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Tokio Hotel veröffentlichen „Durch den Monsun 2020“

Tokio Hotel-Sänger Bill Kaulitz
Fotograf: Stephan Rumpf

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Es war 2005 und bald schon würde in zig Teenie-Zimmern Deutschlands der Bravo-Starschnitt einer ganz bestimmten Band hängen: Tokio Hotel. Denn in jenem Jahr veröffentlichten sie mit „Durch den Monsun“ ihre Debüt-Single – und landeten prompt auf Platz eins der Charts. Das dazugehörige Album „Schrei“ verkaufte sich weltweit über 1,5 Millionen mal. Überwiegend weibliche Teenager hatten sich schockverliebt – in Bill, Tom, manchmal auch in Gustav oder Georg. Mit der musikalischen Mischung aus Sehnsucht, Drama, Weltschmerz und Wut lieferten Tokio Hotel den Pubertäts-Soundtrack der Millennials, die (ob sie wollen oder nicht) noch heute mitsingen können: „Ich muss durch den Monsun / Hinter die Welt / Ans Ende der Zeit / Bis kein Regen mehr fällt“. Jetzt, 15 Jahre später, haben sie eine neue Version veröffentlicht. Und die ist (bis auf die Lyrics) vollkommen anders als das Original.

Im Gegensatz zur 2005-Version hat „Durch den Monsun 2020“ weniger musikalische Höhen und Tiefen, also weniger hörbaren Teenie-Schmerz. Die Basis bildet der für House typische Four-To-The-Floor-Rhythmus. Das bedeutet: jede Viertelnote im 4/4-Takt wird betont, hier durch die Bassdrum. Und das wirkt dann ähnlich wie ein – sehr gleichmäßiger – Herzschlag. Der elektronische Sound der neuen Version kommt also tanzbarer und chilliger daher. Er erinnert ein bisschen an Daft Punks „Get Lucky“. Wer Tokio Hotels musikalischen Werdegang verfolgt hat, den dürfte dieser Stil nicht überraschen. Seitdem die Zwillinge Bill und Tom Kaulitz (auf der Flucht vor stalkenden Fans) 2007 nach LA gezogen sind, hat sich ihr Sound vom deutschsprachigen Pop-Rock immer mehr in die elektronische Richtung entwickelt: hin zum sogenannten „Synthiepop“. Das kam nicht bei allen Fans gut an. Und wie schon beim Original, scheiden sich auch an der neuen Version von „Durch den Monsun 2020“ die Geister.

„Ich bin nicht die Person, die ich vor 15 Jahren war und der Song passt perfekt zu meinem neuen Ich“

Eine begeisterte Twitter-Userin schreibt zum Beispiel, die neue Version passe perfekt zur Band und klingt sehr „reif“. Ein anderer User findet, ein 5-Sterne-Ranking sei nicht genug, „um dieses Meisterwerk zu bewerten“. Manche Fans scheinen auch eine ähnliche musikalische Entwicklung wie Tokio Hotel durchgemacht zu haben: „Ich bin nicht die Person, die ich vor 15 Jahren war und der Song passt perfekt zu meinem neuen Ich“, kommentiert ein Fan direkt unter den Twitter-Post der Band.

„Finde belastend, dass der Refrain so langsam ist. Wie soll ich da mitgrölen?“

Für Viele kommt die neue Version aber einfach nicht an das Original ran. Treue Fans zeigen sich angesichts der Elektro-Version enttäuscht: „Ich wünschte, es wäre ein bisschen dynamischer“, schreibt eine Userin: „Es gibt keinen Moment, in dem es steigt oder fällt, es ist so flach“. Jemand anders übt ähnliche Kritik und erklärt: „Finde belastend, dass der Refrain so langsam ist. Wie soll ich da mitgrölen?“

Im Interview mit T-Online erklärten die beiden Frontmänner Bill und Tom, warum sie sich für das 15-jährige Jubiläum dazu entschlossen, eine neue Version von ihrem Debüt-Hit zu veröffentlichen: „Eigentlich wollten wir zum 15-jährigen Jubiläum eine besondere Konzertreihe veranstalten. Mit Special Guests und alten Songs als Unplugged Versionen“, so Tom Kaulitz. Das sei aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt worden und sie mussten sich etwas Neues einfallen lassen, nämlich: Eine neue Version des Songs, der ihnen den Durchbruch beschert hat – interpretiert aus ihrer „heutigen musikalischen Sicht“. Tom erklärt: „Er klingt anders, frisch und auch wenn die Melodie komplett neu ist, ist das noch nahe genug am Original, dass der Hauch von Nostalgie und Melancholie mitschwingt“. Für manche Fans ist „Durch den Monsun 2020“ wohl trotzdem nicht nostalgisch und melancholisch genug. 

fsk

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