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2000 Euro brutto für die selbständige Personal Shopperin in Teilzeit

Eine Bekannte brachte Janet auf die Idee, sich als Style-Beraterin selbständig zu machen.
Foto: Kitty Fried; Grafik: jetzt

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Wie mein Arbeitsalltag aussieht

Ich biete Kleiderschrankchecks oder Personal Shopping an, die Termine dafür sind meistens vormittags und dauern etwa zwei bis vier Stunden. Oft komme ich dafür zu den Kundinnen nachhause, viele nehmen sich dafür sogar frei. Beim Kleiderschrankcheck gehen wir gemeinsam den gesamten Kleiderschrank durch. Ich gebe Tipps, was man noch kaufen könnte, aber auch, wie man manche Klamotten noch hervorragend kombinieren kann. Das Personal Shopping läuft dann so ab, dass ich gemeinsam mit den Kundinnen in Kleidungsgeschäfte gehe, die ich den Vorstellungen und Wünschen der Kundinnen entsprechend, ausgesucht habe. Dort stellen wir dann gemeinsam Outfits zusammen. Ich achte dabei darauf, möglichst nachhaltige Vorschläge zu machen oder auch mal Second Hand etwas zu finden. Ansonsten besuche ich viele Veranstaltungen, bei denen ich mich mit Menschen vernetzen und Kundinnen akquirieren kann. Als Selbständige kümmere ich mich außerdem um meinen Social-Media-Auftritt und die Buchhaltung. Am Nachmittag bin ich dann meist zuhause bei meinen Kindern.

Was der Job mit dem Privatleben macht

Ich bin als Selbständige sehr glücklich über meine Arbeitszeiten. Ich arbeite fast nur noch vormittags und habe viel mehr Zeit für meine Familie, als ich es in anderen Jobs hätte. Die Ferien kann ich beispielsweise oft mit meinen Kindern verbringen. Denn im Sommer ist Style-Beratung und Personal Shopping oft nicht so gefragt. Wenn es mal stressig wird, versuche ich trotzdem, alle Aufgaben zu erledigen. Da lege ich abends das Handy leider auch nicht diszipliniert weg, sondern beantworte noch Anfragen auf Social Media.  

Welche Eigenschaften man für den Job braucht 

Eine Stilberaterin sollte empathisch sein und sich in andere hineinversetzen können. Dazu gehört auch, die Bedürfnisse und Wünsche anderer erkennen zu können. Klar ist es auch wichtig, ein gewisses Bewusstsein für Mode, Trends und den Zeitgeist zu haben. Aber was ich vor allem sehr wichtig finde, ist Ehrlichkeit. Wenn zum Beispiel ein Kleidungsstück der Figur weniger schmeichelt oder ich merke, dass sich die Person nicht wohlfühlt. Das muss man dann auch gut kommunizieren können, ohne verletzend zu werden. 

Wie ich Personal Shopperin & Style-Beraterin geworden bin

Meinen Freundinnen ist schon immer mein Auge für Mode und meine guten Menschenkenntnisse aufgefallen, wenn wir gemeinsam shoppen waren. Dann hat die Schwägerin einer Freundin mal gemeint: „Mensch, warum machst du dich damit nicht selbständig?” Ich habe sie ganz verdutzt angeguckt und gesagt: „Ne, das ist doch Quatsch!” Kurz darauf habe ich dann das Internet durchforstet und mich informiert, was es bereits für Angebote in München gibt. Mich hat das alles so gepackt, dass ich mich entschieden habe, es einfach mal zu versuchen. Daraufhin habe ich viele Kurse besucht, bei denen es zum Beispiel um das Schreiben eines Businessplans, Zeitmanagement und die nötigen Tools für Marketing und Social Media ging. Auch an der Akademie für Mode und Design habe ich einige Kurse besucht, um mein Wissen über Mode zu erweitern. Ich habe auch einen Kurs zur Farbtyp-Beratung gemacht, weil viele Menschen wissen wollten, welche Farbe ihnen am besten steht.  

Was ich auf Partys immer gefragt werde

Sehr oft werde ich gefragt: „Was sind das für Menschen, die dafür Geld ausgeben?” Darauf antworte ich, dass es eben manche Menschen sind, die ungern shoppen gehen oder sich in einem Bekleidungsgeschäft sehr unwohl fühlen. Viele meiner Kundinnen wollen aber auch einfach etwas Neues ausprobieren, wissen aber nicht, wo sie anfangen sollten. Oft fragen mich Menschen übrigens, ob ich auch Männer berate. Tatsächlich habe ich häufig auch männliche Kunden. 

Welche Style-Beratung mir besonders in Erinnerung geblieben ist

Die spannendste Beratung, die ich bisher hatte, war mit einer Frau, die zuvor im Körper eines Mannes gelebt hatte. Sie hat mich angerufen und gefragt, wie sie sich als Frau am besten kleiden kann und welche Klamotten zu jemandem mit großer Statur passen. Ich habe ihr dann erklärt, wie sie sich so kleiden kann, dass die Statur etwas schmaler und zierlicher wirkt.  

Vorstellung vs. Realität

Viele fragen sich, ob sich mit Stilberatung und Shopping überhaupt Geld verdienen lässt. Die Realität hat mir gezeigt: Das geht. Natürlich muss ich dazu noch sagen, dass es unter anderem nur so gut funktioniert, weil ich in München arbeite. Gerade in Großstädten wie Köln, Hamburg oder Berlin ist der Markt und vor allem die Nachfrage viel größer als auf dem Land. Das Vorurteil hat sich bestätigt, dass sich diesen Service eher vermögende Menschen leisten können. 

Was man als Personal Shopperin & Style-Beraterin verdient

Wenn ich pro Woche zwei bis drei Kundinnen berate, liegt mein Bruttogehalt bei ungefähr 2000 Euro im Monat. Wenn ich das mit meiner Konkurrenz vergleiche, liege ich damit innerhalb der Branche sogar etwas unter dem Durchschnitt. Das hat den Grund, dass ich bezahlbar sein will und keine horrenden Preise verlangen möchte. Damit fühl ich mich einfach wohler, obwohl ich natürlich auch meinen Wert kenne.

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