Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Obama führte 25-minütiges Gespräch mit George Floyds Familie

Der ehemalige US-Präsident Barack Obama
Foto: Charles Rex Arbogast / AP

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Die Bilder davon, wie ein Polizist auf dem Afroamerikaner George Floyd kniete und ihn so tötete, gingen um die Welt und lösten Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt aus. Floyds Tod wurde zu einem Symbol vieler BPoC, die ihrer Hauptfarbe wegen diskriminiert oder verletzt werden, sein Gesicht sah man wochenlang auf Plakaten und Wandgemälden, meist mit seinen letzten Worten daneben: „I can’t breathe!“.

Aber Floyds Tod war eben nicht nur Initialzündung einer globalen Bewegung, sondern riss auch ein Loch in das Leben seiner Angehörigen. Viele Politiker*innen sprachen der Familie ihr Beileid aus. Auch US-Präsident Donald Trump verkündete, mit der Familie geredet zu haben. Gegenüber „MSNBC sagte George Floyds Bruder aber dazu, Trump habe ihn bei dem Gespräch nicht einmal zu Wort kommen lassen. So entstand bei der Familie der Eindruck, Trump sei der Anruf als solcher wichtiger gewesen als die persönliche Trauer der Familie.

Anders verhielt sich der ehemalige US-Präsident Barack Obama, wie erst vor Kurzem bekannt wurde: Am Tag des Gedenkgottesdienstes zu Ehren George Floyds am 4. Juni habe Obama die Familie angerufen und 25 Minuten mit ihr telefoniert, so erzählt es der beteiligte Pfarrer Al Sharpton in der New York Times.

 „Ich möchte, dass ihr Hoffnung habt. Ich möchte euch wissen lassen, dass ihr nicht allein seid. Ich möchte euch wissen lassen, dass Michelle und ich alles tun werden, was ihr von mir verlangt“, soll Obama gesagt haben. „Das war das erste Mal, denke ich, dass die Floyd-Familie wirklich Trost erfahren hat seit seinem Tod“, zitierte die New York Times den Pfarrer und erinnerte an die menschliche Trauer abseits politischer Beileidsbekundungen.

Eigentlich wollte sich der ehemalige US-Präsident aus der Politik zurückziehen, doch die jüngsten Entwicklungen rund um seinen Nachfolger Trump scheinen ihn wieder vermehrt zu politischen Äußerungen zu veranlassen – vor allem zur Solidarität mit den stattfindenden Protesten. Dass Obama den Anruf im privaten Rahmen getätigt und damit nicht von selbst nach außen gegangen ist, wird ihm von vielen hoch angerechnet. Auf sie macht es den Eindruck, dass dahinter kein politisches Kalkül steckt, sondern ehrliche Anteilnahme – insofern das bei einem Ex-Präsidenten zu trennen ist.

Anlass für Obamas jüngste Äußerungen ist unter anderem die US-Präsidentschaftswahl im November 2020. Es tritt der amtierende Präsident Donald Trump gegen den ehemaligen Vize-Präsidenten Joe Biden an. Im Zentrum des Wahlkampfes stehen auch die Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. Während Biden einen Tag vor der Beerdigung von George Floyd dessen Familie besucht hat, traf sich Trump mit den Sicherheitskräften. So ist der Tod George Floyds bereits jetzt Wahlkampfthema.

  • teilen
  • schließen