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Meme-Account der CDU sorgt für Spott

Mit dem Instagram-Account versucht die CDU wohl, junge Wähler*innen anzusprechen.
Foto: Michael Kappeler / dpa; Bearbeitung: jetzt

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Die CDU hat Memes nicht nur für sich entdeckt, sondern kreiert jetzt auch selbst welche. Zu finden sind die neuen CDU-Memes auf einem eigenen, offiziellen Instagram-Kanal: „Connectcdu“. Die Bilder mit den (theoretisch) lustigen Überschriften sind wohl Teil der digitalen Strategie der CDU im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021, um potentielle junge Wähler*innen zu erreichen. Zuvor wurden auf dem Instagram-Account vor allem Fotos von Aktionstagen gepostet. Seit Januar 2021 verbreitet der Kampagnenservice von CDU und Junger Union nun eben witzig gemeinte Memes – und hat mittlerweile mehr als 5000 Follower*innen. 

Memes sind, wenn sie gut sind, ziemlich witzig. Beschreiben treffend eine Situation, kritisieren eine Verhaltensweise, schaffen es, dass sich viele mit dem Bild und dem zugehörigen Text identifizieren. Das, was die CDU da auf Instagram postet, sieht zwar aus der Ferne aus wie klassische Memes. Betrachtet man die Inhalte genauer, ist aber fraglich, ob die Macher*innen den Sinn von Memes verstanden haben. Finden zumindest viele Social-Media-User*innen.

Denn lustig, da sind sich eben die viele User*innen einig, sind die Bilder eher nicht. Bei einigen ist sogar fraglich, was die Inhalte überhaupt aussagen sollen (von Wahlwerbung mal abgesehen). Das erste Meme der Seite zeigt den CDU-Generalsekretär Paul Ziemak auf einem Roller. Bei der Überschrift „Chabos wissen wer der Babo ist“ hat man sich wohl etwas im Jahrzehnt vertan.

Ein weiteres Meme zeigt Kanzlerkandidat Armin Laschet und Kanzlerin Angela Merkel beim Ellenbogen-Check. Über dem Bild steht „Kommst die Tage mal vorbei und dann zeige ich dir, wo alles steht.“ Die Pointe soll wohl sein: Laschet wird nach Ansicht der CDU-Meme-Macher*innen auf jeden Fall der nächste Kanzler – und wird von Angela Merkel schonmal eingearbeitet.

Über einem Foto, das Disketten vor einem Computer zeigt, heißt es: „Zusammen mit Euch ins Modernisierungsjahrzehnt!“ Man hofft, dass es selbstironisch gemeint ist.

Auf einem der aktuellsten Memes fasst sich Armin Laschet an seine Brille und zieht die Augenbrauen hoch. „Nachdem du bei Anne Will alle hops genommen hast“, steht als Überschrift über dem Bildausschnitt aus der Talk-Show, die am vergangenen Sonntag lief und in dem sich Laschet unter anderem mit der Klimaaktivistin Luisa Neubauer anlegte. Vom Sprech her ist das immerhin Meme-ähnlich.

Allerdings gab es nach dem Fernsehauftritt auch andere Ansichten, wer von beiden einen stärkeren Auftritt hingelegt hatte. Und auch in den Kommentaren untrer dem Meme fragen sich die Nutzer*innen, ob nicht eher Laschet „hops genommen“ wurde. Genauso viel Skepsis gab es auf Twitter. Dort wunderte sich der*die Nutzer*in „ha_therese“, ob der Part, in dem Laschet jemanden hops genommen hatte, nicht ausgestrahlt wurde.

Auch Roman Wagner, Autor bei der „heute Show“ ist auf den Kanal aufmerksam geworden und teilte am Dienstag auf Twitter Screenshots des Accounts und vom Laschet-Meme. „Es ist einfach fürchterlich“, ist sein Urteil über die Meme-Seite. Der Programmierer und User Michael Vogel ist verwirrt und fragt sich, ob das wirklich der Account der CDU sei:

Der*die User*in „themios“ hat stattdessen den Satiriker und Moderator Jan Böhmermann unter Verdacht

Andere User*innen reagieren auf den Account mit der Phrase „Ok Boomer“, die sich 2019 zum Internet-Meme entwickelte. So reagiert der Nutzer „FfmRalf” mit einem GIF aus der US-amerikanischen Comedyserie „The Office“, in dem Michael Scott, gespielt von Steve Carell, einem alten Mann die Tür vor der Nase zu macht.

Inspiriert vom Intro der Universal Studios kommentiert der Meme-Account „memedrache“ ein GIF mit der Phrase vor der Erdkugel:

Währenddessen sorge sich der*die User*in „NobodyMoreno“, welche Memes demnächst in der Familien-WhatsApp Gruppe geteilt werden könnten:

Memes waren mal als lustige Bilder im Internet gedacht und sind mittlerweile ein Teil der politischen Auseinandersetzung. Im Wahlkampf der US-Präsidentschaftswahl 2020 nutzte etwa der ehemalige US-Präsident Donald Trump Memes, um Wähler*innen auf seine Seite zu ziehen und gegen seinen Konkurrenten Joe Biden und die Demokraten zu hetzen. Laut Expert*innen funktionieren Memes im Wahlkampf, da sie einen niedrigschwelligen Zugang zur politischen Teilhabe bieten. 

Auch in Deutschland gibt es immer mehr politische Meme-Seiten – so auch zu jeder größeren Partei der Bundesrepublik. Diese Seiten sind oft eine Mischung aus Wahlwerbung, Diss anderer Parteien und humorvoller Auseinandersetzung mit sich selbst. Ein Beispiel: 

Viele gerade junge Menschen beziehen immer mehr politische Informationen aus dem Internet. Dabei spielen dementsprechend auch Memes eine Rolle. Jedoch sollte jedem und jeder bewusst sein, dass mit Memes teilweise auch Fake News verbreitet werden. Meistens sind es aber einfach nur Witze. Oder, wie im Falle des CDU-Accounts: gefühlte Wahrheiten, die eben nicht alle fühlen.

lko

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