Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Theresa May wird in einer Parodie zu Gollum

May Teresa
Foto: Screenshot/Youtube

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Der Brexit schien lange unerbittlich näher zu rücken, wirkte wie etwas, das unaufhaltsam kommen würde. Dabei nahm ein Großteil der britischen Bevölkerung im Laufe der Verhandlungen immer mehr Abstand von der Idee – und forderte ein neues Referendum. Vor einigen Stunden entschied der Europäische Gerichtshof, dass Großbritannien seine Entscheidung nun doch noch zurücknehmen könne – ohne das Einverständnis anderer EU-Mitgliedstaaten.

Viele Briten und andere Europäer halten das für eine gute Nachricht, auf den sozialen Netzwerken wird die Entscheidung von vielen gefeiert. Doch was hält wohl Premierministerin Theresa May davon? Wäre sie tatsächlich bereit, das britische Volk neu abstimmen zu lassen? Wird sich der Brexit durch das Urteil noch verhindern lassen?

Schauspieler Andy Serkis vermutet offenbar, dass May über diese Frage schon länger mit sich ringt. Denn verkleidet als May schlüpft er in einem Youtube-Video vom Sonntag in seine alte Rolle: die des Gollum aus der „Herr der Ringe“-Trilogie.

Das Video, das dabei entstanden ist, ist ebenso lustig wie gruselig. May führt darin nämlich ein Streitgespräch wie Gollum es auch oft im Film tat: Sie diskutiert über die Austrittsvereinbarung – mit zwei Persönlichkeiten in sich vereint.

Die eine ist leise und gutmütig, wirkt aber auch eingeschüchtert. Sie denkt darüber nach, dem Volk eine neue Abstimmung zu geben: „Es tut dem Volk weh. Macht es ärmer.“

Die andere Persönlichkeit in ihr ist allerdings schroff und gierig. Sie will ihren fein säuberlich ausgehandelten Deal für sich behalten: „Aber wir haben es gefunden. Wir haben es ausgehandelt. Wir wollen es, wir müssen es tun.“ Die Austrittsvereinbarung, die vor ihr liegt, nennt sie dabei immer wieder „My Precious“ – so wie Gollum den Ring nannte, der ihn in den Wahnsinn getrieben hat.

Aus „My Precious“ wird in gefährlicher Gollum-Stimme „My Brexit“

Der zahme Teil versucht immer wieder, gegen den Wahn anzukommen: „Okay, wir machen es so. Nachdem wir das Volk befragt haben. Wenn es das will, dann...“ – „Nein!“, unterbricht es dann der „böse“ Teil. „Blöde Remainers, die ruinieren es!“ So geht der Streit weiter, bis der „gute“ Teil in May offenbar verloren hat: Am Ende sitzt sie da, streichelt die Austrittsvereinbarung und aus „My Precious“ wird in gefährlicher Gollum-Stimme „My Brexit“.

Alles scheint entschieden. Doch dann erscheint eine Schrift: „The People's Vote – we wants it“. Die Kampagne „People's Vote“, für die das Video veröffentlicht wurde, macht May damit quasi eine Kampfansage in Gollumsprache: Das Volk wolle ein neues Referendum mindestens genauso sehr wie May am Brexit-Deal festhalten.

Ob May tatsächlich so denkt, wie ihr im Video unterstellt wird, lässt sich nur vermuten. Jedenfalls gerät sie gerade ins Wanken: Sie sagte das Brexit-Votum, das am Dienstag im Parlament stattfinden sollte, vorläufig ab – denn dort bekäme sie ziemlich sicher derzeit keine Mehrheit. Wann es stattdessen stattfinden oder wie es generell weitergehen soll mit dem Brexit, ist noch nicht klar. 

Wer sich aber weiterhin am „Herr der Ringe“-Vergleich entlang hangeln will, wird (zumindest als Remainer) wieder Hoffnung schöpfen können. Schließlich wird der Ring, der Gollum so verrückt gemacht hat, am Ende zerstört.

lath

Mehr zum Brexit:

  • teilen
  • schließen