Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Wieso das aktuelle Wettertief Ahmet heißt

Dass das aktuelle Tief Ahmet und nicht Anton heißt, hat einen politischen Grund.
Foto: Adobe Stock; Bearbeitung: jetzt

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Sabine, Thomas, Christian – so heißen Hoch- und Tiefdruckgebiete in Deutschland oft. Den Namen ist gemein, dass vor allem weiße Deutsche ohne Migrationsgeschichte so heißen. Dass das nicht unsere Gesellschaft widerspiegelt, ist klar. Deswegen hat die Organisation der „Neuen deutschen Medienmacher*innen“ (NdM) eine Kampagne gestartet, die das ändern soll. Insgesamt 13 Hochs und Tiefs hat die Vereinigung getauft. Und ihnen Namen gegeben, die migrantisch gelesen werden. Das Tief zum Beispiel, das Deutschland derzeit Schnee und Eiseskälte bringt, trägt den Namen Ahmet. Mit zum Beispiel Chana oder Goran werden in den kommenden Wochen noch mehr Namen mit Migrationshintergrund auf der Wetterkarte zu lesen sein.

Die NdM sind eine Vereinigung aus Medienschaffenden, die sich dafür einsetzen, dass Redaktionen sich diverser aufstellen. (Anm. d. Red: Auch Journalist*innen der Süddeutschen Zeitung und der jetzt-Redaktion sind Teil der NdM.)

Die Kampagne trägt den Namen #wetterberichtigung und soll zeigen, dass Deutschland vielfältig und divers ist, Menschen aus Einwandererfamilien aber oft unsichtbar bleiben. In den Führungsetagen und Medienhäusern genauso wie auf der Wetterkarte. „Alle reden übers Wetter, damit arbeiten wir“, sagt Ferda Ataman, Vorsitzende der Neuen Deutschen Medienmacher*innen, im Interview mit jetzt. Die Kampagne solle symbolisch zeigen, dass die NdM „überall Partizipation und Repräsentation fordern“. „Wir sind langsam ungeduldig geworden“, sagt Ataman. „Im Jahr 2021 sind noch immer Schwarze Menschen und People of Color unterrepräsentiert in der Gesellschaft, in allen wichtigen Bereichen. Das zeigt sich auch auf der Wetterkarte.“ Und in diese Wetterkarte kann man sich – anders als in Behörden oder Medienhäuser – einfach einkaufen. Denn in Deutschland werden die Namen von Hoch- und Tiefdruckgebieten per Namenspatenschaft vergeben – wer eines kauft, darf den Namen bestimmen. Ein Hoch kostet 350 Euro, ein Tief 250 Euro. Die Ausgaben für die Aktion haben die Mitglieder privat vorgestreckt. Die Organisation hofft jetzt, die Kampagne mit Hilfe von Spenden refinanzieren zu können.

„Vielleicht ist weißen Menschen nicht aufgefallen, dass in Deutschland Hochs und Tiefs immer Gisela oder Christoph heißen. Uns ist es aber aufgefallen“, sagt Ataman. „Deutsche Menschen heißen aber nicht nur Helmut. Sondern auch Ahmet oder Aisha.“ Alle Namen gehörten nicht zu realen Personen – auch um die Mitglieder der Organisation vor Hass- und Drohschreiben zu bewahren. „Wir haben leider die Erfahrung gemacht, dass man Menschen schützen muss“, sagt Ataman.

Gegenwind auf einschlägigen rechten Blogs oder Accounts gibt es dennoch massiv. Doch es gibt auch ganz andere Stimmen. Sawsan Chebli etwa, Berliner SPD-Politikerin, äußerte sich auf Twitter begeistert über die Kampagne.

Insgesamt 13 Namen haben die Medienmacher*innen auf die Wetterkarten gesetzt. Und hoffen, so etwas bewegen zu können. „Alle interessieren sich fürs Wetter“, sagt Ataman. Das wolle die Organisation nutzen.

soas

  • teilen
  • schließen