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Frau wird beim Fotografieren von einem Jaguar verletzt

Dieser Jaguar griff eine Frau an, als sie ein Selfie mit ihm machen wollte.
Foto: Adam Wilkerson

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Es gibt Situationen, in denen darf man die Sinnhaftigkeit von Absperrungen in Frage stellen. Wenn Mutti Süßigkeiten per Vorhängeschloss unzugänglich macht, zum Beispiel, oder wenn eine umzäunte Baustelle schon längst fertig ist. Wenn es aber darum geht, Menschen von Wildtieren zu trennen, gibt es keinen Diskussionsbedarf.

Im Wildlife World Zoo in Arizona gibt es diese Sicherheitsvorkehrungen also: Da lebt ein Jaguar in einem Gehege, dem man sich als Besucher nicht zu sehr nähern sollte. Eine sehr sinnvolle Sache eigentlich. Blöd nur, dass die Absperrungen und Gitterstäbe nicht besonders schön anzusehen sind – und sie das perfekte Foto so unmöglich machen.

Eine Frau um die 30, deren Identität nicht weiter bekannt ist, kam deshalb am Samstag offenbar auf eine ziemlich gefährliche Idee: Für das perfekte Foto überwand sie eine Barriere, einige Meter entfernt vom Gehege, um näher an das Tier heranzukommen. Eine Sprecherin des Zoos, Kristy Morcom, sagte dazu: „Dafür muss man klettern, es ist nichts, das man so einfach tun kann. Das sind wilde Tiere und diese Barrieren sind da aus einem Grund aufgebaut.“

Zu dem Foto kam es dann auch nicht mehr. Die Frau befand sich nämlich so nah am Gehege, dass der Jaguar sich in ihrem Arm festbeißen konnte. Laut der Sprecherin Morcom sei dabei nicht klar, ob die Frau ihren Arm für ein Foto ins Gehege gehalten oder für ein Selfie daran gelehnt habe. Die Schilderungen von Augenzeugen würden dahingehend voneinander abweichen.

Was aber klar ist: Adam Wilkerson, ein Augenzeuge, half der Frau, sich zu befreien, während seine Mutter das Tier ablenkte, indem sie eine Plastikflasche ins Gehege warf. Das Handyvideo des Augenzeugen zeigt, wie die junge Frau kurz darauf am Boden liegt und immer wieder sagt: „Es tut weh, es tut weh, es tut weh.“ Währenddessen kaut der Jaguar auf der Plastikflasche herum.

Gegenüber CBSNews sagte ein Mitarbeiter des Zoos, dass der Vorfall genau untersucht werden würde. Allerdings sei klar: „Wenn Leute die Barrieren nicht respektieren, gibt es immer die Chance, dass es ein Problem gibt.“ Dem Tier, so hat der Zoo inzwischen auf Twitter zugesichert, werde deshalb auch nichts geschehen.

Die junge Frau musste nach dem Vorfall nur kurz im Krankenhaus behandelt werden – und kam dann zum Zoo zurück, um sich zu entschuldigen. Sie hat nun wohl schmerzlich verinnerlicht, dass man gewisse Grenzen für ein gutes Foto nicht überschreiten sollte. Andere haben dazu nicht mehr die Chance: Immer wieder sterben junge Menschen, beim Versuch, ein spektakuläres Selfie für die sozialen Netzwerke zu machen.

Das zeigte auch eine Studie zu „Selfie-Toten“ aus dem Jahr 2018. Sie kam zu dem Ergebnis, dass zwischen 2011 und 2017 mindestens 259 Menschen auf der Jagd nach ein paar Likes oder dem „besonderen“ Bild umgekommen sind. Die Forscher plädierten am Ende für No-Selfie-Areas, um solche Unglücke zu vermeiden. Ob eine solche Regelung wirklich helfen kann, muss man bezweifeln. Schließlich, so sehen wir gerade ja wieder, halten auch Absperrungen einige Menschen nicht von gefährlichen Selfies ab.

lath

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