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„Sie haben das Paradies gepflastert“

Dieses Foto zeigt den Rosengarten des White House in Washington, nachdem Melania Trump ihn umgestalten ließ.
Foto: SP/Susan Walsh

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Melania Trump hat gerade etwas erneuert, von dem viele US-Amerikaner*innen offenbar gar nicht wollten, dass es erneuert wird: den Rosengarten des Weißen Hauses.

Am 27. Juli dieses Jahres hatte die First Lady die geplante Umgestaltung bereits angekündigt. Auf Twitter schrieb sie: „Selbst in den schwierigsten Zeiten war der Rosengarten des Weißen Hauses ein Zeichen für Stärke und Beständigkeit. Heute ist es mir eine Freude, unsere Pläne anzukündigen, dass wir diesen ikonischen Ort erneuern und restaurieren werden, um die Geschichte und Schönheit für die kommenden Generationen zu erhalten.“ 

Am Samstag teilte sie schließlich Bilder vom Ergebnis ihres Projektes: Der Garten besteht hauptsächlich aus Rasen, umringt von gestutzten Büschen und einem neuen Gehweg. Daneben sind im Vergleich zu früheren Aufnahmen etwas weniger Blumen und weniger Bäume zu sehen. Das Grundkonzept ist allerdings immer noch ähnlich zu dem vorherigen.

Viele Menschen reagieren in den Kommentaren wütend auf den neuen Anblick. Denn sie sind offenbar nicht der Meinung, dass „die Geschichte und Schönheit“ tatsächlich angemessen erhalten worden ist. Eine Twitter-Nutzerin schreibt beispielsweise: „Sie haben das Paradies gepflastert. Kirschblütenbäume herausgerissen, um einen Gehweg zu schaffen.“ Andere beschreiben den Garten als „steril“, „kalt“ und „nicht einladend“. Viele wundern sich, dass im Vergleich zu „Vorher-Bildern“ kaum bunte Blumen zu sehen sind – obwohl die gezeigten Tulpen eben nur im Frühjahr und nicht im August blühen.

Manche behaupten sogar, der Garten sehe aus wie ein Friedhof oder ein Parkplatz. Sogar Einkaufszentren hätten oft schönere Grünflächen zu bieten.

Ein Nutzer schlussfolgert, es sei „sehr trump-isch, Geld von Steuerzahlenden zu nehmen und die Dinge schlechter zu machen“. Einige weisen währenddessen darauf hin, dass der Garten durch den Gehweg immerhin barrierefreier gemacht worden sei.

Die Empörung der Nutzer*innen rührt nicht nur daher, dass sie den Garten einfach unansehnlicher finden als vorher. Viele sind der Meinung, dass Melania Trump mit der Neugestaltung Jackie Kennedys Arbeit ruiniert habe. Die frühere First Lady war 1962 maßgeblich für die damalige Neugestaltung des Rosengartens verantwortlich, seither wurde er nicht nennenswert verändert.  Unter anderem Meghan McCain, Journalistin und Tochter des bekannten Republikaners John McCain, meint: „Nicht alles Historische sollte erneuert werden.“ 

Und auch der Vergleich zu Michelle Obama, die während der Präsidentschaft ihres Mannes eigens einen Gemüsegarten anlegte, wird immer wieder wehmütig gezogen. Obwohl der Gemüsegarten damals natürlich nicht im Rosengarten angelegt wurde.

Andere verteidigen Melania Trump. Sie finden die Gestaltung nicht nur gelungen, sondern weisen auch darauf hin, dass die „Vorher“-Bilder eben zu einer anderen Jahreszeit aufgenommen wurden. Es komme außerdem nun mal vor, dass Bäume entfernt werden müssen, damit die Rosen noch genügend Sonnenlicht bekommen. Die „Farben“, die vielen auf den Bildern fehlen, würden im kommenden Jahr mit dem Erblühen der Rosen und Tulpen sicher wieder zurückkommen.

Was beide Seiten bei der hitzigen Diskussion tatsächlich im Kopf behalten sollten, ist, dass Melania den Garten natürlich nicht höchstpersönlich umgegraben und neugestaltet hat. Hinter der Umgestaltung steht ein Team aus Gartenarbeitern – das vermutlich auch daran gedacht hat, dass in einem Rosengarten auch Rosen blühen sollten. Vielleicht braucht es also auch einfach nur Geduld bis zum nächsten Sommer. Wenn Melania vielleicht gar nicht mehr im Weißen Haus residiert, ihre Rosen aber endlich blühen.

lath

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