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Diesen Dozenten-Typen begegnest du an der Uni

Foto: David-W- / photocase

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Der Verwirrte

Ein Klassiker - der Klassiker. Hat nicht umsonst Eingang in ein Dutzend Sprichwörter gefunden und ist selbst eines geworden. Man könnte auch Fachidiot sagen, das wäre aber sehr unfreundlich, denn eines ist der verwirrte Professor auf jeden Fall: Nett.

Präsentationsstil

Er trifft schon eine halbe Stunde vor dem ersten Studenten im Hörsaal ein, um seine Unterlagen zu ordnen. Dabei fällt ihm auf, dass er statt des Aktenköfferchens die Laptop-Tasche seiner Frau dabei hat (leer). Das macht ihm jedoch nichts aus, denn er erzählt ohnehin viel lieber frei von der Leber weg, wobei nur der Streber in der ersten Reihe merkt, dass es sich um eine ganz andere Vorlesungsreihe handelt.

Führungsstil

Im Seminar lässt er dich ausreden und sagt dann, das sei ein bemerkenswerter Standpunkt – auch wenn das Gesagte überhaupt nicht zum Thema passt. Das liegt allerdings daran, dass er sich nicht mehr an den Kern der Diskussion erinnert. Da er sich als Alt-Achtundsechziger versteht, verwendet er für seine Skripten Öko-Papier, von dem er immer exakt sieben Kopien zu wenig dabei hat.

Das trägt er

Braunes Tweedsakko mit abgeschabten Lederflicken über den Ellenbogen, ausgebeulte Hose im Fischgratmuster. Eigentlich auch eine Brille, doch die hat er im anderen Gebäude liegen lassen.

Bei ihm im Büro

Dort sieht es aus, wie du dir ein Professorenbüro vorstellst: Verwinkelt, mit Büchern bis zur Decke und Orientteppich über dem Parkett. Der Flachbildschirm, den die Universitätsleitung vor zwei Jahren geschickt hat, dient unausgepackt als Sitz für die Besucher. Achtung: Nicht auf den Hund treten, der unter dem Biedermeierschreibtisch schläft.

Kumpelfaktor

Hoch. Vorausgesetzt, er erinnert sich an dich. Dann freut er sich, dass du ihm einen Kaffee ausgibst, denn er versteht diesen neuartigen Automaten einfach nicht.

So sammelt man Bonuspunkte

Verständnisvoll dreinblicken, ruhiges Interesse ausstrahlen und ihn ab und an sachte auf den richtigen Weg zurückführen: „Das ist ja faszinierend, aber wie war das noch mal mit der Gewaltentrennung im frühwilhelminischen Reich? Da hatten Sie doch vorhin so eine spannende Andeutung gemacht.“

Das sollte man unbedingt vermeiden

Ungeduldig werden und die Seminararbeit vor Ablauf von zwei Jahren zurückfordern. Statt dessen einfach täglich einen Keks für seinen inkontinenten alten Labradormischling mitbringen, um im Gespräch zu bleiben.

Der Sadist

Du kannst versuchen, ihm auszuweichen, aber mindestens einmal trifft es jeden. Dann heißt es Augen zu und durch, denn die einzige Besserung besteht in seiner Trennung vom Institut, die aber ausgerechnet der Sadist immer genau ein Semester nach deinem Abschluss vollziehen wird.

Präsentationsstil

Im Grunde gibt es da nichts zu meckern, nur dass er in allen Folien, Papieren und Powerpoint-Orgien die netten kleinen Details weglässt. Wenn du dann fragst, in welchem Verlag das bedeutende Fachbuch X erschienen ist, sieht er dich über seine Brille hinweg lange an und lacht kurz auf – wortlos. Außerdem beschleicht dich das Gefühl, dass er wichtige Namen, Jahreszahlen und Begriffe absichtlich undeutlich ausspricht.

Führungsstil

Andere Professoren fördern die demokratische Gesprächskultur. Er nicht: Man muss sich melden. In der ersten Sitzung ignoriert er deine Hand eine Viertelstunde lang, um dann verächtlich zu schnauben: „Von diesem Thema hat hier wieder mal keiner was gehört, aber das war ja sonnenklar!“ In der zweiten Sitzung meldet sich niemand mehr, und wenn er seine eingeschüchterten Hörer vorwarnungslos zu Antworten zwingt, heißt es hinterher nur: „Schwach.“

Das trägt er

Der Sadist ist zwar meistens, aber nicht unbedingt durch glänzende Schaftstiefel oder militärisches Kostüm zu erkennen. Oft tarnt er sich heimtückisch mit Wollpullovern und kleinen bunten Halstüchern, um den Eindruck eines verwirrten Professors zu erwecken.

