Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

50 000 Menschen feiern in Chemnitz unter dem Motto #wirbleibenmehr

50 000 Menschen haben am Donnerstag unter dem Motto #wirbleibenmehr in Chemnitz ein Zeichen gegen rechts gesetzt.
Foto: Sebastian Willnow/dpa

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Sie wollen „mehr“ Menschen bleiben: Mehr als 50 000 Bürger*innen haben am Donnerstag in der Chemnitzer Innenstadt eine Party gegen rechts gefeiert. #wirbleibenmehr war das Motto von „Kosmos Chemnitz“, angelehnt an das Hashtag #wirsindmehr, unter dem im vergangenen Sommer Menschen in ganz Deutschland gegen rechte Gewalt auf die Straße gegangen sind. Zu einem gleichnamigen Konzert in Chemnitz kamen am 3. September 2018 65 000 Menschen. Der Hintergrund: Nach einem tödlichen Messerangriff auf den Deutschen Daniel K. Ende August 2018 war es in der 250 000-Einwohner-Stadt in Sachsen zu Ausschreitungen gekommen. Die Tatsache, dass der Angriff mutmaßlich von einem Iraker und einem Syrer begangen worden sein soll, wurde von der AfD und rechtsextremen Gruppen politisch instrumentalisiert.

Das #wirbleibenmehr-Konzert am Donnerstag sollte jetzt zeigen: Diejenigen, die sich gegen Rassismus und für eine offene Gesellschaft einsetzen, sind immer noch da – und heute erst recht.

Auf der Bühne standen Stars wie Herbert Grönemeyer, wie ZugezogenMaskulin oder Tocotronic, außerdem gab es Infostände und Diskussionsrunden. Er sei hier, um sich einzusetzen gegen „Diskriminierung, Ausgrenzung und rassistische Tendenzen“, sagte Grönemeyer bei seinem Auftritt.

Ein Chemnitzer Fitnessstudio überlegte sich für das Konzert eine extra Aktion und verteilte Sticker mit dem Satz: „Rassismus ist ober arm.“

Organisiert wurde „Kosmos Chemnitz“ vom Geschäftsführer der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungs GmbH, Sören Uhle. Es gehe ihm auch darum, aufzuarbeiten, was seit August vergangenen Jahres mit der Stadt passiert sei, sagte er im Interview mit der Leipziger Volkszeitung. Uhle hoffte im Vorfeld auf viele Besucher*innen, die sich gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit stellen: „Dieses Bild in die Welt zu senden, wäre toll.“

Dass so viele Chemnitzer*innen und Menschen aus dem Umland zu dem Konzert anreisten, ist zehn Monate nach #wirsindmehr ein starkes und ein bedeutendes Zeichen. Denn aufgearbeitet und vorbei ist noch lange nichts. Am Landgericht Dresden läuft derzeit ein Prozess gegen die Gruppe „Revolution Chemnitz“, der vorgeworfen wird, eine rechtsterroristische Vereinigung gegründet zu haben. In Dresden hießen Pegida-Demonstrant*innen vor laufender Kamera des ARD-Magazins „Kontraste“ den Mord an Walter Lübcke  gut.

Zudem stehen im Herbst in Sachsen, Brandenburg und Thüringen Landtagswahlen an. Laut einer aktuellen Umfrage des MDR liegen in Sachsen AfD und CDU gleichauf – sie würden derzeit jeweils 26 Prozent der Stimmen einholen. Die politische Lage ist also angespannt. Umso wichtiger ist es, zu wissen, dass es in Chemnitz Menschen gibt, die sich gegen Rassismus und rechte Gewalt positionieren. Und zwar verdammt viele.

soas

  • teilen
  • schließen