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„Jugendorganisation überholt die Mutterpartei auf der rechten Spur“

Foto: Adam Berry / getty images; Bearbeitung: jetzt

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Friedrich Merz ist offiziell der Favorit der Jungen Union (JU) für den Posten des CDU-Parteivorsitzes. Das war so nicht wirklich erwartbar: Die JU hatte im Oktober zum „Pitch“ eingeladen, ein digitales Format, bei dem sich die drei Kandidaten der „Jugend“ vorstellen sollten. Dabei hatten die Konkurrenten Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Armin Laschet Gelegenheit, sich mit kurzen Statements („Pitches“) zu präsentieren. Viel Lob gab es für diese Veranstaltung, zumindest aus der Mutter-Partei.

Bis zum 31. Oktober hatten also die mehr als 74 000 Stimmberechtigten der JU Zeit, um ihren Favoriten für den CDU-Bundesvorsitz zu bestimmen. Ergebnis: Merz ist der klare Sieger. Er gewann mit 51,6 Prozent, gefolgt von Norbert Röttgen (27,9 Prozent) und Armin Laschet (19,8 Prozent). Merz bedankte sich für die Unterstützung der Jungen Union auch direkt auf Twitter.

Dass Merz in der Twitter-Bubble nicht gerade beliebt ist, hat sich in der Vergangenheit öfter gezeigt. Dementsprechend verwundert es auch nicht, dass es User*innen gibt, die fast schon unterwältigt von der Entscheidung sind. Auf Twitter trendete am Dienstag das Hashtag #JungeUnion. Aber nicht nur Berufspolitiker*innen, wie etwa die SPD-Politikerin Derya Türk-Nachbaur kritisieren hier die Entscheidung. Auch andere kommentierten, wie etwa ein junger Bild-Reporter, dass es sich hier um ein „Armutszeugnis” handele, dass eine Jugendorganisation sich für einen Kandidaten ausspreche, der für „Altherren-Politik“ stünde.

Nachdem in den vergangenen Wochen auch häufiger Vergleiche zwischen Merz und dem US-Präsidenten Donald Trump gezogen wurden, waren auch diesmal die Trumpvergleiche nicht weit. Diesmal wurden Posts in diesem Zusammenhang auch ohne den bisher auf Twitter geläufigen Hashtag #SauerlandTrump abgesetzt.

Trotzdem: An der CDU-Basis genießt Merz wohl immer noch große Popularität. Auch auf Twitter gab es daher durchaus Stimmen, die es feierten, dass der 64-Jährige sich als Favorit der Jungen Union durchsetzen konnte – selbst wenn es auch hier Zweifel gab, dass das die „Alte Union“ auch so sehen werde.

Ganz egal, was man von Friedrich Merz oder den anderen beiden Kandidaten der CDU hält, in einer Sache waren sich viele Twitter-User*innen einig: Die niedrige Wahlbeteiligung der JU bei dieser Online-Abstimmung sei peinlich. Nur 20 Prozent der jungen Konservativen hatten ihre Stimme abgegeben. Dass Merz also mit gerade mal zehn Prozent der Gesamtstimmen der Gewinner ist, halten auch einige für zumindest fragwürdig.  Aber lag die niedrige Abstimmungsquote jetzt an der Jungen Union, an den Kandidaten oder gar am Abstimmungstool?

So oder so: Die Wahl hat auf die tatsächliche Vorstandswahl, die kürzlich erst auf Januar verlegt wurde, wenig direkte Auswirkungen. Nur die Mitglieder der Jungen Union, die auch gewählte Delegierte sind, können sich am Ende beteiligen. Trotzdem hat die Unterstützung der Jungen Union einen hohen symbolischen Wert: Sie sind die Zukunft der Partei und sollten im besten Falle richtungsweisend sein. Insofern gibt die Wahl Friedrich Merz Rückenwind. Egal, ob das Twitter nun passt oder nicht.

mash, mpu

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