Bei ihm im Büro

Dort ist es eng (deswegen ist er ja so frustriert) und feucht – von deinem Schweiß. Bevor du überhaupt den Mund aufmachen kannst, weist er dich schon scharf zurecht, weil du das ausgeklügelte Ritual seiner Sprechstunden-Voranmeldung nur zu 99 Prozent erfüllt hast. Alcatraz ist ein schöner Traum dagegen.

Kumpelfaktor

Gleich Null. Er versteht sich nur mit der Oberstreberin, die in eurem Gruppenreferat all die Lorbeeren kassiert hat und die er euch immer als leuchtendes Beispiel voranstellt: „Das weiß in dieser ärmlichen Runde doch bestimmt wieder nur unsere liiieebe Frau Müller...“

So sammelt man Bonuspunkte

Gar nicht, es sei denn, man ist die „liiieebe Frau Müller“.

Das sollte man bei ihm unbedingt vermeiden

Auffallen und damit Anlass zu Spott und Zorn geben.

Die Koryphäe

Präsentationsstil

Die Koryphäe müsste eigentlich zwei Köpfe haben, so umfangreich ist ihr Wissen. In ihren Vorlesungen hat man immer das Gefühl, einem Stück Genialität beiwohnen zu dürfen. Leider bleibt der Student oft in diesem Bewunderungsstadium hängen. Die Themen, bei denen er problemlos folgen könnte, sind für die Koryphäe nämlich so banal, dass ihr gar nicht in den Sinn kommt, darauf einzugehen. Deshalb ist es oft schwer, meist aber unmöglich, ihr länger als zehn Minuten zu folgen. Mal ganz abgesehen davon, dass man für jeden Satz, den sie von sich gibt, fünf Minuten Pause bräuchte, um all die unbekannten Fremdwörter nachzuschlagen.

Führungsstil

Alles Organisatorische, das mit einer Lehrveranstaltung einher geht, delegiert die Koryphäe an Assistenten und das Sekretariat, die alles nach seinen (meist sehr konkreten) Vorstellungen durchführen. Wer gerade dabei ist, den Kontraktualismus von der Antike bis zur Gegenwart aufzurollen und um eine eigene Theorie zu erweitern, kann sich nicht darum kümmern, dass Robert für sein Referat einen Beamer bekommt. Die Ansprüche an die Studenten sind hoch: Eine Hausarbeit mit weniger als 50 Titeln in der Literaturliste kann das Thema nicht voll erfasst haben, Referenten müssen sich auf gezielte Fragen nach Hintergründen und Zusammenhängen gefasst machen.

Das trägt er

Die Koryphäe ist so gut gekleidet, wie ihr Status es gebietet. Es vergeht kaum eine Woche ohne Termine mit Mächtigen aus Politik oder Wirtschaft, ein zerzauster Professorenlook wäre da mehr als unangebracht.

Bei ihr im Büro

Der Weg in die universitäre Koryphäenheimat führt nur über rechtzeitige Terminvereinbarung mit der Sekretärin. Warten muss man trotzdem ewig, weil der Herr Minister mal wieder angerufen hat. Diesen würde er hier selbstverständlich nie empfangen. Die Räumlichkeiten stellt schließlich immer noch die Uni, die Enge und den Linoleum-Fußboden kann auch der schwere Eichenschreibtisch aus Privatbesitz nicht vertuschen.

Kumpelfaktor

Kumpel? Hallo, der Typ sitzt Sonntag-Abends nicht in der Kneipe, sondern bei Anne Will.

So sammelt man Bonuspunkte

Die Koryphäe kann man nur mit Wissen oder wirklich intelligenten Fragen beeindrucken. Leider ist das ungefähr so schwer wie gegen Manuel Neuer einen Freistoß zu verwandeln.

Das sollte man vermeiden

„Ach, das Referat für morgen bereite ich nach ‚Game of Thrones‘ vor.“

Der Externe

 

Um den Studenten mehr Praxisnähe zu bieten, holen viele Institute Dozenten aus der freien Wirtschaft für einzelne Seminare – Unternehmensberater für die BWLer, PR-Manager für Kommunikationswissenschaftler oder den Produktionsleiter der Papierfabrik Soundso für die Verfahrenstechniker.

