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Andreas ist Betriebsleiter im Steinbruch
Der Weg in den Beruf
Tatsächlich habe ich zunächst KFZ-Mechatroniker gelernt, bevor ich dann beschlossen habe, mein Fachabitur nachzumachen und zu studieren. Damals war der Studiengangsleiter bei uns an der Schule und hat den Studiengang „Rohstoffingenieur“ vorgestellt. Das klang für mich sehr spannend und ich wollte wissen, wie das Ganze funktioniert. Schließlich braucht jeder Steine, zum Beispiel für den Hausbau oder auch im Landschafts- und Gartenbau, aber wo kommen sie eigentlich her? Das habe ich dann in meinem Bachelor-Studium gelernt. Bei einem Ball meiner Hochschule bin ich dann mit einem Professor ins Gespräch gekommen, den ich vorher noch nicht kannte. Der hat mir von einer Firma erzählt, die einen Betriebsleiter sucht und so bin ich an den Job gekommen. Jetzt arbeite ich seit fast drei Jahren in einem rund vier Hektar großen Steinbruch und manage ein Zwölf-Mann-Team bestehend aus LKW-Fahrern, Baggerfahrern, Radladerfahrern, Schlossern und Wäger*innen.
Vorstellung vs. Realität – So ist der Job wirklich
Durch mein Studium hatte ich schon eine ganz gute Vorstellung, wie der Beruf aussehen würde, aber der genaue Tagesablauf richtet sich viel nach dem Betrieb und dem Unternehmen. Alles, was wir bei uns abbauen, geht später entweder in den Hausbau als Beton oder in den Straßen- sowie Garten- und Landschaftsbau. Auch für das Gleisbett der Züge liefern wir Schotter. Was ich vorher nicht erwartet hätte, ist, dass ich wirklich viele Arbeitssicherheitsschulungen geben muss. Da gibt es zum Glück gutes Material von der Berufsgenossenschaft. Außerdem war ich selbst bei einem mehrtägigen Seminar und hatte auch ein Semester lang ein Seminar zu dem Thema in der Hochschule. Die Arbeitssicherheitsschulungen führe ich regelmäßig durch, da es sonst aufgrund von Routine zu Unfällen kommen kann. Wir frischen dann auf, wie man sich in einem Steinbruch verhalten sollte oder wie etwa Werkzeug ordnungsgemäß benutzt wird und wie Reparaturen sicher und ordentlich ausgeführt werden. Des Weiteren gibt es viel Verkehr auf unserem Gelände, da muss man schauen, wer wo hinfährt und was transportiert wird. Es geht in den Schulungen auch um die passende Schutzausrüstung mit Handschuhen, Brille, Warnweste und Helm.
Da ich sprengberechtigt bin, muss ich auch den Abbau des Gesteins detaillierter planen. Da reicht es nicht zu sagen: „Diese Wand da hätte ich gerne gesprengt.“ Ich muss mir vorab Gedanken machen, wo genau ich im Steinbruch abbauen und welche Qualität des Materials ich dabei erreichen möchte. Diese hängt von der jeweiligen Gesteinsschicht ab. In meinem Steinbruch gibt es mehrere Abbauebenen, sogenannte Sohlen. Die tieferen sind fester und haben eine bessere Qualität. Sie eignen sich am besten als Bahnschotter, denn dieser darf nur sehr wenig Wasser aufnehmen. Schotter und Splitter aus anderen Sohlen sind nicht ganz so fest und nehmen etwas mehr Wasser auf. Sie werden für den Straßenbau oder als Zuschlagstoff für Beton eingesetzt.
So bekommt man eine Sprengberechtigung
Um sprengen zu dürfen, benötigt man einen Befähigungsschein. Um diesen zu bekommen, muss man vorher an Sprengungen teilnehmen. Dabei müssen es entweder 25 Sprengungen innerhalb eines Jahres gewesen sein oder 50 insgesamt. So soll man lernen, wie das Ganze abläuft. Außerdem muss man einen Kurs besuchen und eine Prüfung absolvieren. Dabei gibt es einen Theorie- und einen Praxisteil. Während unserer Prüfung mussten wir damals die Bohrlöcher mit Sprengstoff beladen und dabei erklären, was wir genau machen. Schließlich muss das Ganze auch die optimale Menge haben. Für mich ist es immer aufregend, zu sprengen. Ich habe zwar keine Angst davor, aber auch im Umgang mit Sprengstoff doch immer Respekt.
Die Vorteile des Berufs
Ich mag an meinem Beruf, dass er so vielfältig ist. Jeden Tag gehe ich einmal durch die Anlage und schaue, wie alles läuft und was ich noch verbessern kann. Dann bieten die Sprengungen auch viel Abwechslung, denn die Gesteinswände sind nicht immer gleich, weshalb jede Sprengung neu und individuell geplant werden muss. Wir sprengen in der Regel einmal pro Woche beziehungsweise alle zwei Wochen und müssen das Ganze 48 Stunden vorher bei der zuständigen Behörde anmelden.
Die täglichen Herausforderungen
Wenn etwas mit der Anlage nicht stimmt, etwa ein Motor eine Störung hat oder die Maschinen nicht laufen, dann ist eine Herausforderung auf jeden Fall die Koordinierung der zwölf Mitarbeiter. Diese muss ich dann in Teams einteilen, da wir aus Sicherheitsgründen nicht alleine arbeiten dürfen. Dann muss man schauen, wer sich um was kümmert. Außerdem plane ich jedes Jahr eine große Winterreparatur, da der Absatz in den Monaten branchentypisch niedriger ist und dann Zeit für so etwas bleibt. Zusätzlich muss ich stets dafür sorgen, dass die Maschinen in einem guten Zustand sind. Und dann kümmere ich mich auch um Dinge, wie Beschwerden von Anwohnern über Lärm oder Staub in der Luft. Für den Staub haben wir aber eine Entstaubungsanlage, daher kommt das zum Glück nicht so oft vor.
Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird
Wenn Leute auf Partys nach meinem Beruf fragen, dann ist es oft ganz witzig, denn ich sage erstmal nur, dass ich in einem Steinbruch arbeite. Da haben die Leute meist jemanden im Kopf, der quasi mit Fußfesseln und einem dicken Hammer und Meißel im Steinbruch steht. Dementsprechend schauen viele erst einmal verdutzt. Wenn ich dann aber sage, dass ich Betriebsleiter bin und ein Team manage, sind sie doch ein bisschen beeindruckter und interessierter. Meist wird dann gefragt, wie es im Steinbruch genau abläuft und was für Produkte ich wirklich herstelle und wofür sie gebraucht werden.
Das Gehalt
Monatlich liegt mein Gehalt bei rund 4500 brutto. Davon kann ich auf jeden Fall gut leben.