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Unsere liebsten Olympia-Momente

Sie alle haben uns besondere Olympische Momente beschert: Simone Biles, Tom Daley, Mutaz Essa Barshim, Gianmarco Tamberi und Max Kruse.
Fotos: Antonio Bronic, Reuters / Gregory Bull, Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved / picture alliance/dpa/ARD/Sportschau/Olympia / Michael Kappeler, picture alliance/dpa

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Heute enden die Olympischen Spiele in Tokio und damit ein in vielerlei Hinsicht denkwürdiges Turnier. Nicht nur, weil es die ersten olympischen Spiele waren, die unter Corona-Bedingungen und deshalb ein Jahr später als geplant stattfanden. Oder weil die belarussische Sprinterin Kristina Timanowska nach Kritik an ihren Trainern eine Entführung durch das heimische Regime fürchtete. Es gab auch gute, lustige, beeindruckende Momente. Wir haben sie für euch gesammelt:

Geteiltes Gold – Ein Moment, kitschiger als jedes Wandtattoo

„Let’s make history my friend!“, sagt der Katarer Mutaz Essa Barshim zum Italiener Gianmarco Tamberi bevor dieser in die ausgestreckte Hand Barshims einschlägt, um Augenblicke später mit Tränen in den Augen und einer eingesprungenen Ganzkörperumarmung den Deal zu besiegeln. Geteiltes Gold. Über Stunden hatten die beiden Hochspringer zuvor darum gekämpft, der beste Olympionik ihrer Disziplin zu werden. Immer höher war die Latte gesetzt worden; Die beiden scheiterten, versuchten, überwanden – alles im Gleichschritt. Bis schließlich die 2,39 Meter hohe Stange die beiden Athleten ans Ende ihrer Fähigkeiten und Kräfte brachte. Und anstatt im Stechen weiter gegeneinander zu kämpfen, entschieden sich die Kontrahenten, den ersten Platz miteinander zu teilen.

Beide wissen, was es bedeutet zu scheitern. Barshim, seit langer Zeit einer der besten Hochspringer der Welt, scheiterte bei Olympia 2012 und 2016 knapp an einer Goldmedaille, Tamberi musste die Spiele vor fünf Jahren wegen einer schweren Bänderverletzung absagen. Den Gips von damals hatte er als Motivation mit ins Stadion genommen. Umso schöner muss es für die beiden gewesen sein, endlich das erreicht zu haben, worauf sie ihre ganze Karriere hingearbeitet haben – und für uns Zuschauer*innen umso schöner, dass bei diesem Erfolg Rivalität und ein ewiges „Höher, Schneller, Weiter“  in den Hintergrund rückten. Stattdessen sahen wir: Empathie und den eigentlichen Olympischen Gedanken. Zugegeben – jetzt wird’s etwas pathetisch. Aber wie könnte man bei diesen Bildern auch anders?

Simone Biles’ Abtritt – Ein Schritt nach vorn

Simone Biles war bislang bekannt als die beste Turnerin der Welt. Als eine, die Übungen turnt, an die andere sich nie wagen würden. Nun ist die 24-jährige US-Amerikanerin aber noch für etwas anderes bekannt: Dafür, ihren Wettkampf nach einem verpatzten Sprung abgebrochen zu haben – wegen „medizinischer Probleme“, wie es zuerst von offizieller Seite hieß. Wegen „mentaler Gesundheit“, wie Simone Biles es später selbst sagt. (Mehr zu den Gründen findest du hier) Auf Instagram schrieb sie in einer Story: „Für alle, die sagen, dass ich aufgegeben habe: Ich habe nicht aufgegeben. Mein Geist und mein Körper sind einfach nicht im Einklang.“

Dass Simone Biles das Turnier abbrach, ist deshalb natürlich nicht schön – aber es ist wichtig. Denn viele Sportler*innen machen trotz Druck, Zwängen und Ermüdung immer weiter. Simone dagegen zeigt, dass man auf sich Acht geben muss. Dass man nicht alles bedingungslos ertragen muss. Auch nicht bei Olympia. Nicht, wenn es um die eigene Gesundheit geht.

