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„In ,Cordula Grün‘ stecken Wehmut und Frohsinn“

Foto: Lino Mirgeler / dpa

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Johannes Sumpich alias Josh. (ja, der schreibt sich mit Punkt) ist ein 32-jähriger Wiener, der bislang eher schlecht als recht vom Musikmachen leben konnte. Bis er eine Songidee hatte: Sein Lied „Cordula Grün“, das von einer Liebesbegegnung im Nachtleben handelt, ist binnen kurzer Zeit in Österreich zum Sommerhit geworden und rollt nun – unter anderem als Wiesn-Hit – ganz Deutschland auf.

jetzt: Josh., warum ausgerechnet „Cordula Grün“?

Josh.: Der Name hat sich für mich gut angefühlt. Ganz einfach.

Hast du mal gegoogelt, ob es tatsächlich eine Cordula Grün gibt?

Ja, noch bevor das Lied rausgekommen ist.

Und?

Es gibt sie. In Deutschland sind es sogar zwei. Eine kommt aus dem Norden, die hat sich irgendwann bei Facebook bei mir gemeldet, noch bevor das Lied in Deutschland Kreise gezogen hat. Sie hat geschrieben, dass sie den Song mag und dass sie jetzt Werbung macht für mich in Deutschland. Und die zweite Cordula Grün hat bei Facebook „Herzlichen Glückwunsch“ geschrieben, als ich in Österreich meine Goldene Schallplatte bekommen habe.

„Cordula Grün“ ist der diesjährige Wiesn-Hit auf dem Münchener Oktoberfest. Wie kam das? 

Wie es genau dazu kam, kann ich selber gar nicht beantworten. Ich bin nicht derjenige, der in Bierzelten auftritt, das mag ich eigentlich nicht so. Aber ja, die ganzen Bierzeltbands spielen die „Cordula Grün“, das ist auf jeden Fall eine Riesenehre, wenn die Leute deinen Song so abfeiern.

Warst du schon auf der Wiesn?

Ja, ich bin gerade heute in München und vorhin für ein TV-Interview eine Runde mit dem Riesenrad gefahren. In einem Festzelt war ich noch nicht. Immerhin bin ich jetzt schon mal drübergelaufen, und weiß, wie das Oktoberfest aussieht.

Eine Mass Bier schaffst du aber schon, oder?

Ja, das habe ich eben hinbekommen. Ich hatte eine halbe Stunde Zeit, das ist sich genau ausgegangen.

Wie ist der Song entstanden?

Ich saß im Studio und habe an einem anderen Song gearbeitet. Die Musik war schon da, der Song hieß allerdings noch anders, mir gefiel er dann nicht mehr so. Also entschloss ich mich, ganz neu an die Nummer ranzugehen, und ich wusste, warum auch immer: Ich will was über Frauen und Farben machen. Dann habe ich einen Namen und eine Farbe aufgeschrieben und zu meinem Produzenten gesagt: So, jetzt erzähle ich die Geschichte von Cordula Grün. Er hat mich etwas schräg angeschaut und gesagt „Okay, wenn du das machen willst...“

„Cordula Grün“ ist eine Mischung aus Aufreiß- und Liebeslied, bisschen lustig, bisschen melancholisch, weil sich herausstellt, dass sie verheiratet ist.

Genau. Das ist die klassische Geschichte mit einem kleinen Dreh, ich werde ja von ihr belogen am Anfang.

Eine persönliche Erfahrung?

Der Song ist nicht rein autobiographisch. Es gibt diese Cordula Grün in meinem Leben nicht. Aber als Songwriter packst du Sachen in Lieder, die dich beschäftigen. Natürlich sind auch Erfahrungen von mir da drin.

Was bist du für ein Typ? Eher extrovertiert oder eher Wiener Melancholiker?

Ich glaube, ich bin beides. Die Wiener Melancholie ist in mir drinnen und auch in meinen Songs, teilweise bin ich aber auch jemand, der richtig Spaß haben kann. Und in „Cordula Grün“ steckt beides – Wehmut und Frohsinn.

Ging das Lied gleich ab, nachdem du es fertig produziert hattest?

Das entwickelte sich ganz klassisch, wir haben das Lied an die Radiosender geschickt und das Video ins Netz gestellt. Man konnte schnell sehen, dass mehr Reaktionen kamen als üblich. Und dann hat der ö3, der größte österreichische Radiosender, das Lied vorgestellt, gleich auf der Homepage verbunden mit der Frage „Ist das der österreichische Sommerhit?“ Am nächsten Tag haben sie es wieder gespielt, am übernächsten auch und so weiter. Dann ging es wirklich schnell, und mittlerweile gibt es schon Radiostationen in Norddeutschland, wo die Cordula auf Platz Eins der Hörercharts ist. Das finde ich schon stark.

Wie ist der Song nach Deutschland übergeschwappt?

Redakteure von mehreren Radiosendern waren in Österreich im Urlaub und haben das Lied mit nach Hause genommen und gespielt.

Auch das Video bleibt hängen. Du trägst darin einen weinroten Anzug und tanzt in einem etwas puffigen Club.

Das war sogar früher ein Puff. Jetzt ist es eine Bar, die „Mutzenbacher“ heißt und im 15. Bezirk in Wien liegt. Kann sein, dass der Club inzwischen etwas mehr Zulauf hat als vorher.

Wie bist du überhaupt zum Musikmachen gekommen?

Ich habe Musik studiert und mache schon sehr lange Musik, aber habe immer nebenbei was gearbeitet in Teilzeit, an IT-Projekten und so. Während des Studiums musste irgendwas die Miete reinbringen.

Welche Musik hast du früher gemacht?

Wirklich verschiedenste Projekte. Ich habe viel Gitarre für andere gespielt, war auch in einem Jazzquartett, und seit vier Jahren habe ich mir mein eigenes Projekt nach und nach aufgebaut.

Wie kam es zum Namen Josh.?

So nennt man mich schon seit der Schule. Wir hatten zwei Johannes' in der Klasse, da musste einer irgendwie anders heißen.

Ist das eine große Umstellung, dass du mit deiner Musik jetzt richtig Geld verdienst?

Das fühlt sich einfach wahnsinnig gut an. Weil es zum einen eine schöne Form der Selbständigkeit ist. Und weil es cool ist, sich den Arsch aufzureißen und auch was davon zu haben. Ich kann jetzt aufstehen und sagen: „Alles, was ich tue, ist für meine eigene kleine Firma.“

Wie weit bist du im ganzen Cordula-Trubel denn mit deinem Album?

Das mache ich gerade fertig, es kommt Anfang 2019. Ich kriege das schon hin, die meisten Lieder sind fertig, ich schreibe vielleicht noch einen Song oder zwei.

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