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„Es braucht viel Mut dafür, zu werden, wer wir wirklich sind“

Screenshot: Instagram @sammys_vanity

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„Endlich lebe ich“, schreibt die Influencerin „sammys_vanity“ am Dienstag auf Instagram. „Ich erinnere mich noch daran, wie ich früher davon träumte, die Frau zu werden, die ich heute bin.“ Ihr Text steht unter einer Collage aus zwei Bildern. Links: ein Junge, er lächelt zaghaft in die Kamera. Rechts: eine Frau, die sexy und selbstbewusst posiert. Auf beiden Bildern sieht man den gleichen Menschen: Sammy. Denn Sammy kam im Körper eines Jungen zur Welt, lebt heute aber im Körper einer Frau. Das, so schreibt sie, ist für sie ein wahrgewordener Traum.  Mit ihrem Post feiert sie den „Trans Day of Visibility“, also den Feiertag, der trans* Menschen, deren Geschichte und ihren Wert für die Gesellschaft sichtbar machen soll.

Wie Sammy haben es am Dienstag viele Menschen weltweit gemacht. Unter dem Hashtag #TransDayOfVisibility veröffentlichten sie Vorher-Nachher-Bilder in ihren Instagram-Storys, auf Twitter und auf Facebook, manche zählen vor, wie viele Tage sie nun schon in ihrem neuen Körper leben. Sie alle eint dabei eines: Sie sind verdammt stolz auf sich.

Denn dafür, dass sie endlich in einem Körper leben, der auch zu ihrem Inneren passt, mussten sie alle viel in Kauf nehmen. Einige berichten von  Vorurteilen gegenüber trans* Menschen, und daher auch vom eigenen Kampf, sich zu outen. Andere schreiben, wie viele Monate und Jahre sie eine Hormonbehandlung machen oder wie lange sie auf eine geschlechtsangleichende Operation warten mussten. Eine englische Instagram-Nutzerin spricht wohl für alle, wenn sie schreibt: „Es braucht viel Mut dafür, zu werden, wer wir wirklich sind.“

Das sehen nicht nur die trans* Menschen selbst so, auch viele andere solidarisieren sich und zeigen sich stolz. Eine Nutzerin schreibt beispielsweise, sie fühle sich von ihrem Bruder und seiner Geschichte inspiriert. Dutzende Organisationen der LGBTQ*-Community schaffen ebenfalls mit Posts Aufmerksamkeit. Viele tun das auch am Mittwoch noch – versehen mit dem Argument, dass trans* Menschen natürlich jeden Tag Sichtbarkeit verdienen.

Viele nutzen den Tag auch, um politische Botschaften zu teilen. So fordern einige in Deutschland, das „Transsexuellengesetz“ abzuschaffen. Das Gesetz von 1981 ermöglicht trans* Menschen zwar Namensänderungen und operative Geschlechtsangleichungen, wird aber von vielen als diskriminierend empfunden. Unter anderem, weil Transgeschlechtlichkeit darin noch immer als „Krankheit“ betrachtet wird, sie von Mediziner*innen, Psycholog*innen oder Psychiater*innen bestätigt werden muss, bevor beispielsweise eine Namensänderung offiziell möglich wird.

Den „Trans Day of Visibility“ rief die Transgender-Aktivistin Rachel Crandall aus Michigan im Jahr 2009 ins Leben. Denn mit dem „International Transgender Day of Remembrance“ gab es bis dahin zwar einen Feiertag, der die Todesopfer von Transfeindlichkeit betrauerte – aber keinen, der lebende trans* Menschen feierte. Seitdem wiederholt sich der „Trans Day of Visibilty“ jährlich am 31. März. 

lath

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