehr zu denken. Und nachdem ich mir die Zähne geputzt und den Frust der letzten Minuten vom Körper geduscht hatte, tat ich das, was ich den ganzen Abend schon hätte tun sollen: Ich säuberte das Flusensieb.

Der Autor hat darum gebeten, anonym bleiben zu dürfen. Er ist der Redaktion aber bekannt.

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