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Vorlesung im Zirkuszelt

Screenshot: Instagram / tu.braunschweig

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Uni fühlt sich manchmal wie ein Zirkus an, unweigerlich. Da gibt es Studierende, die akrobatische Tricks mit ihren Kugelschreibern aufführen, andere, die beim Gähnen so aussehen wie ein brüllender Löwe und Professoren, die sich unfreiwillig zum Clown machen. Für die Studierenden der Technischen Universität Braunschweig verwischen die Grenzen zwischen Zirkus und Uni künftig noch mehr. Denn während der nächsten zwei Semester werden für viele von ihnen die Vorlesungen regelmäßig in einem Zirkuszelt stattfinden. Grund ist eine Sanierung des Audimax‘, in dem die Vorlesungen eigentlich stattfinden sollten.

35 Meter breit und 17,5 Meter hoch erhebt sich das große rotweiße Zelt vor der Universität. Am Montag strömten an die 700 Studierende ins Innere. „Als ich reingekommen bin, war ich tatsächlich positiv überrascht“, sagt Jasmin, die an der Universität seit drei Semestern Physik studiert. „Ich hatte es mir wirklich viel, viel, viel schlimmer vorgestellt. Als ich das erste Mal davon gehört habe, dachte ich nur: Oh Gott, das kann ja was werden.“

„Die Luft steht im Zelt“

Doch der positive Eindruck hielt nicht lange. Das erste Problem gab es schon beim Hinsetzen. Dass die Stühle teilweise nicht sonderlich bequem seien, sei man ja aus anderen Räumen schon gewohnt, sagt Jasmin. Deutlich gravierender sei, dass die Stühle keinen Tisch haben. Als Ersatz bekommen alle Studierenden ein Klemmbrett für die Dauer der Vorlesung. „Für Leute mit Block oder Tablet geht das ja noch. Aber sobald man mit Laptop in die Vorlesung kommt, wird es richtig schwierig“, sagt Jasmin.

Jeder, der schon mal in einem Zirkus war, weiß, wie schwer einem das Atmen dort manchmal fällt. Und das liegt nicht nur am Geruch von Heu und Mist in der Manege, sondern auch an den Ausdünstungen der Zuschauer unter einer gigantischen Plastikplane. 700 Studierende machen die Sache nicht besser. „Die Luft steht im Zelt“, sagt Jasmin und fügt an: „Morgens war es noch okay, ein bisschen stickig. Aber am Nachmittag ging gar nichts mehr. Es braucht auf jeden Fall eine Klimaanlage oder zumindest ein paar Ventilatoren.“ Besonders im Hinblick auf den Sommer müsse die Universität etwas ändern. „Da überlege ich mir schon, ob ich nicht die eine oder andere Vorlesung ausfallen lasse und einfach das Skript lese“, so Jasmin.

Gaudimax oder Circus Maximus?

Auf Seiten der Uni sieht man das naturgemäß anders: „Zirkus findet ja auch im Sommer statt“, sagt Regina Eckhoff von der TU Braunschweig. „Aber wir haben natürlich vorgesorgt. Unsere Heizung kann auch Außenluft einsaugen, damit die Luft zirkuliert. Falls das nicht reicht, bestellen wir zusätzliche Kühlelemente.“ Tatsächlich erinnert das Zelt nur von außen an den Zirkus. Das Innenleben mit einer riesigen Leinwand, Metallstreben und dem Rednerpult wirkt eher wie die Kommandobrücke eines UFOs als ein Ort, an dem sich Akrobaten, Clowns und Löwen herumtreiben. „Wir haben alle Technik vom Audimax auch im Zelt installiert. Die Dozenten waren natürlich im Vorfeld etwas überrascht. Sie stehen ja in einer Manege. Aber sie sind da ja nicht alleine, auch die Studierenden sitzen dort“, so Eckhoff.

Einen Namen hat das Zelt noch nicht. Die Universität rief über Instagram dazu auf, das Zirkuszelt zu taufen. Vorschläge wie „Gaudimax“ und „Notlösung“ bekamen zwar viele Stimmen, doch es kristallisiert sich ein Gewinner heraus: „Wir schwanken noch zwischen Circus Maximus und Tentomax. Aber Tentomax hat die Nase ein bisschen vorne. Als 2011 unser Audimax schon einmal saniert wurde, hatten wir auch ein Zelt mit diesem Namen“, so Eckhoff.

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