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„Es ist unmöglich, einfach weiterzumachen, ohne die Vergangenheit anzuerkennen“

Foto: dpa

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Weiße Menschen müssen die eigene koloniale Vergangenheit aufarbeiten – diesen Appell richteten Prinz Harry und Herzogin Meghan in einem Video an Menschen aus Großbritannien. Das Land müsse sich seine Vergangenheit vergegenwärtigen. Das sei zwar unangenehm, sagte Harry. Aber auch „dringend notwendig, um vorwärtszukommen“, so der 35-Jährige. Das Paar erkärte sich solidarisch mit der „Black Lives Matter“-Bewegung: „Es ist unmöglich, einfach weiterzumachen, ohne die Vergangenheit anzuerkennen.“

Das Video entstand während einer Videokonferenz gemeinsam mit vier jungen Schwarzen Führungskräften am vergangenen Mittwoch. Das Netzwerk „Queen's Commonwealth Trust“ brachte junge Führungspersönlichkeiten zusammen, die sich gegen Rassismus engagieren. Außer Meghan und Harry nahmen vier Schwarze junge Menschen teil: Chrisann Jarrett, Alicia Wallace, Mike Omoniyi und Abdullahi Alim. Die Konferenz fand als Reaktion auf die weltweiten Proteste im Zuge der „Black Lives Matter"-Bewegung nach dem Tod von George Floyd statt.

Das Commonwealth ist ein loser Staatenbund, der aus Großbritannien und vielen ehemaligen Kolonien des britischen Empire besteht und dem Queen Elisabeth II. vorsitzt. Es setzt sich aus 54 Staaten zusammen. Fast alle standen unter britischer Kolonialherrschaft. Im Zuge der weltweiten Rassismus-Debatte nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd wird auch die britische Kolonialzeit derzeit heftig diskutiert. Während der Proteste wurden auch einige Statuen ehemaliger britischer Kolonialherren von ihren Sockeln gestürzt.

Harry und Meghan tauschten sich mit den anderen Teilnehmer*innen über die „Black Lives Matter“-Proteste aus, vor allem aber auch darüber, was speziell weiße Menschen tun können und müssen, um Verantwortung zu übernehmen. Der Teilnehmer Mike Omoniyi betonte dazu, dass Weiße mehr tun müssten als Kacheln auf Social Media zu posten. „Das ist wichtig und ein erster Schritt. Aber es reicht nicht“, sagt er in der Konferenz. Dann gehe es darum, die Ärmel hochzukrempeln und sich an die Arbeit zu machen. Dazu gehöre auch ein absoluter Wille, zu lernen. „Das ist kein Hashtag. Es geht hier um eine nachhaltige Forderung. Die Gesellschaft muss sich jetzt verändern. Und wir werden nicht aufhören, bis das passiert“, sagt auch Teilnehmerin Chrisann Jarrett. Alicia Wallace meint: „Wir können nicht länger so tun, als ob diese Bewegung nicht notwendig sei.“

„Es wird nicht einfach und in einigen Fällen auch nicht bequem werden, aber es muss geschehen. Schließlich profitieren alle davon“, sagt Harry im Bezug auf die Auseinandersetzung mit der britischen Kolonialgeschichte. Meghan sagt weiter: „Gleichberechtigung verschafft niemandem Nachteile. Sie sorgt dafür, dass wir alle die gleichen Chancen haben.“ Das sei ein grundlegendes Menschenrecht. Institutioneller Rassismus bleibe bislang bestehen, weil irgendwo Menschen davon profitierten, sagt Harry. Das müsse sich ändern.

Harry und Meghan brachen im Winter mit dem britischen Königshaus, gründeten eine gemeinnützige Organisation und leben jetzt in Los Angeles. Harry hatte dies unter anderem auch mit „rassistischen Untertönen“ in der Medienberichterstattung über seine Frau begründet. Meghan hatte als Tochter eines weißen US-Amerikaners und einer Afroamerikanerin wiederholt von persönlichen Erfahrungen mit Rassismus berichtet.

 soas

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