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Eine Satire-Aktion will Philipp Amthor aus der CDU befreien

Der CDUler Philipp Amthor bei einer Sitzung des Deutschen Bundestag im Januar.
imago/photothek

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Irgendwas scheint der CDU- Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor richtig zu machen. Egal, was gerade Phase ist, der 26-Jährige ist im Gespräch. Ob es um mehr oder weniger hippe Europa-Pullis geht oder der Youtuber Rezo die CDU zerstört, Amthor tourt durch die politischen Talksshows der Bundesrepublik.

Jetzt darf sich der 26-Jährige vermutlich direkt für die nächsten Gesprächsrunden bereit machen. Eine Petition fordert nämlich: „Free Amthor – Gefangener der CDU seit 2008“. Dieser Titel sorgt nun für eine heftige Diskussion im Netz, auch weil manche darin eine Anspielung auf eine Geiselnahme sehen, die real war und ganz und gar nicht komisch ist.

In der Petition soll es satirisch darum gehen, dass ein junger Typ wie er nicht freiwillig in der CDU sein könne. Dahinter steckt der Comedian und Autor Schlecky Silberstein, alias Christian Brandes, und sein Comedy-Youtube-Format Bohemian Browser Ballet.

Auf der Petitionsseite heißt es: „Wir fordern von der CDU eine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Bislang schweigt die Partei und mit jedem Tag wird das Schweigen lauter.“ Und: „Den Wählern wird das abenteuerliche Märchen verkauft, ein junger Mann unter 30 vertrete Positionen einer Partei, die konsequent Politik gegen die Interessen von jungen Menschen unter 30 macht. Das ist absurd.“

Im Video demonstriert Silberstein vor dem Konrad-Adenauer-Haus und sagt die „ganze Geschichte um den konservativen Wunderknaben“ sei der vielleicht „größte Skandal der deutschen Nachkriegsgeschichte“. Außerdem spricht er mit Lydia Benecke, einer echten Kriminalpsychologin, über das „Stockholm-Syndrom“ – Silbersteins Erklärung, warum Amthor sagt und vertritt, was er eben sagt und vertritt. Am Bildschirm hinter Benecke leuchtet derweil subtil Amthors Gesicht heraus.

Unter der Petition sammeln sich die ersten Fans der Aktion und kommentieren begeistert: „Der arme Philipp ist gezwungen, seine Jugend als alter Mann zu verbringen. Wir holen dich da raus!“ Ein Anderer meint ebenfalls halbernst: „So ein schreckliches Schicksal. Da darf man nicht wegsehen.“

Auch in den Sozialen Netzwerken wird die Satireaktion bereits diskutiert, auf Twitter trendet der Hashtag #FreeAmthor. Die Fraktion der Schadenfrohen ist auch hier stark vertreten:  

Die Satire-Nachrichtenseite Der Gazetteur dreht die Geschichte noch um eins weiter und holt Great Thunberg und den österreichischen Jung-Alt-Kanzler Sebastian Kurz ins Boot:

Es gibt aber auch jede Menge Kritik an der Satireaktion – und der Shitstorm ist gerade erst am Starten. Punkte, die immer wieder angesprochen werden, sind etwa, dass Amthor zu oft zum Ziel von Spott würde, dass die Aktion generell unlustig und unter der Gürtellinie sei. Außerdem würde man ihn durch so eine Aktion als Opfer darstellen – obwohl er nicht wirklich eins sei.

Aber die Aktion wird auch aus einem anderen Grund diskutiert: Sie spielt mit Assoziationen zu schlimmen historischen Situationen und politischen Verbrechen. Man denke nur an #freeDeniz zurück.

Auch ein Bezug zur RAF und der Ermordung von Hanns Martin Schleyer wird unter dem Bild diskutiert. Im Mittelpunkt steht die Vielleicht-Parallele zwischen „Seit 20 Tagen Gefangener der R.A.F.“ und „Gefangener der CDU seit 2008“.

Von Amthor selbst gibt es bisher keine Antwort auf die Petition. Aber selbst, wenn er die Aktion in den nächsten Tagen verurteilen oder kommentieren sollte, ist allen klar: Es gibt keine schlechte Publicity.

mpu

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