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„Menschenrechte können nicht einfach zur Wahl gestellt werden“

Foto: REUTERS

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Die LGBTQ-Community in Rumänien feiert: Das Referendum der Regierung zum Verbot der Ehe für alle in der Verfassung ist gescheitert. Bisher ist dieses Verbot nur gesetzlich festgeschrieben und kann darum von einer zukünftigen Regierung wieder geändert werden. Die konservativen und kirchennahen Initiatoren der Volksbefragung wollten erreichen, dass der Begriff „Ehegatten“ durch „Mann und Frau“ ersetzt wird.

Das wollten die Rumänen nicht: Nur 20 Prozent der Wahlberechtigten stimmten ab, für ein gültiges Ergebnis hätten es mindestens 30 Prozent sein müssen. Im Voraus hatten zahlreiche LGBTQ-Organisationen zum Boykott des Referendums aufgerufen. Eine davon ist MozaiQ. Ihr Chef, der 30-jährige Vlad Viski, erzählt im Interview, was das gescheiterte Referendum für ihn bedeutet – und warum trotzdem noch lange nicht alles gut ist.

jetzt: Vlad, wie fühlst dich gerade?

Vlad Viski: Sehr, sehr gut. Wir sind natürlich begeistert davon, dass das Referendum gescheitert ist. Es zeigt, dass die Rumänen nicht in die Fallen getappt sind, die die Kirche und die Regierung aufgestellt haben. Wir LGBTQ-ler sollten dadurch noch weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.

Wo hast du von dem Ergebnis erfahren?

Wir haben am Sonntag in einem Club in Bukarest die Hochrechnungen angeschaut. Als klar war, dass der Boykott geklappt hat, war das so ein guter Moment!

„Von einer legalen gleichgeschlechtlichen Ehe sind wir in Rumänien leider noch weit entfernt“

Was ist euer nächstes Ziel?

Von einer legalen gleichgeschlechtlichen Ehe sind wir in Rumänien leider noch weit entfernt. Aber wir hoffen, dass Ende dieses Jahres die eingetragene Lebenspartnerschaft endlich legalisiert wird. Das ist jetzt erst einmal unser nächstes großes Ziel.

Waren die letzten Jahre des Kampfes hart für euch?

Ja. Alle LGBTQ-Organisationen und andere zivilrechtliche Organisationen haben zum Boykott des Referendums aufgerufen. Wir finden: Menschenrechte können doch nicht einfach zur Wahl gestellt werden. Jede Gruppe hatte eigene Kampagnen. Wir von MozaiQ haben Videos mit Prominenten veröffentlicht, demonstriert, eine Online-Kampagne organisiert. Wir haben mit allen Mitteln versucht, die Leute zu überzeugen.

Und das hat auch geklappt.

Ja. Das zeigt sehr klar, dass die Menschen hier finden, dass sich Kirchenvertreter nicht in die Politik einmischen sollten. Und setzt auch ein klares Zeichen an die Politiker: Die Rechte der LGBTQ-Community zählen.

Trotzdem ist es immer noch schwierig, in Rumänien nicht heterosexuell zu sein, oder? Bis 2001 war Homosexualität  ja sogar gesetzlich verboten.

Das stimmt. Wir haben viele Probleme. Wer sich outet, wird oft ausgeschlossen und gemobbt. Aber wir haben auch gesehen, dass sich in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen getraut haben, sich zu outen und ihre Sexualität offen zu leben, vor allem junge Leute. Das gibt Hoffnung.  

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