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Restaurantbesitzer bekommt Morddrohungen für Anti-Brexit-Botschaft auf Rechnungsbelegen

Foto: Screenshot/Twitter

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Um Morddrohungen zu bekommen, muss man heutzutage nicht mehr viel tun. Es reicht eigentlich schon, eine Meinung zu haben – und diese dann kundzutun. Vor allem, wenn es um Themen geht, die gerade besonders kontrovers diskutiert werden. In Deutschland beispielsweise alles rund um die AfD, in Großbritannien alles rund um den Brexit.

Das hat nun auch Ibrahim Dogus, der Besitzer des türkischen Restaurants „Westminster Kitchen“ in London, gelernt. Vergangene Woche hatte er sich nämlich entschieden, seinen Rechnungsbelegen eine politische Botschaft beizufügen: „Der Brexit ist schlecht“, steht da am unteren Ende der Papierstreifen. Und weiter: „Immigranten machen Großbritannien groß. Sie haben außerdem heute auch Ihr Essen gekocht und serviert.“

Für diese Nachricht, die auch in zwei anderen Restaurants des Besitzers so gedruckt wird, bekommen Dogus und seine Mitarbeiter seiner Aussage nach nun zahlreiche unfreundliche Anrufe, aber auch echte Morddrohungen. Online würden katastrophale Bewertungen für das Restaurant gepostet.

Der Zeitung The Independent sagte Dogus dazu: „Wir wurden Opfer von rechtsextremen Gruppen, die sich über soziale Netzwerke organisieren. Es scheint als würden sie sich gegenseitig dazu anstacheln, unser Geschäft zu attackieren und Fake-Bewertungen auf TripAdvisor, Google Business und Facebook zu hinterlassen. Die vergangenen Tage waren furchtbar.”

Die Rechungsbelege sollen vorerst weiterhin mit der Botschaft gedruckt werden

Tatsächlich finden sich in einigen Gruppen auf Facebook zahlreiche Aufrufe, Stimmung gegen das Restaurant zu machen. Die viele Aufmerksamkeit der Rechten für die Westminster Kitchen kommt wohl daher, dass der rechtsextreme Aktivist Tommy Robinson am Sonntag das Bild eines Rechnungsbelegs von dort postete.

Er fragte im Text dazu unter anderem: „Warum bringen die Politik in ihr Restaurant?“ Und wünschte sich, dass alle Kunden, die im Referendum für den Brexit gestimmt hatten, nicht länger in das Restaurant gehen würden. Trotzdem versuchten danach offenbar mehrere Menschen, schimpfend einen Tisch in der Westminster Kitchen zu buchen – auf Tommy Robinsons Namen.

Dogus hat inzwischen die Polizei eingeschaltet, er und seine Mitarbeiter hätten schließlich Angst, verfolgt und körperlich attackiert zu werden. Dogus will sich auf seinen Rechnungsbelegen trotzdem weiterhin gegen den Brexit äußern und erklärt das so: „Ich glaube, dass Liebe gegen den Hass gewinnen wird und dass die, die ihren Rassismus als politischen Aktivismus tarnen, dabei erwischt werden.“

lath

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