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Nico Semsrott tritt aus der Partei „Die Partei“ aus

Nico Semsrott (links) und Martin Sonneborn gehen getrennte Wege.
Foto: Philipp von Ditfurth / Kay Nietfeld / dpa

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Der Kabarettist und EU-Abgeordnete Nico Semsrott ist aus der Partei „Die Partei“ ausgetreten. Als Grund gibt der 34-Jährige in einer humorlosen Presseerklärung einen Tweet seines ehemaligen Kollegen Martin Sonneborn an. „Weil Die PARTEI in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem das Projekt von Martin Sonneborn ist, und ich dafür nicht weiter mein Gesicht hergeben will, habe ich eben mein Austrittsschreiben verschickt“, heißt es darin. Allerdings werde er sein Mandat im EU-Parlament zu Ende führen – er könne „das Leid nicht verantworten“, das ein*e Nachrücker*in ertragen müsste.

Der Satiriker und EU-Politiker Sonneborn hatte am 7. Januar ein Bild von sich in einem T-Shirt gepostet, auf dem zu lesen war: „AU WIEDELSEHERN, AMLERIKA! abem Sie Guter FrLug runtel! Printed in China für Die PARTEI“. Ein Verweis auf das Ende von Trumps Präsidentschaft und darauf, dass selbst Trump-Merchandise oft in China hergestellt wird. Daraufhin entbrannte auf der sozialen Plattform heftige Kritik: „Meint ihr, irgendwann checkt deutsche Comedy, dass anti-asiatischer Rassismus nicht lustig ist?“, fragte etwa die Journalistin Minh Thu Tran, ihr Kommentar bekam mehr als  4500 Likes. Am 8. Januar twitterte Sonneborn als Antwort auf die Kritik: „Gut, ich ziehe ein Jackett drüber ... Smiley!“ Inzwischen hat Sonneborn seinen Original-Tweet gelöscht. 

In seinem Statement schreibt Semsrott, das Problem sei weniger die Frage, was Satire nun dürfe – in diese Richtung hatte Sonneborn die Diskussion in einem weiteren Tweet gedreht – sondern um den „ignoranten Umgang mit Feedback“, den der „Die Partei“-Gründer Sonneborn an den Tag lege: „Wenn sich Menschen von seinen Postings rassistisch angegriffen fühlen, muss er nicht viel tun. Es reichen Mitgefühl und der Respekt vor den Betroffenen, um das eigene Verhalten zu korrigieren.“

Semsrott ist nicht der Einzige, der Sonneborn kritisiert

Diesbezüglich hätten er und der ehemalige Chefredakteur des Satire-Magazins Titanic Sonneborn schon mehrere Auseinandersetzungen gehabt. Bereits vor einem Jahr habe er den 55-Jährigen wiederholt gebeten, sich für einen Witz zu entschuldigen. Das habe er auch in diesem Fall wieder getan, erneut ohne Ergebnis. Sonneborn verstehe nicht, „wo oben und unten“ sei und dass „seine Verantwortung als Vorsitzender von Die PARTEI mit 50 000 Mitgliedern und zuletzt 900 000 Wähler*innen weit über das hinausgeht, was ein Titanic-Chefredakteur vor 20 Jahren können musste“, urteilte Semsrott scharf.

Mindestens ein weiteres Mitglied aus der Satire-Partei hatte sich zuvor als Reaktion auf den Tweet und die folgende Diskussion von Sonneborn distanziert: Nico Wehnemann, der auf Twitter kommentierte, der Tweet sei „boomer-peinlich“.

Sonneborn hingegen stimmte während seiner ersten Legislaturperiode im Europaparlament von 2014 bis 2019 abwechselnd mit „ja” und „nein” ab, und richtete durch Reden und Aktionen auf Themen wie Menschenrechtsverletzungen und Rechtspopulismus öffentlichkeitswirksam Aufmerksamkeit. Semsrott folgte 2019 in das EU-Parlament, wo er sich der Grünen-Fraktion anschloss. Seine Entscheidung, „Die Partei“ zu verlassen, hat Semsrott bereits am Dienstag bekanntgegeben.

mpu

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