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Horror-Party: Verbindungs-Fiasko mit Eifersuchtsdrama

Illustration: Daniela Rudolf-Lübke

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Man vergisst leicht, dass Feiern nicht immer nur spaßig ist. In dieser Serie erzählen wir deshalb von den schlimmsten Partys, auf denen wir in unserem Leben waren. Viel zu viel Alkohol, grässlich langweilige Verwandte, emotionale Tiefpunkte – es gibt ja viel, das eine Feier vermiesen kann. Falls du selbst von einer schlimmen Party erzählen willst: Schreib uns eine Mail an info@jetzt.de! 

Horrorstufe: 5 von 10

Center of Attention: Eifersucht 

Trinkverhalten: gefühlt zu wenig

Hirschgeweihe an der Wand, daneben eine viel zu große Diskokugel, Männer, die in lächerlich wirkenden Schärpen und Stiefeln herumschlendern: Ich bin auf einer Verbindungsparty – ohne wirklich zu wissen, was das eigentlich genau ist. Dass die Boys aussehen, als wären sie dem 18. Jahrhundert entsprungen, damit hatte ich nicht gerechnet. Denn was eine Verbindung genau ist, darüber habe ich mich erst nach dieser Party informiert. An besagtem Abend aber bin ich Studentin im zweiten Semester, meine beste Freundin Mina aus der Heimat ist zu Besuch und wir wollen endlich herausfinden, was hinter diesen mysteriösen Verbindungspartys steckt, von denen alle Studierenden immerzu reden. 

Leon ist der Typ, der uns schon in der Vergangenheit den ein oder anderen Abend ruiniert hat

Für Mina und mich hatte ich den perfekten Abend geplant: Zuerst in meinem Wohnheim vorglühen, dann die Party. Punkt eins haben wir zu dem Zeitpunkt schon abgehakt und jetzt freue ich mich auf ein paar geschnorrte Kippen und zwei, drei Cocktails. Doch schon beim Vorglühen hatte ich bemerkt, dass Mina immer wieder auf Handy geblickt hatte. „Was ist denn los?“, frage ich sie jetzt, wo wir in der Eingangshalle des pompösen Hauses stehen. „Leon macht wieder Stress“, seufzt sie. Leon ist ihr Freund und ein unglaublich eifersüchtiger Typ. Und der Typ, der uns auch schon in der Vergangenheit den ein oder anderen Abend verdorben hatte. Ich ahne Böses.

Bevor wir uns aber weiter mit der Thematik beschäftigen können, werden wir von einem Haufen Schärpen-Jungs überrascht, die grölend durch die Halle laufen. Sie haben je zwei Bier in der Hand und sind jetzt schon völlig betrunken – es ist erst 21 Uhr. Die ausgestopften Tiere an der Wand erinnern an eine absurde Parallelwelt. Aus der Ferne hören wir, wie tiefe Männerstimmen im Chor singen. In der Luft hängt der Geruch von Erbrochenem. Zeit für den ersten Cocktail. 

Nach einiger Zeit wollen wir Zigaretten schnorren. Als wir draußen sind, hängt Mina wieder am Handy. „Leon will Schluss machen!“, ruft sie mir zu und guckt mich mit glasigen Augen an. Er sei ausgerastet, weil auf der Party auch Jungs seien. Welch Überraschung, denke ich genervt. 

Ich bin völlig überfordert von der ganzen Situation

Doch bevor ich auf das Drama reagieren kann, bieten uns drei Burschen tatsächlich eine Kippe an. Ungefragt fängt einer von ihnen an zu erzählen, dass auf einer ihrer Partys im vergangenen Jahr jemand gestorben sei. Ein Betrunkener sei den Balkon runter gefallen. Ich bin völlig überfordert von der ganzen Situation. Mina offensichtlich auch, denn sie starrt nur noch auf ihr Handy. 

Ich packe Mina und wir stellen uns in den Garten. Auch der ist an Herrschaftlichkeit nicht zu überbieten. Meine Freundin ist mittlerweile in Tränen aufgelöst und ich verstehe die Welt nicht mehr. Wenn Leon wüsste, dass er wegen einer Party wie dieser ein solches Drama veranstaltet, würde er wahrscheinlich lachen. Aber er ist nicht hier, Mina mittlerweile ein Wrack und mein Job ist es geworden, torkelnde Verbindungstypen von uns weg zu schieben. Ich merke: Ich kann den Abend nicht mehr retten, Mina beruhigt sich nicht, egal, was ich ihr sage. 

Und so verlassen wir die Party, das ganze Burschenschafts-Ambiente war mir dann am Ende sowieso zu skurril, und laufen nach Hause. Mina verbraucht eine komplette Taschentuch-Packung und möchte am nächsten Morgen sofort abreisen, um mit Leon zu sprechen. Unser Mädels-Wochenende ist also auch gelaufen. Ich nehme mir vor, mich in nächster Zeit von Verbindungspartys erstmal fern zu halten – ich habe wirklich genug tote Füchse gesehen.

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