 

Präsentationsstil

Der Externe präsentiert im Seminar genauso, wie er es sonst im Unternehmen macht. In der ersten Sitzung stellt er sich und seine bisherigen Karrierestationen ausführlich vor, in seinen späteren Ausführungen wird er immer wieder auf Beispiele seiner beruflichen Erfahrung zurückgreifen. Laptop, Beamer und Powerpoint sind seine ständigen Begleiter, manchmal hat er auch ein paar Boxen im Gepäck. Zu mindestens drei Sitzungen lädt er außerdem weitere externe Referenten aus seinem Arbeitsumfeld ein, die zum jeweiligen Thema mit ihrem Expertenwissen zur Verfügung stehen.

 

Führungsstil

Der Externe hat mit dem universitären Alltag nicht mehr viel am Hut. Seine Veranstaltungen beginnen pünktlich zur vollen Stunde, nach dem Procedere der Creditpoints-Vergabe muss er sich mindestens dreimal erkundigen. Sein Seminar teilt der Externe gerne in eine Grundlagen- und eine Projektphase ein. In letzterer lösen die Studenten in Gruppenarbeit reale „Fälle“, werden „gebrieft“, erstellen „SWOT-Analysen“ und präsentieren alle zwei Wochen ihre Zwischenergebnisse.

 

Das trägt er

Business-Kleidung, er muss ja nach dem Seminar sofort in ein Meeting.

 

In seinem Büro

Der Externe verteilt zwar in der ersten Sitzung seine Visitenkarte mit dem Hinweis, dass die Teilnehmer ihn jederzeit anrufen oder anmailen können. Sein Büro bekommen die Studenten aber nur in Ausnahmefällen zu sehen. Sprechstunde hat er ja keine, außerdem befindet es sich nicht in der Uni, manchmal noch nicht mal in der Stadt.

 

Kumpelfaktor

Der Externe ist eigentlich ein ziemlich umgänglicher Typ. Er ist nicht ungeneigt, mal über seinen Tellerrand hinauszublicken, sonst würde er sich zusätzlich zu seinem Job kein Uni-Seminar aufbürden. Zum Abschluss des Seminars ist unter Umständen sogar ein Kneipengang mit den Kursteilnehmern drin.

 

So sammelt man Bonuspunkte

Wenn man schon vorher weiß, was eine SWOT-Analyse ist, oder anders signalisieren kann, dass man schon Erfahrungen in seinem Berufsfeld gemacht hat. Zum Beispiel: „Als ich bei McKinsey in München Praktikum gemacht habe,…“

 

Das sollte man vermeiden

Dozent: „McKinsey in München? Dann kennen Sie ja den Herrn Niederrainer!“

Student (mit rot anlaufendem Gesicht): „Ähhh…?!“

 

Der Nachwuchs

 

In der Riege des Professoren-Nachwuchses tummeln sich unter Männlein und Weiblein zwei häufig anzutreffende Exemplare: Die einen sind fachlich qualifiziert, aber schüchtern und unsicher im Umgang mit den Studenten und der Lehrsituation. Die anderen sorgen für Getuschel und verdrehte Köpfe, weil sie unverschämt gut aussehen und deswegen auffallen.

 

Der Schüchterne

Präsentationsstil

Der junge Schüchterne hat ein Problem: Er verkauft sich nicht gut. Ihm fehlt die Erfahrung darin, an der Uni zu lehren, und es ist für beide Seiten seltsam, jemandem gegenüberzusitzen, der beinahe genauso alt ist wie man selbst. In besonders verkrampften Situationen versucht der Schüchterne gerne, mit einem Witz oder einer lustigen Anekdote aufzulockern. Es bleiben einem zwei Möglichkeiten: Pflichtbewusst mitlachen und fremdschämend zu Boden sehen.

 

Führungsstil

Vor dem Schüchternen muss man keine Angst haben. Bei Referaten sieht er den Studenten zeitliche Verzögerungen wegen unauffindbarer oder dauerhaft ausgeliehener Bücher nach und hat Verständnis, wenn man beim Vortrag unter nervöser Atemnot leidet. Es ist ja noch nicht allzu lange her, dass er in derselben Situation war. Fehlstunden trägt er zwar auf der Anwesenheitsliste ein, aber als einzige Konsequenz droht ein Gespräch unter vier Augen, in dem er wissen will, ob es einem denn gut geht. Bei notorischem Zu-Spät-Kommen wird der Schüchterne aber „jetzt schon mal langsam böse“.

