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5500 brutto für die selbstständige Personal Stylistin

Zu Rominas Kund:innen gehören Palina Rojinski und Tarik Tesfu.
Foto: Privat

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Was man als Personal Stylistin macht

Ich habe mich auf Personal Styling und Menschen aus dem öffentlichen Leben fokussiert. Das heißt, ich style Künstler:innen, Moderator:innen, Musiker:innen oder Comedians und Comediennes für Red Carpet Events und TV-Auftritte. Zu meinen Kund:innen zählen zum Beispiel Jochen Schropp, Tarik Tesfu und seit kurzem auch Trettmann und Palina Rojinski. Ab und zu mache ich auch das Styling für Werbekampagnen oder arbeite direkt mit den Künstler:innen für eine Werbung zusammen, zum Beispiel wenn sie eine Kooperation mit einer Marke haben.

Wie mein Arbeitsalltag aussieht

Das ist von Woche zu Woche unterschiedlich: Mal habe ich viele Fittings, manchmal stehe ich vor einem Berg voller Klamotten und Kartons und muss viel zurückschicken. An anderen Tagen muss ich mich um die Abrechnungen kümmern und abhaken, was ich alles für wen gekauft habe. In regelmäßigen Abständen treffe ich meine Kund:innen auch zum Frühstück oder zum Kaffee, damit wir uns austauschen können. Außerdem bin ich Mutter von zwei Kindern und habe feste Tage, an denen ich sie betreue. Manchmal bereite ich Bestellungen deshalb erst abends vor, wenn sie schon schlafen: Dann habe ich hundert Tabs offen, packe die Einkaufskörbe voll oder stelle Pakete zusammen, damit ich sie am nächsten Tag verschicken kann. Es kommt aber auch vor, dass ich mal die ganze Woche lang in einem Fernsehstudio bin und die Künstler:innen persönlich betreue. 

Wie ich Personal Stylistin geworden bin

Meine Eltern sind beide selbstständig, deshalb hatte ich keine  Scheu, mich selbstständig zu machen. Meine Mutter hat Maschinenbau studiert, nebenbei als Schneiderin gearbeitet und uns zwei Kinder großgezogen. Sie hatte einen unglaublich tollen Style und früher schon meine Sachen genäht. Das hat mich sehr inspiriert.  

Mit 16 Jahren bin ich alleine nach Berlin gezogen und habe meine Fachhochschulreife an einem Oberstufenzentrum für Mode und Textiltechnik gemacht. Später habe ich an der Akademie für Mode und Design (AMD) studiert und Moderationsjobs fürs Webfernsehen übernommen, wo ich zum Beispiel von Fashion Weeks oder der ECHO-Verleihung berichtet habe. Dadurch hatte ich schon viele Kontakte zu Labels und Designern. Das hat dabei geholfen, mich als Personal  Stylistin selbstständig zu machen.

Was der Job mit meinem Privatleben macht

Meine Kinder finden meinen Beruf natürlich spannend. Ich bin manchmal in einem Zwiespalt, weil ich ihnen erklären muss, dass schön auszusehen nicht das Wichtigste auf der Welt ist, aber gleichzeitig wissen sie: Es ist meine Arbeit, andere Menschen schön aussehen zu lassen. Mein Privat- und Berufsleben haben viel miteinander zu tun: Mit ein paar Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, hatte ich schon vorher eine Verbindung, mit manchen Kund:innen bin ich seit mehr als 15 Jahren befreundet. Über meine Arbeit kommen viele schöne Verbindungen oder auch Freundschaften zustande, in unserer Branche muss man aber auch lernen, das voneinander trennen zu können. Ich habe auch viele Freund:innen, die mit dieser ganzen Mode- und Showbiz-Welt nichts zu tun haben.

Ich werde außerdem immer besser darin, mir bewusst Zeit für mich zu nehmen: Als Selbstständige kann man sich schnell die Tage so vollpacken, dass man gar nicht mehr zur Ruhe kommt oder Urlaub macht.

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird

Ich werde ganz oft gefragt, ob eine bestimmte Person wirklich so ist, wie sie aus der Ferne wirkt. Häufig ist es nur Gossip. Wenn jemand wissen möchte, ob die Person zum Beispiel wirklich so lustig ist wie im TV, dann lächle ich meistens und kann es mit „Ja“ beantworten. Fragen zum Beziehungsstatus beantworte ich natürlich nicht. Für den Job ist es superwichtig, verschwiegen zu sein. 

