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Gucci verkauft jetzt eine Hose mit Grasflecken

So sieht die neue 650-Euro-Hose von Gucci aus. Ohne Spaß.
Screenshot: gucci.com

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Eine typische Situation aus Teenager*innen-Zeiten: Familienbesuch bei Oma und kurz zuvor hat man sich diese unfassbar coole neue Jeans gekauft, die man bei jeder Gelegenheit tragen möchte. Also selbstverständlich auch auf dem Weg zu den Großeltern in die Provinz. Sollen die Leute in Maroldsweisach mal sehen, wie sich moderne Städter*innen so kleiden. Doch kaum steigt man aus dem Auto, verwandelt sich die Vorfreude im großmütterlichen Gesicht schlagartig in Entsetzen. Denn deine neue Lieblingsjeans ist voller Löcher – ripped denim, wie Modeschöpfer*innen sagen. Die Oma, offensichtlich wenig an den neuesten Trends interessiert, sieht nur eins: „Kind, so kann man doch nicht rumlaufen. Kannst du dir keine neue Hose leisten?! Komm her, ich näh sie dir.“ 

Löcher in den Hosen sind zwar immer noch sehr präsent in der Jeansmode. Aber richtig schocken kann man damit niemanden mehr. Nicht einmal Oma. Zeit also für etwas Neues, Revolutionäres, nie Dagewesenes. Was könnte dieses Feeling von harter Arbeit und Fuck-You-Attitude noch ein Stück weiter treiben und das nächste große Ding in der Hosenmode werden? Gucci liefert jetzt die Antwort: Grasflecken. Das Luxus-Modelabel hat kürzlich die Eco-washed Organic Denim auf den Markt gebracht. 

Die Hose fängt den Spirit einer ganzen Generation ein

Für schlappe 650 Euro kann man sich die Hose mit Grasfleck-Imitat kaufen. Was für ein Geniestreich! Denn der grüne Fleck ist die einzig logische Weiterentwicklung der zerrissenen Jeans. Er gibt der Rebellen-Attitude von früher einen modernen Anstrich. Die Gucci-Hose schreit einem entgegen: Seht her, ich kümmere mich nicht darum, wie ich aussehe, ich arbeite hart und pflanze Bäume für die Luft und Blumen für die Bienen. 

Oder in den Worten von Gucci: Diese Hose kanalisiert einen „grunge vibe“. Der Modehersteller erklärt in der Produktbeschreibung, diese Hose interpretiere das Kult-Material Jeans neu, sodass „die Trennlinie zwischen vintage und zeitgenössisch verschwimmt“. Gleichzeitig  benutzt er angeblich alle Überbleibsel, die während des Produktionsprozesses entstehen, für Upcycling. DIE Hose also für die neue und umweltbewusste Generation.

Wen kümmert es dann noch, dass man mit den 650 Euro wichtigen Organisationen im Kampf gegen den Klimawandel tatsächlich weiterhelfen könnte, wenn man mit einem Hosenkauf diesen Spirit der neuen Generation künftig sein Eigen nennen kann. Ohne sich tatsächlich im Garten die Hände beziehungsweise Knie schmutzig zu machen, oder gar auf eine Fridays-for-Future-Demonstration gehen zu müssen. Das einzige, das dann noch schiefgehen kann, ist, dass beim nächsten Großeltern-Besuch die Oma kurzerhand die Gallseife auspackt. Weil so kann man ja wirklich nicht rumlaufen. 

rawe

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