Max Kruses Heiratsantrag – pragmatisch, praktisch, gut

Nachdem die deutsche Fußball-Mannschaft gegen Saudi-Arabien gewonnen hatte, zog Spieler Max Kruse während eines ARD-Interviews sein Trikot aus. Darunter trug er ein Shirt mit einem kurdischen Schriftzug darauf. Übersetzt stand da: „Ich liebe Dich. Möchtest Du mich heiraten“ Uff. Öffentliche Heiratsanträge sind ja meistens schwierig, weil immer irgendwie ähnlich oll: Diese erzwungene Romantik, „All of Me“ aus der Box, Rosenblätter. Mal abgesehen davon, dass man damit natürlich auch Druck auf den oder die Gefragte aufbaut. Aber Max Kruse ging das Ganze einfach entspannt an: „Schatz, wir sind schon ein paar Monate zusammen, eigentlich schon fast ein Jahr, es war eine schöne Zeit. [...] In diesem Sinne schöne Grüße nach Deutschland.“ Und ganz ehrlich, was will man auch mehr? Eine schöne Zeit miteinander haben, das ist doch echt das Wichtigste. Das ist der Pragmatismus, den wir bei öffentlichen Anträgen brauchen. Einfach, um sie ertragen zu können. Seine Freundin hat übrigens „Ja“ gesagt. Sie scheint also auch eher auf Pragmatismus zu stehen.

Timo Bolls Niederlage – auch Verlieren ist okay

„Glückwunsch von meiner Seite, er hat absolut verdient gewonnen.“ Das sagte Tischtennisspieler Timo Boll nach seiner Niederlage gegen den Südkoreaner Jeoung Youngsik. Diese Aussage klingt zunächst simpel, zeigt aber viel Größe: Denn die Niederlage im Achtelfinale muss Timo Boll sehr wehgetan haben. Er gilt als der beste deutsche Spieler jemals, stand 2003, 2011 und 2018 auf Platz eins der Tischtennis-Weltrangliste. Doch bei den Olympischen Spielen scheitert er traditionell im Einzel. Noch keine einzige Medaille gewann er allein – und bei den diesjährigen Spielen verpasste er sogar seine vielleicht letzte Chance auf eine Medaille in dieser Kategorie. Und genau deshalb ist sein Umgang mit der Niederlage so beeindruckend. Er zeigte damit: Man muss andere Leuten Erfolg auch gönnen können. Und: Verlieren ist okay.

Tom Daley beim Stricken – das beste Hobby für Spitzensportler

Dass Stricken nicht nur was für Omas ist, sondern auch was für Spitzensportler, ist spätestens seit diesen Olympischen Spielen klar. Denn der britische Turmspringer Tom Daley verfolgte das Kunstspringen der Frauen mit zwei Nadeln und Wollebausch und werkelte dabei seelenruhig an einem Pulli. Das war nicht nur ein ungewöhnlicher – und irgendwie niedlicher – Anblick, sondern auch ziemlich smart. Das Stricken ist nämlich sozusagen Teil der Strategie. Auf Instagram erklärte der 27-Jährige, sein Hobby habe ihm im Wettkampf enorm geholfen. „Meine Liebe zum Stricken, Sticken und Häkeln hat mich in diesem ganzen Prozess bei Verstand gehalten.“ Und tatsächlich: Stricken ist ein Lifehack fürs Stressmanagement. Neurowissenschaftler Henning Beck erklärte bei Deutschlandfunk Nova, der Grund dafür sei, dass man es nahezu automatisch macht, sobald man es erst einmal kann. Dabei entspannt sich der Bereich im Gehirn, der für die Konzentration zuständig ist. Stricken ist also wie Tagträumen: geistige Versenkung. In Daleys Fall scheint dieser Ablauf zu funktionieren: Erst die Gedanken in Wollwerke versenken und dann den Körper ins Wasser. Mit diesem Prinzip hat er letztlich nämlich Gold gewonnen – und im Anschluss für seine Medaille einen kleinen Halter gestrickt.

Die wilde Freude des Schwimmtrainers – das Meme der Olympischen Spiele

Schwimmtrainer Dean Boxall kann offenbar kaum glauben, was er da sieht – und flippt aus vor Freude. Er schreit, springt, reißt sich die Maske vom Gesicht, streckt die Faust hoch und rüttelt wie wild an einer Absperrung. So sieht wahre, unbändige Freude aus! Das Video davon verbreitet sich rasend schnell auf TikTok und Instagram und wird so zum viralen Meme. Bei all dem Staunen über die heftige Reaktion geht fast unter, worüber er sich so freut: seine Schülerin Ariarne Titmus, die gerade Gold gewonnen hat – und das auch noch gegen die US-Legende Katie Ledecky. Die wurde zuvor bei Olympia noch nie geschlagen. Kein Wunder, dass ihr Trainer da außer sich ist.

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