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„Das hier ist mein Land“

Foto: Christian Thompson / AP / Sarah Silbiger / imago images / ZUMA Wire

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Schon wieder hat US-Präsident Trump eine demokratische Politikerin wegen ihrer Herkunft attackiert: die 37-jährige Ilhan Omar, die als Kind aus Somalia migrierte. „Sie erzählt uns, wie wir unser Land zu regieren haben“, sagte Trump bei einer Kundgebung am vergangenen Dienstag und ergänzte: „Aber wie hast du das da, wo du herkommst, denn gemacht? Wie ging es deinem Land?“. 

Seit 20 Jahren ist Ilhan Omar US-Bürgerin. Als Achtjährige floh sie mit ihrer Familie vor dem Somalischen Bürgerkrieg erst nach Kenia, dann in die USA. Seit 2019 gehört sie dem US-Repräsentantenhaus für den 5. Kongresswahlbezirk von Minnesota an. Dort ist Omar sowohl die erste somalisch-amerikanische als auch die erste muslimische Frau mit Hijab. Auf Trumps neuesten rassistische Angriff ihr gegenüber reagierte sie auf Twitter: „Erstens: Das hier ist mein Land und ich bin ein Mitglied des Hauses, das das Amtsenthebungsverfahren gegen dich eingeleitet hat“, schrieb sie. Dann schob sie gleich noch eine Punchline hinterher: „Zweitens: Ich bin vor einem Bürgerkrieg geflohen, als ich acht war. Eine Achtjährige regiert kein Land – auch wenn du dieses Land so regierst, als wärst du acht.“

Es ist nicht das erste Mal, dass US-Präsident Trump Omar öffentlich angreift. Trump hat sie bereits mehrfach bezichtigt, antisemitische Klischees zu bedienen. Ein Vorwurf, den allerdings nicht nur Trump erhob, sondern Mitglieder beider Parteien. Grund dafür war beispielsweise Omars Kritik an dem Einfluss der der pro-israelischen Lobbygruppe American Israel Public Affairs Committee auf Abgeordnete im Kongress. Auf Twitter schrieb sie, es gehe ihnen nur ums Geld. Nachdem sie dafür Kritik aus beiden Parteien geerntet hatte, entschuldigte sie sich – wurde wenig später aber für eine weitere Aussage kritisiert: Sie warf pro-israelischen Organisationen vor, von US-Politiker*innen „Gefolgschaft zu einem fremden Land zu fordern“. Nachdem Trump diese Kritik an Omar aufgegriffen und sie bei einer Kundgebung in North Carolina im vergangenen Jahr als antisemitisch bezeichnet hatte, riefen viele im Publikum: „Schickt sie zurück!“. Er twitterte zudem ein Video mit Ausschnitten von Omars Rede vor dem Rat für Amerikanisch-Islamische Beziehungen (CAIR), unterlegt mit bedrohlicher Musik und vermischt mit Bildern vom Terroranschlag am 11.September. Das Video ließ Omar so aussehen, als verharmlose sie die terroristischen Taten. Daraufhin beantragte Nancy Pelosi, Führerin der Demokraten im Repräsentantenhaus, Polizeischutz für Omar.

Omar erhält vermehrt Morddrohungen

Im Herbst vergangenen Jahres verbreitete Trump erneut ein Video von Omar auf Twitter, das sie mit dem 11. September in Zusammenhang brachte. Darin sieht man, wie sie zu Lizzos Song „Truth Hurts“ tanzt. Er unterstellte ihr, dies sei am 8. Jahrestag des Terroranschlags vom 11.September aufgenommen worden – und ließ es so aussehen, als würde sie den Terroranschlag feiern. „Das neue Gesicht der Demokratischen Partei!“, schrieb er dazu. Tatsächlich wurde das Video zwei Tage nach besagtem Jahrestag aufgenommen. Omar selbst erklärte daraufhin, die Lügen, die Trump über sie verbreite, gefährdeten ihr Leben. Wie auch bei dem Twitter-Video davor erhielt sie vermehrt Morddrohungen.

Dass Trump sich immer wieder auf Ilhan Omar einschießt, sie öffentlich rassistisch angreift und fragwürdige Videos und Meldungen verbreitet, macht die Politikerin mittlerweile offenbar nur noch ratlos. Auf Twitter schreibt Ilhan Omar nach Trumps neuesten Angriff: „Bei diesen kultartigen Kundgebungen frage ich mich nur eines: Warum bist du so besessen von mir?“.

fsk

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