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#SayTheirNames: Warum so viele die Namen der Opfer von Hanau teilen

Menschen trauern in der Nähe des Tatortes Heumarkt in Hanau und halten dabei Fotos der Opfer in den Händen.
Foto: dpa/Nicolas Armer

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Ferhat, Gökhan, Hamza, Said Nessar, Mercedes, Sedat, Kaloyan, Fatih, Vili. Das sind die Namen der neun Menschen, die der Attentäter von Hanau aus rassistischen Motiven getötet hat. Es sind die Namen von überwiegend jungen Menschen im Alter von 21 bis 44 Jahren, deren Tod Menschen weit über Hanau hinaus bewegt. Und sie sollen einen anderen Namen, den des Attentäters Tobias R., überschatten. Das erhoffen sich nun viele, die in den sozialen Medien die Namen und Fotos der Ermordeten teilen.

Schon am Morgen nach dem rechtsterroristischen Anschlag posteten die ersten Hanauer*innen bei Whatsapp und Instagram Fotos der Frau und der acht Männer, die in der Nacht ermordet worden waren. Inzwischen hat die Amadeu-Antonio-Stiftung Informationen und Hintergründe zu den Ermordeten zusammengetragen. Die Botschaft: „Trotz all der wichtigen Diskussion um den rassistischen Anschlag in Hanau am 19.02.2020 und seine Hintergründe sollte das Gedenken an die Opfer nicht in den Hintergrund geraten. Ihre Namen sind die, die im Gedächtnis bleiben sollten.“ Aus diesem Grund werden unter dem Hashtag #SayTheirNames vor allem auf Twitter und Instagram nun immer mehr Posts mit den Namen der Opfer veröffentlicht.

Die Opfer beim Namen zu nennen, sei richtig, sagte Sheila Mysorekar, Vorsitzende des Vereins Neue deutsche Medienmacher, gegenüber Deutschlandfunk Nova: „Es sollten Leute aus Einwandererfamilien in Deutschland getroffen werden. Das ist eine Gruppe, die ohnehin mehr oder weniger gesichtslos ist in Deutschland.“ Auch die Nachnamen zu nennen, berge aber die Gefahr, dass Angehörige von Rechtsradikalen belästigt werden. Im Netz äußern auch einige Zweifel daran, dass es im Sinne der Angehörigen ist, die Fotos und vollen Namen der Ermordeten zu verbreiten. Eine Nutzerin äußerte außerdem, dass auch die Mutter des Täters, die nach dem Anschlag von ihrem eigenen Sohn ermordet worden war, als Oper beim Namen genannt werden sollte.

In jedem Fall hat #SayTheirNames dazu beigetragen, den öffentlichen Fokus vom Täter auf die Menschen zu verlagern, über die nun genauso viel gesprochen werden sollte wie über die Hintergründe der Tat. Mit dem Hashtag #SayTheirNames ging allerdings auch eine Falschinformation viral, die in den Medien verbreitet worden war: In den meisten Posts ist zu lesen, dass auch Bilal G. unter den Todesopfern sei, er hat den Anschlag aber überlebt, wie mehrere Quellen berichten. In einer Instagram-Story ist zu sehen, dass er sich gegenüber einem Kamerateam von RTL Aktuell geäußert hat. In dem Statement erzählt Bilal G. auch, dass ein Kollege von ihm gestorben sei.

lesa

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