 

Das trägt er

Solide Kleidung, auch mit dem Attribut „praktisch“ zu beschreiben: Jeans oder Cordhose, Frauen gerne mal Röcke, aber immer gediegen und mit Tendenz zu Beige-Braun-Tönen.

 

In seinem Büro

Oft hat der junge Dozent gar kein eigenes Büro, weil er promoviert und nur nebenbei ein bisschen lehrt. Deswegen muss man sich mit ihm in der Cafeteria verabreden.

 

Kumpelfaktor

Der Schüchterne bemüht sich, Nähe zu den Studenten zu demonstrieren. Ein nicht zu lösendes Problem ist die Frage der Anrede: Duzen wäre eigentlich natürlicher, schließlich ist man als Student kaum jünger. Trotzdem fühlt es sich seltsam an, „Du, Frank“ oder „Veronika, ich wollte dich fragen…“ zu sagen. Richtige Autorität will da nicht entstehen. Kumpelnähe aber auch nicht.

 

So sammelt man Bonuspunkte

Referate zum vereinbarten Termin halten und ihn aus der peinlichen Stille erlösen, die auf Fragen häufig folgt – auch wenn die Antwort genauso im Text steht, den man gerade bespricht, und man sich dämlich vorkommt, einfach abzulesen. Auch wichtig: Das Angebot zur „Sprechstunde nach Vereinbarung“ annehmen.

 

Das sollte man bei ihm unbedingt vermeiden

Wenn man seine Gutmütigkeit zu offensichtlich ausnutzt, kann der Schüchterne schon mal giftig werden und einen bösen Kommentar vor versammelter Mannschaft fallen lassen. Er kann sich noch sehr gut an die eigene Studentenzeit erinnern – allzu oft sollte man sich also nicht auf 08/15-Ausreden berufen.

Das Sexy-Brain

 

Präsentationsstil

Wie das Sexy-Brain seine Inhalte präsentiert, ist relativ nebensächlich – sein gutes Aussehen zieht das Auditorium ohnehin seinen Bann. Allerdings wäre der Begriff Videotorium eventuell angebrachter. Denn die Aufmerksamkeit richtet sich oft mehr auf den gut aussehenden Menschen, als auf das, was er von sich gibt.

 

Führungsstil

Neben dem guten Aussehen ist auch Professionalität ein Kennzeichen des Sexy-Brains – bei ihm sind die Unterlagen geordnet, die Powerpoint-Präsentationen vorbereitet und Anwesenheit und Referatsvergabe in Listen geordnet. Das Sexy-Brain ist korrekt, höflich und fair zu seinen Studenten. Dabei bleibt es immer freundlich, wirkt dabei oft aber bewusst zurückhaltend – nicht, dass die Freundlichkeit missverstanden und in Zuneigung uminterpretiert wird.

 

Das trägt er

Männer sind entweder der Model-im-Anzug-Typ oder der Coole-lässige, den man eher mit Milchkaffee auf dem Balkon als in der Uni vermuten würde. Frauen betonen gern durch Röcke und hohe Absätze ihre Weiblichkeit, wirken dabei aber nie billig. Schwarz-weiß ist ihre bevorzugte Farbkombination.

 

In seinem Büro

Falls das Sexy-Brain ein Büro sein Eigen nennen darf, ist es top-aufgeräumt und durchgestylt. In den Regalen stapeln sich die Zeitschriften und Bücher, in denen es wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht hat.

 

Kumpelfaktor

So gern Student und Studentin diesem optischen Traumtypen näherkommen würden, es klappt einfach nicht. Er taut nie so richtig auf, auch wenn man versucht, in der Sprechstunde möglichst locker aufzutreten. Wieder droht zu kumpelhaftes Verhalten falsch interpretiert zu werden und Träume à la „Junger Professor verführt Studentin“ zu fördern.

 

So sammelt man Bonuspunkte

Ein fleißiger Student sein – und nicht zu offensichtlicht starren und anhimmeln.

 

Das sollte man bei ihm unbedingt vermeiden

Gleichgeschlechtliche Kombinationen führen leicht zu Komplikationen: Mädchen reagieren auf so eine perfekte Professorin schnell stutenbissig („Die hat doch bestimmt mit xy geschlafen, um den Posten zu kriegen!“). Jungen fühlen sich eingeschüchtert von Überflieger-Dozenten, die auch noch gut aussehen, und fürchten um ihre Chancen bei den Kommilitoninnen. Reaktion: Hang zu aufgeblasenem Getue und Widerspruch gegen alles, was der Dozent sagt.

Text: Christian Helten, Nina Heinrich, Eva Bader.

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