Welche Eigenschaften man als Personal Stylistin braucht

Man braucht viel Durchhaltevermögen und muss bereit sein, viel zu geben. Ich arbeite eigentlich nie unter 40 und manchmal bis zu 70 Stunden pro Woche. Manchmal ist das eben notwendig. Außerdem sollte man sehr offen sein und sich von einer Oma genauso inspirieren lassen wie von einer Gruppe Jugendlicher – und sich nicht nur die blonden, weißen Frauen auf den Fernsehzeitschriften anschauen. Deutschland ist sehr divers und das soll man auch in der Öffentlichkeit wahrnehmen. Das ist mir sehr wichtig bei meinen Stylings. 

Beim Personal Styling ist es auch wichtig, seine eigenen Befindlichkeiten hinten anzustellen, und niemanden zu drängen, etwas anzuziehen, in dem er:sie sich nicht wohlfühlt. Ich muss mich auf die Leute einlassen und offen und klar kommunizieren, auch wenn es ums Finanzielle geht. Da ist es wichtig, verhandeln zu können und für seinen Preis einzustehen, ohne sich groß zu erklären. 

Außerdem arbeite ich super strukturiert, weil manchmal alles gleichzeitig stattfindet. Fernsehproduktionen, Berlinale, Fashion Week, das muss man gut koordinieren, sonst wird es schnell chaotisch.

Vorstellung vs. Realität

Die meisten Leute denken, ich gehe den ganzen Tag einkaufen und treffe berühmte Menschen auf einen Kaffee. Das stimmt zwar auch, allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Denn zu meinem Job gehört es auch, viel zu rechnen und Belege zu sortieren und einfach viele Sachen zu organisieren. Ein Red Carpet Look besteht aus vielen kleinen Aufgaben. Nur ein kleiner Teil meines Arbeitslebens ist glamourös, etwa, wenn man zu einer großen Veranstaltung chauffiert wird, es tolles Catering und Goodie Bags gibt. An solchen Tagen treffe ich viele Menschen, bei denen ich manchmal vergesse, wie viele Fans die haben.  Für mich ist das immer noch ein Job und ich bewege mich schon lange in dem Metier. Ich nehme natürlich alles sehr ernst, habe aber kein Herzklopfen mehr. Mir ist es sehr wichtig, dass meine Kund:innen und ich uns auf Augenhöhe begegnen. 

Wie der Trend zu nachhaltiger Mode meinen Job beeinflusst

Für Red Carpet Outfits fragt man meistens bei verschiedenen Marken oder Agenturen einen Look an. Auch bei neuen Kollektionen gibt es PR-Samples, die zur Verfügung gestellt werden. Diese Outfits werden also meistens nur geliehen. Zudem haben viele Labels auch Vintage-Archive, aus denen man Stücke ausleihen kann. Insgesamt gibt es aber noch immer zu wenig nachhaltige Alternativen für richtig edle Red Carpet Looks oder Show Looks.  

Beim Personal Styling für eine Sendung oder Show ist es einfacher: Die Kund:innen können mir sagen, dass sie zum Beispiel gerne eine fair produzierte grüne Jeans für den Anlass haben möchten. Dann habe ich die Möglichkeit und das Budget, danach zu suchen. Wenn es sich die Kund:innen wünschen, gehe ich manchmal auch zusammen mit ihnen Vintage shoppen, weil man in den meisten dieser Läden nichts zurücklegen lassen oder umtauschen kann. Soll ich allerdings viele Outfits nacheinander ausschließlich Secondhand für eine Person zusammenstellen, wird es schwierig. Da passen die Größen oder Schnitte vieler Stücke nicht oder die Farbe stimmt nicht.

Das verdient man als Personal Stylistin

Ich habe kein festes Gehalt, deshalb kann mein Einkommen von Monat zu Monat sehr schwanken. Es kann sein, dass ich in einem Monat nur 1500 Euro netto verdiene und im nächsten auf einmal 15 000 Euro auf meinem Konto habe. Je nachdem, wann die Rechnungen bezahlt werden.  

Durchschnittlich verdiene ich ungefähr zwischen 5000 Euro und 6000 Euro brutto im Monat. In der Branche ist ein Tagessatz von 600 Euro bis 900 Euro netto üblich. Davon gehen aber noch verschiedene Versicherungen ab. Mein Tagessatz hat sich über die Jahre mit der wachsenden Erfahrung und den richtigen Kontakten natürlich verändert. Am Anfang fängt man mit kleineren Jobs an, hat weniger Verantwortung, assistiert viel und macht auch mal Jobs, die man nicht so spannend findet. Irgendwann findet man dann aber seinen Platz. 

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