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Britischer Kulturminister fordert Warnhinweis vor jeder Folge von „The Crown“

Gerade die Folgen, die sich um Prinzessin Diana drehen, dürften den Royals nicht gefallen. Aber es geht um mehr.
Foto: Des Willie / dpa

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Wer die vier Staffeln von „The Crown“ bereits gesehen hat, weiß: Diese Serie ist so unschuldig, wie es nur geht. Keine Gewaltdarstellungen, praktisch kein Sex und keine Nacktheit, selbst leidenschaftliche Küsse sieht man eher selten. Trotzdem ist die Serie, die sich um das Leben der heute 94-jährigen Königin Elisabeth II. in Großbritannien dreht, alles andere als langweilig. Die Serie ist sogar zu spannend – findet der britische Kulturministers Oliver Dowden.

Das Mitglied des Kabinetts von Boris Johnson sagte der konservativen Tageszeitung The Daily Mail, dass man sich Sorgen mache, dass gerade junge Menschen, die die gezeigten Ereignisse nicht selbst erlebt hätten, Fakt und Fiktion verwechseln könnten. Deswegen plane er, Netflix zu bitten, einen „Gesundheitshinweis“ vor jede Folge zu stellen, in dem darauf hingewiesen werden soll, dass es sich hier nicht um historische Tatsachen handelt: „Es ist ein schön produziertes Werk der Fiktion, also sollte Netflix wie bei anderen Produktionen auch zu Beginn klar machen, dass es eben nur das ist“, so Dowden, der Mitglied in der Conservative Party ist. 

Dabei wurde die Serie, die auf Netflix als „Drama“ gekennzeichnet ist, in der Vergangenheit auch viel für seine historische Akkuratheit gelobt. Selbst aus royalen Palast-Kreisen hieß es, dass die Queen die Serie nicht nur anschaue, sondern gerade die ersten Staffeln noch genossen habe. Verifiziert wurde das allerdings nicht offiziell. Die neueste Staffel dagegen, die sich insbesondere um die Ehe von Prinzessin Diana und Kronprinz Charles dreht, wird von den Royals und Unterstützer*innen der konstitutionellen Monarchie wegen der dramatisierenden Inhalte kritisiert.

Die Frage, was in der Serie wirklich so passiert ist und was nicht, ist ein Politikum

Auch wenn die Serie näher an den historischen Tatsachen ist, als man manchmal glauben kann, ist vieles darin frei erfunden – da hat der britische Kulturminister natürlich recht. Jede Episode beschäftigt sich mit einem historisch belegten Ereignis, etwa der Krönung, Hochzeiten, Skandalen, und strickt außen herum eine emotionale Geschichte und Dialoge. 

Dabei weiß natürlich niemand, was wirklich in den Sitzungen der Premierminister mit der Queen gesagt wurde, oder wie die königliche Familie auf Gerüchte egal welcher Art reagiert hat. Die Serie ist also biographisch-interpretativ, nicht anders als Musiker*innen-Biographien im Kino. Große Medienhäuser wie die Washington Post veröffentlichen aber inzwischen zu jeder Episode ein Fact-Checking, also eine Zusammenfassung, in der steht, welche Geschehnisse der Serie wie gut belegt sind, gerade weil für viele Menschen der Wahrheitsgehalt der Serie so interessant ist.

So oder so hat die Serie bei vielen Menschen Interesse am britischen Königshaus – und vor allem auch am britischen Regierungssystem – geweckt. Dass die Serie dabei auch die Notwendigkeit der Monarchie in Frage stellt, sowie deren Werte und Geschichte häufiger problematisiert, macht die Netflix-Produktion zumindest in Großbritannien zu einem echten Politikum. Kein Wunder also, dass es dort politische Akteure gibt, die die narrative Macht der Serie durch einen Warnhinweis verkleinern möchten. 

mpu

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