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3800 Euro brutto für den Landschaftsarchitekten

Foto: Lea Reiter / Bearbeitung: jetzt

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Wie wird man Landschaftsarchitekt?

„Ich konnte mir früher viele Berufe für mich vorstellen, aber Landschaftsarchitekt wollte ich auf keinen Fall werden. Mein Vater war nämlich in einem Gärtnerei- und Landschaftsbaubetrieb tätig und im Sommer musste ich manchmal in den stickigen Gewächshäusern aushelfen. Da habe ich nur die harte Arbeit mitbekommen und fand den Job sehr einseitig und anstrengend. Nach meinem Abitur habe ich dann aber ein Praktikum im Landschaftsbau gemacht und mir ist aufgefallen, dass die Arbeit einiges mehr zu bieten hat. Anschließend habe ich dann Landschaftsarchitektur studiert. Der Bachelor dauert drei Jahre und ab dem sechsten Semester kann man sich dann auf Landschaftsplanung, Freiraumplanung oder auf die Stadtplanung spezialisieren. Ein Master ist auch möglich. Ich habe aber sofort nach meinem Bachelor ein gutes Jobangebot bekommen und bin ins Berufsleben eingestiegen.

Was macht ein Landschaftsarchitekt?

In der Landschaftsarchitektur unterscheidet man zwischen drei Hauptbereichen: Der Landschaftsplanung, der Freiraumplanung und der Stadtplanung. Landschaftsplaner arbeiten in großem Maßstab, das bedeutet, sie legen große Naturschutzgebiete an oder berechnen und planen sogenannte Ausgleichsflächen. Die müssen beispielsweise gebaut werden, wenn für ein Wohngebiet ein Stück Wald gerodet wird. Dann muss unter anderem vom Landschaftsarchitekten ein Gutachten erstellt werden, um zu schauen, wie viele bedrohte Arten unter dem Bau leiden würden. Gegebenenfalls müssen diese dann umgesiedelt werden. Die Landschaftsplaner machen aber mehr als Eidechsen zählen. Sie gestalten neue Waldstücke und Graslandschaften als Naherholungsraum, aber auch Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

Ich selbst mache Stadtplanung und etwas Freiraumplanung. Wir kümmern uns um ausreichend Grünflächen in neuen Wohngebieten und um ein natürliches und angenehmes Wohnumfeld. Es macht viel aus, ob man eine Markise als Schattenspender nimmt oder einen Baum. Der Baum kühlt, bringt frischere, weniger trockene Luft und schafft ein angenehmeres Wohnklima.

Aber auch wenn es um Flächennutzung auf Privatgrundstücken geht, sind Landschaftsarchitekten wichtig. Legt man einen Garten mit einfachem Rasen an, ohne andere Pflanzen? Oder nutzt man den Platz um eine Blumenwiese zu gestalten, die nicht nur schöner aussieht, sondern auch für uns lebenswichtigen Insekten wie Bienen eine Nahrungsquelle bietet?

Wir sind auch für die Gestaltung von Grünanlagen in Wohnsiedlungen verantwortlich. Nimmt man Plastikbänke oder Holzbänke, zurecht gestutzte Schnitthecken oder wuchernde Pflanzen und mehr Bäume? Man kann Wohnraum also klinischer oder natürlicher gestalten.

Was gefällt dir am meisten an deinem Beruf?

Die Vielfältigkeit, die mir mein Job bietet. Neulich sollte ich zum Beispiel für einen Kindergarten eine neue Lärmschutzmauer entwerfen. Dafür musste etwas Boden abgetragen werden. Es stellte sich aber heraus, dass genau dort Kriegstrümmer und anderer Bauschutt vergraben waren. Die Erde war also mit Schadstoffen versetzt, was in einem Kindergarten natürlich nicht sein darf. Wir mussten also erst den Boden abtragen und ersetzen. Mit der Lösung am Ende waren alle zufrieden, wir haben eine Mauer gebaut, die vollständig begrünt werden kann und einen guten Lärmschutz gibt. Auch der Sicherheitsaspekt war für den Kindergarten besonders wichtig und hat natürlich hohe Anforderungen. Die Mauer musste so gebaut sein, dass die Kinder nicht unter ihr durch kriechen oder auf ihr klettern können. Man muss sich also jedes mal an die individuellen Bedürfnisse der Kunden anpassen.

Dadurch, dass ich in einem kleinen Unternehmen arbeite, plane ich komplette Projekte. Also von der ersten Skizze und Planung, über die Arbeit mit den Behörden, bis hin zur Aufsicht auf der Baustelle. Mal bin ich im Büro, mal draußen im Einsatz. Häufig arbeite ich an mehreren Projekten gleichzeitig. Es ist deutlich abwechslungsreicher als in großen Firmen, wo man eventuell immer den gleichen Arbeitsabschnitt verantwortet.

Kommt es manchmal zum Konflikt zwischen Umwelt- und Wirtschaftsinteressen?

Manchmal kommt es zum Konflikt zwischen mir und dem Bauherrn. Es gibt zum Beispiel die „Freiflächengestaltungssatzung“, die besagt, dass alle Flachdächer ab 100 Meter begrünt werden müssen. Das wollen manche Kunden nicht, obwohl es zu einem kühleren Stadtklima beiträgt und sogar für die Häuser eine natürliche Klimaanlage bietet. Manchmal muss man da um ein paar Zentimeter mehr Grünfläche verhandeln. Die machen schon einen großen Unterschied aus, bei den Fragen welche Blumen man säen kann und wie sich die Artenvielfalt gestaltet. Ein anderes Thema sind die Kiesdächer und Gärten, die nicht begrünt werden. Sie sind sehr pflegeleicht, tragen aber in ihrer hohen Anzahl zu einem trockenen Klima bei. Wenn bei vielen Gärten statt Kies Pflanzen gesetzt werden, hat man schon einiges fürs Klima getan.

Neben den ökologischen Aspekten gibt es häufig logistische Probleme. Wo baue ich eine Zufahrt zur Wohnsiedlung, wenn ein Waldgebiet im Weg ist? Wo einen Spielplatz? Oft sucht man nach Lösungen, um große Bäume nicht fällen zu müssen oder sie adäquat zu ersetzen.

Wie viel verdient ein Landschaftsarchitekt?

Eingestiegen bin ich mit 2200 Euro brutto. Nach meiner Probezeit habe ich dann aber schnell Gehaltserhöhungen bekommen, jetzt stehe ich bei 3800 Euro im Monat. Das kann sich auch noch steigern, je länger man in der Branche tätig ist.

Welche Frage wird dir auf Partys immer gestellt?

„Kannst du meinen Garten planen?“ Das ist die mit Abstand am häufigsten gestellte Frage. Das hängt damit zusammen, dass das Bild von Landschaftsarchitekten in der Regel sehr einseitig ist. Dann erzähle ich von der Vielfalt die mein Beruf bietet. Gartenplanung gehört natürlich dazu, aber gerade bei mir, der auch viel im Büro sitzt, ist das nur ein sehr kleiner Teil meiner Arbeit.

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