Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Die Corona-Pandemie hat wirklich schlimme Songs hervorgebracht

Corona-Songs werden uns immer an die Pandemie errinern
Foto: Masson / AdobeStock / Collage: Daniela Rudolf-Lübke

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Jedes große Event hat seinen Soundtrack. Es singt jemand „I’ve been looking for freedom“ und wir sehen freudestrahlende Gesichter in Trainingsjacken, die mit Hämmern die Berliner Mauer einhauen.  „54, 74, 90…“ und wir denken an Poldi, Schweini, Großbildleinwände und rote Wurst. Was haben diese Songs gemeinsam? Richtig, sie sind eher einfach gestrickt. Und so ist es leider auch mit den Songs, die das Großereignis hervorgebracht hat, das uns gerade umtreibt: Corona.

Zu Beginn der Pandemie wurde viel vom kreativen Outbreak geredet, den der Lockdown angeblich mit sich bringen werde. Die These: Wenn wir alle zuhause sitzen, dann wird große Kunst entstehen. Wir haben ja endlich alle Zeit, uns hinzusetzen, Romane, Drehbücher und Songs zu schreiben. Jetzt, nach einem Jahr Corona-Pandemie, kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen: Diese Prophezeiung hat sich nicht erfüllt. Wir haben uns trotzdem die Hymnen der Coronazeit angehört und für euch aufgeschrieben, für was sie stehen.

Vengaboys – „Zoom Zoom Zoom“

Veröffentlicht: 12. April 2020 

Das kann der Song: Er fühlt sich so an wie ein Zoom-Abend mit deinen Freund*innen. Du freust dich, sie zu sehen. Endlich wieder zusammen trinken! Weil du dich so freust, knallst du dir den Sekt so schnell rein, dass du ständig rülpsen musst, während du erzählst, wie nervig das Homeoffice ist. Bald ist der Sekt leer. Du musst ständig aufs Klo, während Sven von seinen aus Pandemiesicht nicht ganz korrekt verlaufenen Tinder-Dates erzählt. Eva verabschiedet sich bald, sie muss morgen früh raus. Dir wird klar, du bist allein. Allein vor deinem PC. Bald liegst du besoffen im Bett und hörst deine Top-90ies-Playlist. Du kannst nicht einschlafen, es ist ja erst 23 Uhr. Um ein Uhr baut der Sekt ab. Endlich fallen dir die Augen zu. Du träumst von wilden Knutschereien im Vengabus.

Die beste Zeile: „Whoa oh oh Whoa oh oh“

Top-Kommentar auf Youtube: Vengaboys 😍 saudades!!! Miss u all👏🏻👏🏻👏🏻❤️🇧🇷

Iggy Pop – „Dirty Little Virus“

Veröffentlicht: 21. Dezember 2020

Das kann der Song: Puh, das ist wirklich schwierig zu sagen. Der Song fängt gut an und klingt wie ein Lied der Rolling Stones aus den frühen Sechzigern. Damit ist die gute Phase gemeint, die vor den ganz harten Drogen. Dann fängt Iggy Pop an zu singen und naja, sagen wir es so: 50 Jahre Rock’n’Roll-Life klingen halt nicht mehr ganz so fresh. Dass er Corona mit einer Frau vergleicht, die er nicht hot findet, ist Altmännergeschwätz. Das Lied nervt schnell, killt jede Party und macht vermutlich niemandem Freude. Wie die Corona-Pandemie. Moment mal: Vielleicht wollte Iggy Pop ja genau das. Vielleicht ist dieser Song auch einfach genial?

Die beste Zeile: „Grandfather's dead, got Trump instead“ 

Top-Kommentar auf Youtube: damn, covid 19 killed another hero of mine

Die Ärzte – „Ein Lied für Jetzt“

Veröffentlicht: 27. März 2020 

Das kann der Song: Er kam im perfekten Moment. Das Land noch ganz frisch im Lockdown, die Menschen verzweifelt. Und dann: Die Ärzte singen wieder! Und kündigen nebenbei ihr erstes Studioalbum seit 2012 an. Erleichterung. Vorfreude. Der Sommer kam. Die Lockerungen auch. Das Leben war leicht. 28. Oktober, „Hell“ von Die Ärzte erscheint. Oha. Mhm. Nach so vielen Jahren Abstinenz irgendwie mehr erwartet. Kurz geärgert, dann kam die zweite Welle. Der Winter wurde kalt. Und lang. Und hoffnungslos. Und jetzt ist der Song schon bald ein Jahr raus und wir stecken noch immer mitten in der Pandemie. 

 

Die beste Zeile: „Wichsen und Musik sind die beste Medizin“

Top-Kommentar auf Youtube: Endlich passiert mal was gegen den Ärztemangel.

Scooter – „FCK 2020“

Veröffentlicht: 23. Oktober 2020 

Das kann der Song: Scooter ist wie die 90s Trainingsjacke in der Farbkombination orange-lila-grün-grau-gelb, die du dir vor dem Lockdown im Second-Hand-Shop gekauft hast. Niemand weiß, warum sie wieder in Mode ist. Aber irgendwie ist sie cool und sie bringt andere Menschen zum Lächeln, weil wir Trash grundsätzlich witzig finden. Und so ist es auch mit Scooter. Sie eröffneten das ZDF Magazin Royale im Oktober 2020 mit „Fck 2020“. Und wir? Wir lächelten, mit unseren pandemiemüden Gesichtern. H.P. ist unser Clown im Hardcore-Gewand, unser Blödelbarde mit der Bassdrum. Er ist unser Strobolight in der Dunkelheit.

Die beste Zeile: „Insane in the membrane“

Top-Kommentar auf Youtube: Scooter should be the government 

iMarkkeyz. & Cardi B – „Coronavirus“

Veröffentlicht: 14. März 2020

Das kann der Song: Cardi B’s Instagram-Video hat uns alle abgeholt, als wir noch nicht wussten, was Inzidenzwert, FFP2 oder PCR heißt. Das Coronavirus war schon da. Wir wussten es aber noch nicht. Wir verstanden noch nicht, was hier los ist. Aber als Cardi mit ihren unterarmlangen Fingernägeln folgende Worte sagte, da wussten wir es: „Shit is getting real“.

Die beste Zeile: Der Huster zwischen dem 21. und 22. „Coronavirus“. Wer nachhören will: Zu finden bei Minute 0.48.

 

Top-Kommentar auf Youtube: If I die from corona play this at my funeral

LGoony feat. Hazel – „Song zum Händewaschen“

Veröffentlicht: 21. März 2020 

Das kann der Song: Wir brauchten ihn, weil die vielen „Happy Birthdays“ beim Hände waschen schnell genervt haben. Dann lieber das hier, mit Textperlen von Autotune-LGoony wie „Wichtig ist das Fingerspitzengefühl. Saubere Finger? Ein Spitzengefühl?“. Außerdem dauert das Lied nur 53 Sekunden und das Video ist lustig. Hazel Brugger sollte öfter mit Rappern abhängen. 

Die beste Zeile: „In der Situation hilft nur Desinfektion“

Top-Kommentar auf Youtube: Der Song ist wie meine Hand – Eine saubere Sache!

  • teilen
  • schließen