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Macht man mit Kindern nie wieder entspannt Urlaub?

Illustration: Daniela Rudolf-Lübke

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In dieser Kolumne geht es um Schwangerschaft und Eltern-Sein, um die Hürden, das Glück, die Mythen rund ums Thema Baby. Unsere Autorin ist Mutter einer dreijährigen und einer einjährigen Tochter. Folge 24: Über das Verreisen mit Kindern.

   

Früher habe ich fast nie zweimal am selben Ort Urlaub gemacht. Mal lag ich tagelang dösend an einem ägyptischen Strand, mal erkundete ich mit Freundinnen das Nachtleben von Prag. Oder fuhr mit meinem Mann durch Irland, ohne zu wissen, wo wir am Abend übernachten würden. Seitdem ich Mutter bin, mache ich allerdings gefühlt gar keinen Urlaub mehr – ich verreise nur noch. Und zwar seit drei Jahren an denselben Ort. 

Denn so hart das klingen mag: Urlaub mit Kindern ist einfach kein Urlaub. Zumindest nicht, wenn man darunter Erholung versteht. Den Job, Elternteil zu sein, nimmt man schließlich mit – nur übt man ihn nun vor einer anderen Kulisse aus. Da bleibt wenig Raum, um am Strand zu lesen, entspannt Essen zu gehen oder abends mal in einer Bar zu versacken. Stattdessen heißt es auch am schönsten Reiseziel: Früh aufstehen, Windeln wechseln, bespaßen, erziehen und am Abend beim Einschlafen helfen. Kein Wunder also, dass laut einer Umfrage 91 Prozent der befragten Eltern sich im Urlaub mit ihren Kindern nicht entspannen können.

Eines sollte man nach diesem nicht gerade spaßig klingenden Absatz aber nicht vergessen: Es sind immer nur ein paar Jahre, in denen man als Eltern kleine Kinder hat. Und: Man kann es sich trotzdem sehr schön machen. Zum Beispiel hilft es, genau zu wissen, wo sich die Kinder wohlfühlen und wie man sie gut beschäftigen kann. Für uns bedeutet das, nicht ständig neue Orte zu bereisen. Durch unseren Hund war der Urlaubsradius ohnehin schon länger eingeschränkt, und seitdem wir Kinder haben, dürfte Italien das am weitesten entfernte Ziel gewesen sein. Dabei machen wir mittlerweile jeden Urlaub mit unserem Campingbus. Als Familie mit kleinen Kindern ist das extrem praktisch, weil man alles, was man braucht, immer dabei hat: Snacks, Windeln, Spielzeug, ein Bett. Mit einer Ein- und einer Dreijährigen samt Gepäck in Flughafenschlangen anstehen zu müssen, klingt für mich jedenfalls nach blankem Horror. Mal abgesehen von den Anschaffungskosten eines Wohnmobils sind solche Urlaube außerdem recht kostengünstig und es gibt eine große Auswahl familienfreundlicher Stellplätze. Viele Bekannte von uns schwören aber auch auf Familienhotels. Die bieten Spielspaß und oft auch Betreuungsmöglichkeiten für die Kleinen an – und einen Adults-only-Bereich mit Wellness für die Eltern.  

Weshalb mir, bevor ich Kinder hatte, schnell langweilig geworden wäre, empfinde ich nun als perfekte Bedingungen

Im Idealfall hat man als neue Familie irgendwann ein paar schöne Orte gefunden, an denen sich alle wohlfühIen. Ich freue mich jetzt schon auf den kleinen Campingplatz, zu dem wir im Sommer wieder fahren. Die Nordseeinsel, auf der er liegt, ist überschaubar, man kennt sich schnell aus und trifft jedes Jahr auf dieselben Menschen. Weshalb mir, bevor ich Kinder hatte, schnell langweilig geworden wäre, empfinde ich nun als perfekte Bedingungen: Ich weiß genau, was wir an einem Regentag unternehmen können, wann das Ponyreiten beginnt oder wo wir auch am heißesten Strandtag einen schattigen Platz finden werden. Und weil die Insel nicht so weit weg vom Wohnort meiner Eltern liegt, kommen sie für ein paar Tage vorbei und passen auf ihre Enkel auf. Das gibt meinem Mann und mir Gelegenheit, auch mal etwas zu zweit zu unternehmen. In diesem Jahr kommen außerdem ein paar Freund:innen von uns mit. Dann können wir uns hoffentlich die Care-Arbeit ein wenig aufteilen und uns gegenseitig einige Pausen verschaffen.  

Wie stark Kinder den eigenen Urlaub verändern, hängt auch sehr von ihrem Alter ab. Mit Säuglingen kann man zum Beispiel sehr gut verreisen: Sie schlafen tagsüber viel, können fast überall hin mitgenommen werden und brauchen nichts außer Milch und frische Windeln. Als unsere erste Tochter zwei Monate alt war, hatten wir zum Beispiel einen sehr schönen Wanderurlaub in den Bergen. Und als ich im letzten Jahr allein mit meiner damals vier Monate alten zweiten Tochter durch die Ruinen von Pompeji gestreift bin, hat die den Ausflug einfach in der Trage verschlafen. Meine ältere Tochter hatte ich bei meinem Mann auf dem Campingplatz gelassen, denn mit ihr hätte ich sicher nicht in Ruhe alles anschauen können. Gerade Kleinkinder unter drei Jahren sind nämlich anstrengende Reisemitglieder: Sie sind noch sehr unselbstständig, haben aber schon ihren eigenen Willen und bekommen gerne mal grundlos Wutanfälle. Hat man Kinder in diesem Alter, empfehle ich deshalb allen Eltern, einen kleinen Urlaub nach dem langen Urlaub einzuplanen. Also ein paar Tage früher zurückkommen und sich erholen, während das Kind schon wieder in die Kita geht.  

Das Leben im Urlaub fühlt sich zum Glück auch mit Kindern leichter, schöner und aufregender an

Statt Reisen trotz der Kinder zu genießen, können Urlaube aber auch eben ihretwegen besonders schön sein. Viele Dinge machen Kindern und Erwachsenen Spaß: Sandburgen bauen, Drachen steigen lassen oder Radfahren zum Beispiel. Den ganzen Tag verbringen wir als Familie zusammen – keine Termine, kein Haushalt. Am Strand oder in den Bergen erleben wir kleine Abenteuer, schaffen neue Erinnerungen. Und es macht unglaublich viel Spaß, den Kindern dabei zuzusehen, wie sie Muscheln suchen oder das erste Mal allein Schlitten fahren. Klar nervt es, auch im Urlaub vor sechs Uhr aufstehen zu müssen. Aber immerhin geht es dann an den Strand statt ins Büro, und Windeln wechseln vor einem Bergpanorama statt auf dem heimischen Wickeltisch ist auch eine nette Abwechslung. Das Leben im Urlaub fühlt sich zum Glück auch mit Kindern leichter, schöner und aufregender an als daheim.  

Erholsam ist so ein Familienurlaub leider trotzdem nicht. Wer im Urlaub wirklich entspannen will, sollte die Kinder (mit einem Elternteil) zuhause lassen oder zum Beispiel bei den Großeltern unterbringen. Oder ein paar Jahre abwarten. Denn die Zeit, in der Kinder absolut keine Lust mehr auf Urlaub mit ihren Eltern haben, kommt sicher schneller als man denkt. Und dann hat man wieder alle Zeit der Welt, große Reisen zu unternehmen – oder auch nur tagelang am Strand zu dösen.

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