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Tausende protestieren nach Urteil im Fall Breonna Taylor

Foto: Michael Ciaglo / Getty Images / AFP

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„Breonnas Leben zählt“, steht auf dem Schild, das eine Demonstrantin in die Luft hält. Auf einem anderen: „Keine Gerechtigkeit – kein Frieden“. Zuvor wurde im US-amerikanischen Louisville das Urteil im Prozess um den Mord von Breonna Taylor bekannt gegeben. Die 26-jährige Rettungssanitäterin wurde im März von Polizisten in ihrer eigenen Wohnung erschossen. Die Beamten hatten einen Durchsuchungsbeschluss für ihre Wohnung bekommen, weil in Ermittlungen gegen einen mutmaßlichen Drogenhändler ihr Ex-Freund verdächtigt wurde. Taylors Partner, mit dem sie im Bett lag, hielt die Polizisten für Einbrecher und feuerte einen Schuss zur Selbstverteidigung ab. Die Beamten schossen zurück – und trafen dabei die unbewaffnete Breonna Taylor. Ihr Freund blieb unverletzt.  

Das Gericht verfügte lediglich eine Anklage wegen „grober Nachlässigkeit“ gegen einen der drei Polizisten, weil dieser Schüsse abgefeuert hatte, die auch in die Nachbarwohnung gegangen seien und damit die Mitglieder der dort lebenden Familie gefährdet hatten. Der Angeklagte kam noch am Mittwochabend frei, seine beiden Kollegen, darunter auch der der Breonna Taylor mutmaßlich getötet hatte, bleiben werden strafrechtlich nicht verfolgt und werden weiterhin im Polizeidienst tätig sein. 

Ben Crump, ein Anwalt der Familie Taylor, nennt das Urteil in einem Tweet „ungeheuerlich und beleidigend“ und fragt, wie es sein könne, dass die Tat zwar angeblich zur Gefährdung der Nachbarfamilie geführt habe, aber nicht zur Gefährdung von Breonna Taylor.

Wegen befürchteter Gewaltausbrüche verhängte der Bürgermeister von Louisville am Mittwoch den Ausnahmezustand und eine nächtliche Ausgangssperre. Dennoch versammelten sich Hunderte, um für eine härtere Bestrafung der Polizisten und gegen rassistische Polizeigewalt zu protestieren. Polizist*innen sperrten daraufhin Straßen und setzten Schlagstöcke gegen Demonstrant*innen ein. Zwei Polizisten wurden während der Proteste angeschossen

Während die Proteste in Louisville aufgelöst wurden, gingen in anderen amerikanischen Großstädten Tausende Menschen auf die Straße, um gegen die Entscheidung zu protestieren. 

US-Präsident Donald Trump twitterte zu dem Vofall: „Ich bete für die beiden Polizeibeamten, die während der Proteste in Louisville angeschossen wurden. Die Regierung steht hinter euch!“ Den Namen Breonna Taylor erwähnte er nicht. 

Auf Twitter äußerten viele Nutzer*innen ihre Wut über die Entscheidung, aber auch ihre Solidarität mit der Familie Taylor. Darunter auch Basketball-Star LeBron James, der schrieb: „Heute habe ich keine Worte. Ich bin am Boden zerstört, verletzt, traurig, wütend. Meine Liebe geht an Breonnas Mutter, Familie und Freunde.“

Viele Nutzer*innen teilten ihre Wut und Verzweiflung über das Urteil. 

„Der Staat Kentucky erachtet das Leben von Breonna Taylor's Nachbarn als wichtiger als ihr eigenes. Lass das mal sacken“, schrieb eine Nutzerin.

„Nur ein Beamter wird verantwortlich gemacht und nicht für den Tod von Breonna Taylor, sondern dafür, auf ein Apartment geschossen zu haben? Es war nie klarer, dass dieses Land Eigentum als wertvoller erachtet als menschliches Leben“, twitterte die Abgeordnete Rashida Tlaib.

Die Aktivistin und Anwältin Maya Harris schrieb: „Niemand wurde für den Tod von Breonna Taylor verantwortlich gemacht.“

Einige Nutzer*innen richteten sich konkret an Daniel Cameron, Kentuckys Justizminister. So warf die Journalistin Elie Mystal ihm vor, nicht für das Opfer gesprochen zu haben, sondern die Mörder verteidigt zu haben.

US-Senator und Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders bezeichnete das Handeln der Justiz als „Schande“ und machte klar, dass der Mord an Breonna Taylor eine Warnung sein müsse, auf die nur mit fundamentalen Justizreformen geantwortet werden könne. 

lwö 

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