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Warum „Ladies Only“-Räume überflüssig sind

Illustration: Julia Schubert

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Es ist nicht mehr so einfach, das Mannsein und das Frausein. Nicht nur, weil man mittlerweile nicht mehr zwangsläufig das eine oder das andere sein muss. Sondern auch, weil Männer und Frauen sich offenbar nicht mehr vertragen.

Es herrscht eine große Unsicherheit darüber, wie ihr Zusammenleben funktionieren soll: Einige Männer schließen sich deshalb zu hetzerischen „Antifeministen“ zusammen, weil sie den Verlust ihrer Privilegien fürchten. Andere, darunter auch Frauen, behaupten, dieses ganze #metoo-Gehabe mache einen lockeren Flirt und sowieso ein schönes Leben unmöglich. Wieder andere ziehen sich aus dem Diskurs komplett zurück und schaffen exklusive Räume nur für Frauen, in die Männer keinen Zutritt haben. 

Da wäre zum Beispiel das 2018 eröffnete, superexklusive Ferienresort „SuperShe Island“ auf einer privaten Ferieninsel in Finnland oder der amerikanische Coworking Space „The Wing“, der in diesem Jahr auch nach Europa expandieren will. Aber auch in deutschen Großstädten finden sich immer häufiger Fitnessstudios, Clubs oder Hotels, in die nur Frauen Zutritt haben. Es gibt Reiseveranstalter, die sich auf „Frauenreisen“ spezialisiert haben. Wer hier bereits emanzipatorische Höchstleistungen wittert, liegt falsch. Denn der Ausschluss von Männern aus Privaträumen bedeutet auch die Abwesenheit von Frauen im öffentlichen Raum – und das ist ein Problem.

Bei Räumen für Frauen geht es einfach nur darum, die richtige Welt auszublenden

Diese exklusiv abgetrennten Räume sind nämlich wie das Småland im Ikea-Möbelhaus: Sie vermitteln Geschäftigkeit und Selbstwirksamkeit in einem begrenzten Kosmos, während draußen die Erwachsenen (respektive die Männer) die Welt so einrichten, wie sie ihnen gefällt. Die vermeintliche Lösung, die Geschlechter zu trennen, ist keine paritätische. Denn auch die Aufteilung des öffentlichen Raumes ist in keiner Weise fair. Bei dem Versuch, Räume für Frauen zu schaffen, geht es einfach nur darum, die richtige Welt auszublenden – eine Welt, in der Männer das Sagen haben und in der es anstrengend ist, sich als Nicht-Mann Gehör zu verschaffen. 

Diese abgetrennten Räume werden als eine Art „safe space“ verklärt – eine Schutzzone, in der Frauen sich sehr viel wohler fühlen können als in der „normalen“ Welt. Weil sie weniger sexualisiert ist und die Machtstrukturen weniger sichtbar sind. Aber in dieser Annahme steckt im Grunde alles drin, was die #Metoo-Debatte unter „Bitte vermeiden“ anprangert: „Victim blaming“ und „Boys will be Boys“.

Denn hier wird der Eindruck vermittelt, dass Männer grundsätzlich nicht kontrollierbare, sexsüchtige Monster seien, vor denen man Frauen schützen muss. (Dabei trifft das auf die überwiegende Mehrheit der Männer ja nicht zu.) Frauen könnten also nur in den Räumen sicher sein, in denen Männer sie sicher sein lassen. Das ist nicht weit entfernt von dem Gedanken, dass Frauen an sexualisierter Gewalt selbst schuld seien, weil sie sich falsch verhalten oder zu aufreizend gekleidet hätten, und deshalb am besten gar nicht mehr rausgehen sollten.

Räume für Frauen sind nicht nur unemanzipatorisch, sondern auch unsolidarisch

Das Ganze ist ein emanzipatorischer Rückschlag, denn viele Frauen (und auch einiger Männer) haben jahrelang nicht nur für die Anerkennung gleicher Rechte für Frauen gekämpft, sondern auch für deren Partizipation und Teilhabe am öffentlichen Leben. In Räumen speziell für Frauen wird Teilhabe aber zu etwas Exklusivem, denn in den meisten Fällen ist der Zutritt an eine Art Mitgliedschaft geknüpft – einen Geldbetrag, die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht oder einer anderweitig definierten Gruppe –, was wiederum einen Großteil der einkommens- oder sozialschwachen Frauen ausschließt. Diejenigen also, die statistisch häufiger von sexualisierter oder häuslicher Gewalt betroffen sind. Räume für Frauen sind also nicht nur unemanzipatorisch, sondern auch unsolidarisch.

Aber natürlich gibt es auch exklusive Räume für Frauen, die in ihrer Funktion sehr sinnvoll und unbedingt erhaltenswert sind: Frauenhäuser oder Schutzräume bei Großveranstaltungen wie dem Kölner Karneval oder dem Münchner Oktoberfest, zum Beispiel. Sie alle sind mit einem Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz in Bedrohungssituationen verbunden. Ein Arbeitsplatz für Frauen, eine Ferieninsel oder ein Fitnessstudio sind das nicht. Sie sind kein Selbstzweck, sondern ein falsch verstandener Lifestyle. 

Frauen dürfen Männern nicht einfach den öffentlichen Raum überlassen. Ziel muss es sein, alle in das Gespräch einzubeziehen – auch, wenn einem das, was sie sagen vielleicht nicht gefällt. Dazu gehört eben auch, dass Frauen nicht pauschal alle Männer ausschließen können, egal für wie toxisch sie die Anwesenheit einiger von ihnen auch halten mögen. Denn letzteres wäre die Überlebensgarantie für systematische, patriarchale Macht. Frauen müssen lernen, mit dieser Macht umzugehen, ihr entgegenzustehen und an ihr zu wachsen.

Genau aus diesem Grund war das öffentliche Anprangern von sexistischem Fehlverhalten, wie es bei der #metoo-Bewegung der Fall war, so richtig und wichtig. Sich zurückzuziehen, ist hingegen die falsche Lösung. Denn wer spezielle Räume nur für Frauen schafft, der macht den Rest der Welt zu einem noch exklusiveren Männer-Club, als er es ohnehin schon ist.

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