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Die gute Alternative zu Airbnb?

Schüler in Pang Na, Kambodscha.
Foto: Socialbnb

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Die Welt erkunden und dabei auch noch etwas Gutes tun – das hört sich verlockend an. Eine Kölner Studentengruppe hat eine Projektidee entwickelt, die genau das vereinen soll: auf der Plattform „Socialbnb“ können Reisende eine Unterkunft in einer Hilfsorganisation im Ausland buchen und sie somit finanziell unterstützen. Der 24-Jährige Nils Lohmann ist seit August vergangenen Jahres einer der Projektleiter.

jetzt: Worum geht es euch bei Socialbnb?

Nils: Die Idee ist, soziale und ökologische Hilfsorganisationen zu unterstützen. Durch eigene Reisen der Teammitglieder haben wir erkannt, dass diese Hilfsorganisationen wahnsinnig wichtige Arbeit leisten, gerade für die lokalen Bevölkerungen. Nur leider können sie das oft nicht, weil sie neben Spenden keine Einnahmequellen haben. Das ist kein nachhaltiges Finanzierungsmodell, mit dem man planen kann und das heißt, dass ganz viele Projekte nicht realisiert werden können. 

Und auf der anderen Seite wollen wir den Reisenden auch eine authentische Erfahrung abseits des Massentourismus bieten. Wenn sie nach Hause kommen, haben sie einerseits tolle Geschichten zu erzählen, weil sie den Alltag der Menschen hautnah miterlebt haben. Und andererseits haben sie ihren Teil zu einem wohltätigen Projekt beigetragen.

Wie funktioniert Socialbnb genau?

Die Hilfsorganisation bietet ihre Räumlichkeiten als Übernachtungsmöglichkeiten an und der Reisende kann die über unsere Seite buchen. Mit seiner Übernachtung, die zwischen 15 und 20 Dollar kostet, unterstützt er dann die sozialen Projekte, denn der größte Teil des Erlöses bleibt vor Ort und geht an die Organisation selbst. Mit dem restlichen Teil decken wir unsere laufenden Kosten für das Marketing und die Website.

 

„Freiwilligen-Tourismus ist oft nicht im Sinne der lokalen Bevölkerung"

Was ist inklusive, wenn man dort übernachtet?

Der Hauptkern ist erst mal die Übernachtung an sich. Wir finden es aber toll, wenn die Gäste auch Interesse an dem Projekt zeigen. Viele Hosts zeigen auch gerne ihre Arbeit, weil es eine engere Verbindung zwischen Reisenden und Gastgeber herstellt. Die wollen wir auf jeden Fall weiter aufbauen, allerdings möchten wir auch ein bisschen weg von dem Begriff des Volunteerings, also Freiwilligen-Tourismus.

Warum?

Das ist oft nicht im Sinne der lokalen Bevölkerung. Wenn sich zum Beispiel jemand für drei Wochen engagieren will, indem er Kinder in einer Schule unterrichtet, ist das zwar eine tolle Erfahrung für den Reisenden, aber keine nachhaltige Lösung für die Probleme vor Ort. Die Kinder gewöhnen sich an jemanden, der nach einigen Tagen schon wieder weg ist. Außerdem haben die Reisenden oft keine pädagogische Ausbildung. Wir möchten lieber, dass die NGOs finanziell unterstützt werden und so zum Beispiel einen richtigen Lehrer bezahlen können.

peru homestay socialbnb

Diese Unterkunft befindet sich in Peru.

Foto: Socialbnb
nepal homestay Socialbnb

In Nepal kann man in einer authentischen Unterkunft übernachten.

Foto: Socialbnb
schu ler in pang na

Schüler in Pang Na, Kambodscha.

Foto: Socialbnb
mr thy in pang na Socialbnb

NGO-Grüner Mr. Thy in Pang Na, Kambodscha.

Foto: Socialbnb

Wie ist das Projekt entstanden? 

Vor etwa zwei Jahren entdeckte ein ehemaliges Teammitglied eine Schule in Kambodscha, die ungenutzte Räume besaß. Der Gründer einer NGO dort, Mister Thy, suchte nach einer Möglichkeit, den Unterricht in dem Dorf zu finanzieren. Zusammen mit unserem Teammitglied erarbeiteten sie die Idee, die Räume über Nacht zu vermieten – mit dem Erlös konnte ein Lehrer angestellt werden. Uns ist aufgefallen, dass auch viele andere Organisationen leerstehende Räumlichkeiten haben, die nicht nachhaltig genutzt werden. Und wir haben uns gedacht: Wie wäre es denn, wenn man diese Räume auch an anderen Orten als Übernachtungsmöglichkeiten für Reisende nutzen würde? Wir versuchten erst in Kambodscha weitere Organisationen zu rekrutieren und haben dann Schritt für Schritt immer neue Länder hinzugewonnen. 

„Das kann eine echte Alternative für den globalen Übernachtungsmarkt werden."

Ihr seid alle Studenten, das sich nebenher für das Projekt engagieren. Wie könnt ihr das Ganze realisieren?

Wir sind momentan ein Team aus zwölf Leuten und treffen uns mehrfach die Woche. Es ist schon sehr zeitintensiv, vor allem weil niemand von uns etwas daran verdient, aber es macht einfach Spaß. Gerade der Kontakt mit den Organisationen und das gute Feedback der Reisenden zeigen uns immer wieder, warum wir das machen. 

Natürlich gibt es aber auch ab und zu Probleme. Wir müssen uns an den Zyklus des Studiums anpassen und Klausurenphasen bzw. Semesterferien berücksichtigen. Zwar haben die meisten im Team schon Berufserfahrung gesammelt, aber es ist schon auch viel „learning by doing“, da muss man ehrlich sein. Aber wir profitieren von einem starken Netzwerk um uns herum. 

Glaubst du, dieses Reisekonzept kann sich auf dem Weltmarkt durchsetzen?

Definitiv. Wenn wir nicht den Traum hätten, etwas zu verändern, würden wir das Ganze nicht mit so einer Begeisterung machen. Ich bin ein großer Verfechter von „think big“ und glaube, dass das eine echte Alternative für den globalen Übernachtungsmarkt werden kann.

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